Kultur Blog
- Geschrieben von Thomas Janssen -
Über den sinn-, aber nicht zwecklosen Versuch, eine Verbindung von Kunst und Nachhaltigkeit zu konstruieren.
Jahrhunderte alt, kann eine Guarneri- oder eine Stradivari-Violine noch heute so gespielt werden, wofür sie gebaut wurde. Mehr noch: je länger und je regelmäßiger sie gespielt wird, desto nobler wird ihr Klang. Nicht nur Bewahrung, sondern Entwicklung von Potenzialen: Ist eine schonendere Nutzung einer Ressource wie Holz denkbar? Man könnte das nachhaltig nennen – und so dem Zeitgeist Tribut zollen.
- Geschrieben von Christel Busch -
Das Staatliche Museum Schwerin thematisiert in seiner aktuellen Sommerausstellung die Künstlerfreundschaft zwischen dem deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner und seinem niederländischen Kollegen Jan Wiegers.
Im Frühjahr 1920 lernen sich Kirchner und Wiegers im schweizerischen Davos kennen und schätzen. Eine lange Freundschaft beginnt, die mit dem Freitod Kirchners 1938 enden soll. Gemeinsam malen die beiden in den Graubündner Alpen. Landschaftsbilder von expressiver Farbigkeit entstehen. Nach einer Ausstellung im Oktober 1920 kritisiert die Davoser Presse den Einfluss Kirchners auf Wiegers Werk und tituliert ihn als „Schüler von Kirchner". Kirchner widerspricht und erklärt, dass Wiegers „nicht sein Schüler, wohl aber sein Freund sei."
- Geschrieben von Claus Friede -
Das „Den Frie Utstillingsbygning“ in Kopenhagen gehört zu den aufsehenerregendsten Ausstellungsinstitutionen, das von Künstlern einst gegründet und immer noch bespielt und verwaltet wird.
Allein die Gründungsgeschichte, die Architektur, die Erweiterungen und die Ausstellungen würden ganze Kapitel füllen. Das „Den Frie“ – wie es liebevoll abgekürzt wird – bedeutet so viel wie „Das Freie Ausstellungshaus“. In einer Zeit als Europas Kunstinstitutionen damit beschäftigt sind, alleinig den etablierten künstlerischen Positionen Raum zu geben, bleiben die jungen, nachwachsenden Ideen von Wechsel und Wandel ausgeschlossen. Da liegt es auf der Hand eigene Institutionen zu gründen – geschehen im 19. Jahrhundert.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
In der Berliner Philharmonie startete Ende Juni die Europa-Tournee des MIAGI Youth Orchestra.
Es ist das Flaggschiff eines der ambitioniertesten Musikprojekte des afrikanischen Kontinents – MIAGI bedeutet „Music Is A Great Investment“; die Organisation setzt sich auf vielen Arbeitsfeldern für ein friedliches Miteinander ein, zu dem Musik die zentrale Motivation gibt. Am 11. Juli gastiert das Orchester in Hamburg, am 15. Juli in Ludwigsburg.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Eine betörende melancholische Fabel, manche Kritiker aber empfinden ihre Poesie als puren Kitsch.
2001 verzaubert Jean-Pierre Jeunet das Publikum mit „Die fabelhafte Welt der Amélie”. Jetzt hat der französische Kult-Regisseur den gleichnamigen Bestseller von Reif Larsen als skurriles wie hintergründiges Roadmovie inszeniert. Atemberaubende Bilder, magische 3D Technik und ein kurioser Protagonist, den der 60jährige Filmemacher zu seinem Alter Ego auserkoren hat: T.S. Spivet (Kyle Catlett) ist ein genialer Erfinder, Kartograph und zehn Jahre alt.
- Geschrieben von Dirk Meyhöfer -
Es war vor gut zehn Jahren. Oder ist schon länger her? Hamburg hatte den Architektur Sommer erfunden, hatte zum Hamburger Baudiskurs beigetragen, weil mit der „Next Generation“ eine neue Architekturgeneration erstanden war, die jenseits von Backstein und Mörtel bauen wollte.
Wir erinnern uns: Hadi Teherani, der Glas-High-Tech, war einer von ihnen. Es war die Zeit, als der Erfolg der Architekturbiennale in Venedig nachhaltig wurde. Warum nicht in Hamburg auch aus dem Architektur Sommer eine Architektur-Triennale machen? Es war eine schöne Idee. Aber Hamburg ist nicht der Ort, wo über Architektur diskursiv geredet wird, hier wird Geld damit verdient: in der HafenCity, in den BIDs (Business Improvement Districts) der Innenstadt, ja sogar noch in Wilhelmsburg. Nicht geklappt hat es in Hamburg mit einer Architekturbiennale oder – Triennale – sagen wir aus Desinteresse oder Unverständnis. Inzwischen gibt es viele Architektur-Biennalen zwischen Sao Paulo und Shanghai und ausgerechnet Rotterdam spielt den Gastgeber für Nordwesteuropa.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Vielleicht war es dem Respekt gegenüber seinem Lehrmeister John Cranko geschuldet, vielleicht wollte John Neumeier auch nur deutlich machen, etwas völlig Eigenständiges kreiert zu haben.
Seine Neufassung von „Eugen Onegin“, Puschkins Versroman und Vorlage von Crankos Ballettklassiker von 1965, trägt jedenfalls einen anderen Namen: "Tatjana", nach der traurigen Heldin, deren Liebe Onegin verschmäht – bis er zu spät seinen Irrtum erkennt. Mit der Uraufführung und einer hinreißenden Hélène Bouchet in der Titelrolle starteten nun die 40. Hamburger Ballett-Tage. John Neumeier, der mittlerweile wohl Dienst älteste Ballettchef der Republik, stellte sich einmal mehr als Spezialist des psychologisch ausgeleuchteten Handlungsballetts und Schöpfer grandioser Pas-de-Deux unter Beweis.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Erschreckend wie faszinierend: Errol Morris’ biographischer Dokumentarfilm über den früheren amerikanischen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.
Hat der Irak Massenvernichtungswaffen? Das war 2002 die alles entscheidende Frage. Noch heute ist der 81jährige ehemalige Politiker der Bush-Ära ein Meister der Verneblungstaktik. Seine Philosophie entlarvt sich auf der Leinwand schon bald als schier unerträgliche pseudointellektuelle Wortakrobatik. Doch jene rhetorischen Ablenkungsmanöver machten Geschichte und sind Kernpunkt des Interviews.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -
Für rund 380 US-Dollar ersteigert der Nachlassverwerter John Maloof eine Kiste voller Fotonegative – und entdeckt einen Schatz:
die Bilder von Vivian Maier, einer New Yorker Nanny, die ihr künstlerisches Talent zeitlebens streng geheim gehalten hat. Der Dokumentarfilm „Finding Vivian Maier“ begibt sich nun auf die Spur der bislang unentdeckten Amateurfotografin.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink und Claus Friede -
Das Schleswig-Holstein Musik Festival öffnet seine Saison am 5. Juli und endet am 31. August 2014.
Seit seiner Gründung 1986 gehört es zu den herausragenden internationalen Kulturereignissen. Mit seinem neuen Intendanten Dr. Christian Kuhnt geht das Festival ab 2014 neue Wege und widmet wechselnden Komponisten eine Retrospektive. Von 1999 bis 2007 war er bereits als künstlerischer Direktor und stellvertretender Intendant tätig.
Hans-Juergen Fink und Claus Friede trafen Christian Kuhnt in Hamburg und sprachen mit ihm über die neue Ausrichtung, das Programm und die Retrospektive mit Felix Mendelssohn und seine Künstler von Sol Gabetta über Thomas Hengelbrock bis Elton John sowie über Perspektiven und Finanzen.