Kultur Blog
- Geschrieben von Christel Busch -
Die Kestner Gesellschaft Hannover stellt drei der bedeutendsten Künstler der zeitgenössischen Kunst aus: die Fotokünstler Andreas Gursky, Jeff Wall und den Maler Neo Rauch.
Eine Premiere, denn zum ersten Mal sind diese Superstars der Kunstszene gemeinsam in einer Ausstellung vertreten. Rund fünfzig Arbeiten werden vorgestellt, darunter neue und bekannte Fotoarbeiten von Andreas Gursky, Schwarz-Weiß und Farbfotografien von Jeff Wall, Neo Rauchs kolorierte Zeichnungen und zwei seiner Bronzeplastiken. Für Veit Görner, Direktor der Kestner Gesellschaft Hannover, ist die Ausstellung „wie das 1:0 von Götze im WM-Finale".
- Geschrieben von Claus Friede -
Zeitgenössische europäische Architekturmetropolen, die diesen Namen wirklich verdient haben gibt es überschaubar wenige: Rotterdam, Wien, Barcelona und im Norden, Kopenhagen.
Die Dänische Hauptstadt tut viel für diesen Ruf. Wer sich in den ehemaligen und heutigen Hafengebieten umschaut, kann nicht anders als respektvoll mit dem Kopf zu nicken. Wie immer ist nicht jedes Gebäude gelungen, aber die Mehrzahl schon. Ob Schaupielhaus (Architektur: Lundgaard & Tranberg), die Nationaloper (Henning Larssen), die Königlich Dänische Bibliothek (Schmidt, Hammer & Lassen) oder der Neubau der SEB Bank (Lundgaard & Tranberg), sie alle sind mittlerweile Wahrzeichen und Landmarks der Stadt und es kommen in den nächsten Jahren noch weitere hinzu.
- Geschrieben von Anna Grillet -
In Dominik Grafs unkonventionellem Historiendrama wird Dichterrebell Friedrich Schiller nicht zu unserem Zeitgenossen sondern wir zu seinem.
Die wahren Revolutionäre der Leidenschaft sind aber Frauen.
Im Sommer 1788, im thüringischen Rudolstadt beginnt die anrührende Ménage-à- trois zwischen dem Autor der “Räuber” (Florian Stetter) und den Schwestern Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung) und Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius).
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Eine Auseinandersetzung mit dem Gottesbild.
Nachdem der Schlussakkord von Händels mächtigem Oratorium „Israel in Egypt“ verklungen war und der Applaus beim SHMF-Konzert in der Hamburger Laeiszhalle nicht enden wollte, sang der Balthasar-Neumann-Chor unter Thomas Hengelbrock als a-cappella-Zugabe Felix Mendelssohns Motette „Richte mich, Gott“ – auch in ihrem Text geht es vorderhand ein starker, aber unbarmherziger Gott, der seine Gläubigen alleine lässt in der Not. Und um einen starken Glauben, der sich nicht irre machen lässt und felsenfest an die Rettung glaubt. Entstanden gut 100 Jahre nach Händels Werk war das ein starker Schlusspunkt und das Nachzeichnen der Verknüpfung, die musikhistorisch zwischen beiden Komponisten besteht.
- Geschrieben von Christel Busch -
Eine Luftschlange aus Sperrholz hängt an einer Garderobe.
Eine hölzerne Christusfigur schmückt, der Länge nach halbiert, Bilderrahmen. Eine meterhohe Palme steht in der Diele des Museums Behnhaus Drägerhaus.
Die Overbeck-Gesellschaft in Lübeck präsentiert in ihrer Sommerausstellung Arbeiten von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein. Künstler der Jahrgänge 2011 bis 2013 zeigen ein buntes Spektrum aus Fotografien und Installationen, Zeichnungen, Gemälde und Aquarelle. Der Untertitel "Von hier aus / From here on in" klingt rätselhaft. Von Lübeck hinaus in die Welt?
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Keine Visionen, keine Versprechen.
Vielmehr eine nüchterne Bestandsaufnahme und ein paar konstruktive Vorschläge für die Zukunft: Unter der Fragestellung „Hamburg – Modellregion für Kinder- und Jugendkultur?“ hatte die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkultur (LAG) die kulturpolitischen Sprecher der fünf großen Parteien zum Podiumsgespräch geladen. In der Zentralbibliothek am Hühnerposten diskutierten Isabella Vértes-Schütter (SPD), Christa Goetsch (die Grünen), Katja Suding (FDP), Norbert Hackbusch (die Linke) und Dietrich Wersich (CDU) vor Hamburgs Protagonisten der Kinder- und Jugendkultur. „Ein Familientreffen“, wie Moderator Ansgar Wimmer, Vorstand der Alfred Toepfer Stiftung, gleich zu Beginn feststellte. Dementsprechend harmonisch verlief auch der Abend.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Diao Yinan inszeniert seinen makabren düsteren Thriller als bildgewaltige Allegorie auf die heutige Gesellschaft Chinas.
Eine abgehackte Hand zwischen schwarzer Kohle auf einem Förderband, ein menschliches Auge in der Nudelsuppe eines Schnellimbiss’, an den verschiedensten Orten tauchen weitere Leichenteile auf. Im tristen Norden des Landes sind bizarre Verbrechen keine Seltenheit. Die Ermittler glauben dem Mörder auf der Spur zu sein, doch die Festnahme endet als blutiges Fiasko. Zwei Polizisten werden erschossen, der leitende Kommissar, Zhang Zili (Liao Fan) kommt nur knapp mit dem Leben davon, muss seinen Dienst quittieren. Der Fall bleibt unaufgeklärt. Noch kurz zuvor sah der Zuschauer den glücklosen Detektiv auf einem Hotelbett zwischen Spielkarten und wutdurchtränkter Leidenschaft mit seiner Frau: das Abschiedsritual einer zerstörten Ehe. Am Bahnhof die letzte Umarmung, sie gleicht einem tödlichen Angriff und Zhang mehr einem Täter als dem Vertreter von Recht oder Ordnung. Ein Film Noir von abgründiger Schönheit.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -
Stummfilme im Kino? Heute eine Seltenheit.
Die Bonner Stummfilmtage dagegen begeben sich alljährlich auf ambitionierte Archivrecherche, und bringen zum 30. Jubiläum den verloren geglaubten Serienhit „Homunculus“ wieder auf die große Leinwand.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Deine Heimat ist das Meer, deine Freunde sind die Sterne“, sang Freddy Quinn.
Von wegen! Das norddeutsche Dokumentartheater „Das letzte Kleinod“ zeigt, wie knallhart der Seemanns-Job heute ist.
„Um uns herum nur nichts“ heißt das neue Stück des Dokumentartheaters über den Arbeitsalltag auf See. Als Zuschauer auf der Open-Air-Tribüne vor Schuppen 52 im Hamburger Freihafen bekommt man bereits vor Beginn der Aufführung eine leise Ahnung von der Tragweite dieses Titels. Der Freihafen ist hier so trostlos, wie muss es erst auf hoher See sein? Und wie kalt bläst dort wohl der Wind? Das bisschen, das an diesem lauen Sommerabend über die Tribüne weht, ist für verweichlichte Stadtmenschen ja schon eine Zumutung. Nur gut, dass ausreichend warme Schlafsäcke bereitliegen.
- Geschrieben von Thomas Janssen -
Über den sinn-, aber nicht zwecklosen Versuch, eine Verbindung von Kunst und Nachhaltigkeit zu konstruieren.
Jahrhunderte alt, kann eine Guarneri- oder eine Stradivari-Violine noch heute so gespielt werden, wofür sie gebaut wurde. Mehr noch: je länger und je regelmäßiger sie gespielt wird, desto nobler wird ihr Klang. Nicht nur Bewahrung, sondern Entwicklung von Potenzialen: Ist eine schonendere Nutzung einer Ressource wie Holz denkbar? Man könnte das nachhaltig nennen – und so dem Zeitgeist Tribut zollen.