
Das Pera Ensemble, bestehend aus Mehmet C. Yeşilçay (musikalische Leitung), Francesca Lombardi Mazzulli (Sopran), Valer Barna-Sabadus (Countertenor) und als Gast Ahmet Özhan (Gesang) hat kürzlich eine CD herausgebracht, die „Gesänge aus dem Christentum, Islam und dem Judentum – friedlich miteinander vereint“. So ist der Wunsch, der auf dem Cover gedruckt steht. Eine sicherlich gute Absicht, aber das Ergebnis ist nicht umfassend überzeugend, weil nicht zukunftsweisend.
Aber der Reihe nach: Die 20 Stücke auf dem Album spiegeln den Glauben der drei großen monotheistischen Religionen wider und widmen sich deren musikalischen Äußerungen über Jahrhunderte hinweg, insbesondere aber der Zeit des Barocks. Da steht eine Komposition von Dietrich Buxtehude (1637-1707) neben einer von Mehmet, genannt Hafiz Post (1630-1694), Antonio Vivaldi (1678-1741), gefolgt von Sheikh Mesut Efendi. Giovanni Pergolesis (1710-1736) „Amen, Tutti“ folgt dem sephardischen „Kiddush“, dem jüdischen Segensspruch zum Shabbat. Latein, Deutsch, Türkisch, Arabisch und Hebräisch sind die Sprachen dieser CD.

In diesem Zusammenhang wirkt das musikalische Projekt „Trialog“ wie eine ferne Erinnerung daran wie es unter der Decke von Geschichte einmal war und wie die „universelle Sprache Gottes“ geklungen haben mag. Wünschenswert wäre bei den formulierten inhaltlichen Ansprüchen eine Vision gewesen, die auch das Heute mitgedacht hätte, aber das bleibt leider auf der Strecke. Diese Musik macht eben heute nicht mehr religiös, noch erscheint es glaubwürdig, dass die Zeit des Barocks in allen drei Religionen mit vergleichbaren Mitteln gearbeitet hätte. Der Trialog wirkt dadurch historisch konstruiert und etwas willkürlich, weil mit Allgemeinplätzen umgegangen wird und auf Feinheiten zu wenig Wert gelegt wurde. Zu wenig interne Informationen über die Wesen der drei Religionsbrüder sind berücksichtigt. Der musikalische, klangliche Schleier bedeckt wie Schnee eine Landschaft, in der man die Formen lediglich schemenhaft sieht.
Instrumental und gesanglich ist wenig zu kritisieren, die Counterstimmen sind wunderbar, mal klar und abgesetzt mal südländisch gezogen. Die Chöre geben den Stücken ein angemessenes Klangvolumen. Dass Mehmet C. Yeşilçay darauf Wert legte, die verschiedenen Allelujas am Ende des Albums in den jeweiligen Kulturen auch unterschiedlich vorzutragen ist hoch anzurechnen, denn Kopismen hätten das ganze Projekt noch mehr in Frage gestellt.
Mehr Transkulturalität und weniger Multikultur wären wünschenswert gewesen.
Pera Ensemble: Trialog – Music For The One God
Label: Berlin Classics, (Edel)
Bestellnummer: 2769719
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Abbildungsnachweis:
Pera Ensemble und CD-Cover
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