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Mit Spannung wurden die Entscheidungen der Jurys und des Publikums erwartet. Bei der ebenso feierlichen wie von Moderatorin Ruth Rockenschaub gewohnt unterhaltsam präsentierten Preisverleihung wurden heute Abend die Preisträger des 28. Internationalen KurzFilmFestivals Hamburg gekürt.

Der ägyptische Regisseur Ahmed Ghoneimy wurde für seinen Beitrag Bahari mit dem Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs (Hamburger Kurzfilmpreis) ausgezeichnet. Die Jury befand, dass der „sehr persönliche Kurzspielfilm einen kleinen Ausschnitt einer Gesellschaft in fast fortwährendem Umbruch“ zeige und „mit seiner höchst sachkundigen, poetischen und selbstbewussten Inszenierung von Schauplatz und menschlicher Interaktion sowie dem feinen und durchdachten Zeitablauf“ überzeugt habe.

Bei der vorgezogenen Schafskälte in Hamburg freuten wir uns über sehr gut besuchte und zuweilen ausverkaufte Vorstellungen in den kuschelig warmen Festivalkinos. Ein echter Gewinn war in diesem Jahr unser neues Festivalzentrum auf dem Gelände, wo wir an anderer Stelle bereits im Vorjahr Filme vorgeführt und Partys gefeiert hatten: Die Halle 5 wurde wie erhofft der zentrale und viel besuchte Anlaufpunkt für die akkreditierten Fachbesucher, das neugierige Publikum und die Teammitglieder.

Insbesondere das neu eingerichtete No Budget Hotel, in dem wir den Film aus dem Korsett des konventionellen Kinos befreit haben, war sehr gut besucht. Das Publikum verließ erst in den frühen Morgenstunden die Sofas und Sessel des No Budget Hotels, wo stundenlang Kurzfilme des No Budget Wettbewerbs liefen. Unsere Open Airs wurden kurzfristig in eine Fabrikhalle verlegt, ein einmaliges Erlebnis für die vielen Besucher, Kurzfilme in einer leer stehenden Kathedrale des Industriezeitalters genießen zu können.

Wer während der Festivalwoche einen der ausgezeichneten Filme verpasst hat oder alle Preisträgerfilme am Stück sehen möchte, hat am Montag, den 4. Juni 2012 die Möglichkeit zur filmischen Nachbereitung: in den zeise Kinos zeigen wir um 19:30 Uhr alle Preisträgerfilme noch einmal.


Internationaler Wettbewerb
Die Jury: Andrew Bird, Pamela Cohn, Pascale Faure, Claus Löser, Johannes Nyholm

Hamburger Kurzfilmpreis (Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs, 3000 Euro)
Bahari von Ahmed Ghoneimy, Ägypten 2011, 12:39 min., Kurzspielfilm
Begründung:
Mit seinem sehr persönlichen Kurzspielfilm zeigt der Regisseur einen kleinen Ausschnitt einer Gesellschaft in fast fortwährendem Umbruch. In atmosphärisch dichten Szenen wird eine surreale Begegnung in der Nähe Alexandrias, Ägypten, nacherzählt, die von Unterstellungen und Ängsten zeugt. Kommunikation scheint nur noch bruchstückhaft möglich. Mit seiner höchst sachkundigen, poetischen und selbstbewussten Inszenierung von Schauplatz und menschlicher Interaktion sowie dem feinen und durchdachten Zeitablauf hat der Film die Jury überzeugt.

Lobende Erwähnung der Jury:
L’ ambassadeur & moi (The Ambassador & Me) von Jan Czarlewski, Schweiz 2011, 15:35 min., Dokumentarfilm

Begründung:
Mit zitternder Kamera und stotternder Stimme nähert sich ein junger Mann seinem idealisierten, jedoch kühlen und abweisenden Vater. Es ist ein trauriger, komischer, mutiger und zutiefst menschlicher Film, der in knapp 16 Minuten zeigt, dass bedeutende gesellschaftliche Leistungen zu enormen Defiziten auf der menschlichen Ebene führen können. Die Kämpfe, die der Vater im Laufe seiner Karriere austragen musste, haben ihm eine ganze Reihe Auszeichnungen zuteil werden lassen. Die Jury möchte nun der hervorragenden filmischen Leistung des Sohnes ihre Anerkennung aussprechen.

Liberté-Publikumspreis (1.500 Euro), präsentiert von Gauloises, wettbewerbsübergreifend vergeben an einen Film aus dem Internationalen und Deutschen Wettbewerb
The Centrifuge Brain Project von Till Nowak, Deutschland 2011, 6:35 min., Kurzspielfilm

NoBudget Wettbewerb
Die Jury: Dagmar Brunow, Bady Minck, Dragan Zivancevic

No Budget Jurypreis (2.000 Euro)
25km2 von Jana Mináriková, Slowakische Republik 2011, 12:21 min., Experimenteller Kurzspielfilm
Begründung:
Ein intelligenter Meta-Film, der durch seinen großartigen Humor überzeugt. Das selbstreflexive Werk beeindruckt durch seine komplexe Erzählstruktur und der Vielzahl an Bedeutungsebenen. Mit stilvoller Eleganz und intertextuellen Bezügen kreiert der Film ein eigenständiges Universum.

Lobende Erwähnungen der Jury

After von Lukasz Konopa, Großbritannien/Polen 2011, 6:40 min., Dokumentarfilm
Hervorragend fotografiert und montiert, überzeugt dieses komplex konstruierte Werk durch seine Dichte. Der Film ist nicht nur ein Film über das Gedenken an den Holocaust, sondern auch eine Reflektion über die Repräsentation von Erinnerung.

Morgen leben wir wieder von Corinna Giesen, Deutschland 2011/12, 20:00 min., Dokumentarfilm
Das mutige, intime Portrait einer Geschwisterbeziehung packt den Zuschauer durch seinen tagebuchartigen Charakter mit überraschenden Momenten verstörender Intensität.

No Budget Publikumspreis ›Der optimistische Durchblick‹ (1.500 Euro) aufgrund exakter Stimmengleichheit schwesterlich geteilt an:
- Animation Hotline, 2011 von Dustin Grella, USA 2011, 5:00 min., Animation
- Ten Quintillion von Romilly Spiers, Australien 2012, 9:19 min., Experimentalfilm

Deutscher Wettbewerb
Die Jury: Konrad Mühe, Birgit Ramsauer, Peter Schernhuber

Jurypreis (2.000 Euro)
Like Rats Leaving a Sinking Ship von Vika Kirchenbauer, Deutschland 2012, 24:29 min., Dokumentarfilm
Begründung:
Die eigene Geschichte wird auf Reisen geschickt. Die Montierung von Bild, Ton und Identität als Sonimage stellt sich als autobiografische Tiefenbohrung heraus. Humoristische Momente halten die Balance zwischen dem Autor und dem Betrachter. Bedacht wendet Kirchenbauer filmische Verfahren an und reflektiert deren Formsprache. Integere Bilder werden zusammengefaltet, Untertitel funktionieren als Karaoketextzeilen. Unprätentiös und nicht illustrierend erzählt Kirchenbauer ihre Geschichte.
Geil ist Geil ist Geil

Lobende Erwähnung:
- Escape von Rosa Hannah Ziegler, Deutschland 2011, 21:03 min., Kurzspielfilm
Begründung:
Provokativ ist an „Escape“ nichts. Rosa Hannah Zieglers Film ist ein Modell über jugendliche Gewalt und gesellschaftliche Entfremdung. Durch den Regiegriff zu Bachs „Kunst der Fuge“ erlaubt der Film dem Betrachter die Eskalation in der Konstruktion der Geschichte zu ertragen: die zwei gegensätzlich angelegten Hauptthemen der Fuge spiegeln sich in den beiden unterschiedlichen Charakteren der Mädchen.
Die zuvor eingeführten Handybilder entfalten malerische Qualität: Der einzige sinnliche Blick der Suchenden auf diese Welt überschreitet weit die Grenze eines einfachen verfremdeten Bildes. Der Topos krimineller Jugendlicher, die in der unberührten Natur Resozialisierung erfahren, wird von der schlagkräftigen Inszenierung der Barbarei zurückgewiesen.
Die Coda, der Schluss, führt die Fuge in der Wiederholung zurück zum Anfang: „Escape“ als „Fuge“ – eine Flucht ohne Hoffnung.

Hamburger Wettbewerb

Hamburger Publikumspreis präsentiert von Pilsner Urquell (1.500 Euro)
Der fremde Fotograf und die Einsamkeit von Willy Hans / Jan Eichberg, Deutschland 2011, 5:26 min., Kurzspielfilm

Flotter Dreier Wettbewerb: Thema „Remake“

Publikumspreis ›Der Flotte Dreier‹ (1.000 Euro), gefördert von der Hamburgischen Kulturstiftung
Tarazoo (Scale) von Ramin Rahbar, Iran 2012, 2:03 min., Animation

arte-Kurzfilmpreis
Die Jury: Sabine Brantus-Lauffer, Barbara Häbe

arte-Kurzfilmpreis (6000 Euro). Der Preis beinhaltet die Ausstrahlung auf arte.
Meteor von Christoph Girardet / Matthias Müller, Deutschland 2011, 15:00 min., Experimentalfilm
Begründung:
ARTE freut sich, dieses Jahr mit der Vergabe eines Preis an einen Film aus dem Wettbewerb erneut das KurzFilmFestival Hamburg unterstützen zu können.
Wir gratulieren den Filmemachern Christoph Girardet und Matthias Müller für ihr Wunderwerk „Meteor“. Ein poetischer, fantastischer und zugleich ästhetischer Film, der aus vielen verschiedenen Ausschnitten und Zitaten aus vergangenen Werken virtuos zusammengestellt wurde.
Ängste, Erwartung und Nostalgie, alt und neu und vor allem Erträumtes werden zusammengebracht. Unsere Reise bis zum Mond wird bis zum Schluss mit der grandiosen Arie von Puccini begleitet. Wir sind verzaubert !

Mo&Friese KinderKurzFilmFestival
Diese Preise werden von den beiden Kinderjurys vergeben.

Mo-Preis gestiftet von GEOLino (Jurypreis 1500 Euro, ab 9 Jahre)
Missing (Vermisst) von Cristian Wiesenfeld, Chile/Deutschland 2011, 2:40 min., Animation
Begründung:
Wir fanden den Film sehr faszinierend. Die Animation war einfach WOW! Uns hat beeindruckt, wie aus einer Miniaturwelt ein ganzer Film wurde. Unser besonderes Lob geht an den Filmemacher Cristian Wiesenfeld, der den Film in dreijähriger Arbeit erstellte. Der Mo-Preis 2012 geht an „Vermisst“!

Lobende Erwähnungen:
- Join My Band von Naomi Wright, Großbritannien 2010, 15:09 min., Kurzspielfilm
- Dingi von Veit Helmer, Bangladesch/Deutschland 2012, 6:15 min., Kurzspielfilm

Friese-Preis gestiftet vom Levantehausk (Jurypreis 1500 Euro, 4 bis 8 Jahre)
Julian von Matthew Moore, Australien 2011, 13:22 min., Kurzspielfilm
Begründung:
Der diesjährige Friese-Preis geht an den australischen Film „Julian“. Dieser Film hat uns überzeugt, weil er uns sehr zum Lachen gebracht hat und wie ein kleiner Spielfilm ist. Wir fanden es gut, dass ein kleiner Junge, der von den Erwachsenen nicht ernst genommen wird, am Ende der Sieger ist. Besonders hat uns der überraschende und ungewöhnliche Weg gefallen, auf dem Julian sich gegen seinen Lehrer, seinen Klassenkameraden und den Schuldirektor durchsetzt. Es passiert nicht oft, dass der Direktor eine Durchsage mit den Ansichten eines Schülers macht.

„GIB MIR FÜNF!“-Wettbewerb
(600 Euro, gestiftet von GEOlino, vergeben von der Mo-Jury und der Friese-Jury)

1. Preis (300 Euro): Ostsee Freundschaft
Katinka Kultscher / Lotta Horns, Deutschland 2012, 3:30 min., Kurzspielfilm
Der erste Preis im GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb geht dieses Jahr an den Film „Ostsee Freundschaft“. Die Filmemacherinnen haben nicht nur einen Film, sondern auch ein Lied und ein Musikvideo gemacht. Uns gefällt die Geschichte einer Ferienfreundschaft und wie der Film gemacht ist. Die beiden Mädchen sind aus verschiedenen Kameraperspektiven zu sehen und man versteht ihre Geschichte, ohne dass man Bilder von ihrem Segelurlaub zu sehen bekommt.

2. Preis (200 Euro): Trauer um Lissy
Lukas Nitsche / Katharina Krause / Chiara Jeschkeit, Deutschland 2011, 4:53 min., Kurzspielfilm
Der zweite Platz geht an den Film „Trauer um Lissy“. Uns hat gefallen, dass die Geschichte in diesem Film wie aus dem echten Leben ist. Viele der Szenen waren gut gespielt. Man konnte sehen, dass die Filmarbeit von Kindern gemacht wurde und dass sie sich sehr viel Mühe gegeben haben.

3. Preis (100 Euro): Zwei Hände
Julia Andermann, Deutschland 2009, 2:20 min., Experimentalfilm
Bei diesem Film haben uns die originelle Idee und die ungewöhnliche Umsetzung begeistert. Das Schattentheater ist eine gute Idee und es ist eine schöne Geschichte, die uns sagt, dass alle aufeinander angewiesen sind. Auch die linke und die rechte Hand.

Quelle: IKFF Hamburg

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