Elbjazz
Jazz ist Begegnung. Die Laboratorien des Unerhörten vermutet man eher in kleinen Clubs, Hinterhöfen, Proberäumen. Wie aber auch ein Festival Möglichkeitsräume schaffen kann, zeigen Ausschnitte des diesjährigen ELBJAZZ-Programms: Eine Reihe, die dieses Motto dauerhaft lebt, hat der Hamburger Saxophonist Gabriel Coburger ins Leben gerufen: FAT JAZZ urban-X-changes.

Jeden Dienstag treffen in der BAR 227 an der Sternbrücke Musiker aus den Jazzmetropolen Berlin und Köln auf Hamburger Kollegen: Musiker wie Rudi Mahall, Dieter Glawischnig, Luten Petrowsky, Frank Delle, Jonas Burgwinkel und Detlev Beier – um nur einige zu nennen. Spontanes Zusammenspiel in immer neuen Konstellationen lässt die Beteiligten über den Tellerrand der lokalen Szene blicken. Dank freundlicher Unterstützung durch die Rusch-Stiftung kann ELBJAZZ dieser spannenden Reihe während des Festivals eine eigene Bühne widmen und so FAT JAZZ zu einem großen Forum verhelfen.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass engagierte Musiker Strategien entwickeln, um den Jazz im eigenen Umfeld voranzubringen, liefert Alfred Vogel, der einen Abend lang diesselbe Bühne bei ELBJAZZ kuratieren wird. Der Österreicher schafft mit seinem Festival „Bezau Beatz“, seinem Label Boomslang und Konzerten quer durch den Vorarlberg Raum für Künstler, die wie er ohne Genregrenzen im Kopf die Begegnung suchen. Alfred Vogel sitzt meist selbst am Schlagzeug und hält das spontan Entstandene auf Tonträger fest. „Vogelperspektive“ bei ELBJAZZ ist der Blick auf ein stilistisch weites Feld. Musiker wie John Schröder, Christian Lillinger oder Kalle Kalima beweisen bei ELBJAZZ, dass ihre Neugier keine Grenzen kennt.

Keine Scheu vor dem Unberechenbaren kennt Helge Schneider. Bei ELBJAZZ wird er an beiden Abenden Musikerkollegen am Flügel begegnen. Mit dem kanadischen Entertainer Chilly Gonzales hat er 2010 den Drahtseilakt ohne langes Proben beim Traumzeit Festival schon einmal riskiert. Die Musik des jungen Jazzpianisten Michael Wollny lernte er erst kennen, als ELBJAZZ ihm dessen CDs zukommen ließ. Ein ungleiches Paar auf der Basis von hoher Musikalität und Lust an der Improvisation: Man darf gespannt sein auf diese vermutlich einmalige Begegnung.

Die jüngste Bestätigung beim Festival sind die vier norwegischen Multiinstrumentalistinnen von Katzenjammer, eine Band, die genauso gut aufs Hurricane Festival wie zu ELBJAZZ passt. Gleichermaßen dynamisch und angenehm respektlos bewegen sie sich musikalisch zwischen Folk-Rock und Gypsy-Swing und klingen dabei wie eine durchgeknallte Kreuzung aus The B-52’s, Gogol Bordello und den Dixie Chicks.

Bands wie das Karlsruher Kammerflimmer Kollektief oder Jazzkantine und die Mojo Night mit Rob Gallagher sind weitere Beispiele dafür, dass sich auf einem Festival durchaus tanzbare Grooves mit lebendiger Avantgarde mischen können.

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