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Anlässlich der diesjährigen „China-Time Hamburg 2012“ und des deutsch-chinesischen Kulturjahres 2012 präsentiert das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg erstmals einen Katalog mit 150 Werken seiner hochkarätigen chinesischen Sammlung aus 3500 Jahren. Das Buch behandelt insbesondere die Spitzensammlung kaiserlichen Porzellans sowie Malerei, Kunsthandwerk und buddhistische Skulptur.

Der umfangreiche Katalog erscheint in Deutsch, Englisch und Chinesisch und stellt auf 388 Seiten mit rund 400 faszinierenden Gesamt- und Detailaufnahmen die wichtigsten Werke vor. Jedem Kapitel ist eine kurze Einführung vorangestellt. Weitere Erklärungen finden sich zu den einzelnen Objekten. Zahlreiche Detailaufnahmen, wie etwa von allen kaiserlichen Marken und Unterseiten der Porzellane, ergänzen die ganzseitigen Gesamtansichten der Werke. Die Ostasien-Sammlung des MKG ist neben dem Museum für Asiatische Kunst in Berlin und dem Museum für ostasiatische Kunst in Köln die bedeutendste ihrer Art in Deutschland. Sie umfasst heute rund 13.000 Objekte chinesischer Kulturgeschichte, darin inbegriffen Werke aus Porzellan, Glas, Holz, Bronze, Email, Lack und anderen Materialien. Mit Ausnahme einer Broschüre aus den 1920er Jahren gab es bisher noch keinen Bestandskatalog zu dieser herausragenden Sammlung des MKG. Ermöglicht wurde die Produktion des Katalogs durch die private Initiative des Vorstandsvorsitzenden von CAISSA Touristic, Herrn Mang Chen, und dem Experten für chinesische Kunst Jing Li.

Inhalt des Katalogs: Die ersten beiden Kapitel sind dem Steinzeug und Porzellan mit monochromen Glasuren gewidmet: ihrer Blütezeit vom 10. bis 12. Jahrhundert und seiner Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert. Diese durch Farbe und Umriss wirkenden Gefäße, die im späten 19. und 20. Jahrhundert großen Einfluss auf die westliche Studiokeramik hatten, wurden am chinesischen Kaiserhof und von der Aristokratie benutzt. Einen geschmacklichen Bruch für das Porzellan bringt die Ming-Zeit, der zwei weitere Kapitel gewidmet sind. Die Ming-Vase wurde zu einem Schlagwort für chinesische Exotik im Westen. Nach den Anfängen im 14. Jahrhundert wurde nun erstmalig ein mit Kobaltblau bemaltes Porzellan hergestellt. Diese revolutionäre Erfindung prägt bis heute den Porzellandekor weltweit. Mit der Ming-Zeit wurden auch erstmalig kaiserliche Marken eingeführt. Dem Kapitel zum Blauweiß folgt das farbige Porzellan der Ming-Zeit. Im 16. Jahrhundert wurde in den urbanen Zentren eine kräftigere, leuchtende Bemalung Mode und wirkte ihrerseits auf die kaiserliche Produktion zurück. Die drei folgenden Kapitel behandeln jeweils die farbigen Porzellane der drei großen Mandschu-Kaiser Kangxi, Yongzheng und Qianlong, die im letzten Drittel des 17. und im 18. Jahrhundert Chinas Kunst und Kultur zu einer einmaligen Blüte führten, sich jedoch in ihren Vorlieben voneinander unterscheiden. Hierunter befinden sich die feinsten kaiserlichen Gefäße der Hamburger Sammlung, die mit Stücken der ehemaligen kaiserlichen Sammlung vergleichbar sind, die heute in den Palastmuseen in Taipei und Peking aufbewahrt werden. Ein weiteres Kapitel behandelt geschnitzte Objekte aus den Materialien Lack, Jade und Rhinozeroshorn vom 14. bis 18. Jahrhundert, die als typisch chinesisch gelten und am Hof wie bei den Gelehrten sehr beliebt waren. Unter dem Thema „Status und Ritual“ sind Metallobjekte aus Bronze und Cloisonné (Email-Technik auf Kupfer) zusammengefasst, die als Statussymbole und Objekte des Ahnenkults Bedeutung hatten. Vor allem durch den Konfuzianismus spielte die Ahnenverehrung und das Ritual im Ablauf des Jahres eine große Rolle. Thema des zehnten Kapitels sind religiöse Skulpturen und Plastiken vom 11. bis 18. Jahrhundert, die in buddhistischen und daoistischen Tempeln oder auch auf einem häuslichen Altar standen. Das letzte Kapitel ist der Malerei und Kalligraphie vom 15. bis Mitte des 20. Jahrhunderts gewidmet, die in der Sammlung durch bedeutende Gelehrten- und Berufsmaler vertreten sind, darunter auch die großen Maler der klassischen chinesischen Moderne Wu Changshuo (1844-1927) und Qi Baishi (1863-1957).

Geschichte der China-Sammlung im MKG: Erste chinesische Objekte kamen seit der Gründung 1874 in das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, gezielt erworben wurde chinesische Kunst aber erstmalig in den 1920er und 1930er Jahren. Einem Trend dieser Zeit entsprechend sah man die kulturellen Errungenschaften Chinas vor allem in seiner Frühzeit und erwarb Keramik bis zum 15. Jahrhundert und archaische Ritualbronzen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden erneut verstärkt chinesische Werke angekauft, nun erstmalig auch Malerei und Farbholzschnitte. Die jüngere Sammlungsgeschichte ist in besonderer Weise bestimmt von herausragenden Hamburger Schenkungen. Das betrifft sowohl die Qualität wie den Umfang der Stiftungen. Besondere Bedeutung hat die Schenkung von Jan Philipp Reemtsma aus dem Jahr 1996. Die breit angelegte Sammlung von 300 Objekten von 1500 v. Chr. bis zum 18. Jahrhundert aus Bronzen, Keramik, Glas und Jade mit einem Schwerpunkt auf monochromem Porzellan war von seinem Vater Philipp F. Reemtsma kurz vor dem 2. Weltkrieg zusammengetragen worden. Beraten hatte ihn Martin Feddersen, 1924-37 Leiter der Ostasien-Abteilung im MKG, der unter den Nationalsozialisten aus dem Museumsdienst entlassen worden war. Nach einer Schenkung von rund hundert Cloisonné-Arbeiten durch Marianne Gierock im Jahr 2001 folgte 2007 die Schenkung der hochkarätigen Sammlung von Harold A. Hartog. Sie enthält 90 Porzellane, darunter viele für den kaiserlichen Haushalt hergestellte Gefäße in Blauweiß der frühen Ming-Zeit aus dem 15. Jahrhundert sowie elegante, farbig bemalte Stücke des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Harold A. Hartog hatte seine Porzellansammlung im Londoner Kunsthandel und auf Auktionen in Hongkong erworben. Mit diesen kaiserlichen Luxus-Objekten in exquisiter Qualität besitzt das MKG nun einen in Deutschland einmaligen Bestand chinesischer Porzellane. Die jüngeren Erwerbungen des Museums stammen aus dem Bereich Malerei und buddhistische Skulptur.

Der umfangreiche Katalog erscheint in Deutsch, Englisch und Chinesisch: Nora von Achenbach, Die chinesische Sammlung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hg. vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Mang Chen und Jing Li, 388 Seiten, Leinen gebunden, 155 ganzseitige Abbildungen und 243 Details in Farbe, ISBN 978-3-923859-80-1

Quelle: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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