Kultur, Geschichte & Management

Der Buddhismus ist eine der großen religiösen und philosophischen Traditionen der Menschheit. Meditation, Achtsamkeit, Yoga – viele buddhistische Praktiken haben Einzug in unseren westlichen, heutigen Alltag gefunden.

 

Doch wo liegen die Anfänge des Buddhismus? Wie verbreitete er sich in der Welt und was macht die Anziehung für das westliche Publikum aus?

 

Bis zum 28. April 2024 widmet sich das Übersee-Museum Bremen mit einer großen Sonderausstellung der Verbreitung und kulturellen Vielfalt des Buddhismus. Anhand von rund 250 Exponaten aus der eigenen Sammlung des Museums spürt die Schau „Buddhismus“ der ungebrochenen Faszination für diese Weltreligion nach.

 

Von prunkvollen Buddha-Figuren über aufwendig gefertigte Textilien bis hin zu Ritualgegenständen: Die Besucher erwarten außergewöhnliche Highlights aus Myanmar, Thailand, der Seidenstraßenregion, China, Japan und Tibet. Viele dieser wertvollen Schätze lagerten bislang im Magazin des Museums, wurden aufwendig restauriert und sind nun wieder in einer Ausstellung zu sehen. Die Exponate reichen von der Seidenstraßenregion im 3. Jahrhundert bis hin zu Objekten von heute und bilden einen Querschnitt des kulturellen Facettenreichtums. Videos, Töne und buddhistische Klänge sowie Fotos ergänzen die stille Materie.

 

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Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine informative Reise durch die Welt des Buddhismus. Dabei können Besucher zunächst die denkwürdigen Ereignisse in der Nacht von Buddhas Erwachen unter dem Bodhi-Baum vor 2.500 Jahren erleben und hören Auszüge aus Hermann Hesses „Siddharta“, verweilen bei einer stimmungsvollen Inszenierung eines Laternenmeers anlässlich des japanischen Allerseelenfests „O-bon“, tauchen später ein in die meditative Atmosphäre eines Zen-Gartens, oder informieren sich per Video über die monumentalen heiligen Stätten, die die Geschichte des Buddhismus geprägt haben.

 

Die Sonderausstellung beleuchtet, welche Ausrichtungen der Religion sich im Laufe der Zeit in unterschiedlichen Regionen Asiens und der Welt entwickelt haben. Seit seinen Anfängen im 5. Jahrhundert v. Chr. im Nordosten Indiens hat sich der Buddhismus zunächst über den indischen Subkontinent, dann über weite Teile Zentral-, Ost- und Südostasiens ausgebreitet. Ab dem 7. Jahrhundert verdrängte der Islam den Buddhismus aus Zentralasien, Indonesien und Nordindien. In seinem Ursprungsland Indien verschwand er bis zum 13. Jahrhundert völlig aufgrund des Wiedererstarkens der hinduistischen Religionen. Im 19. Jahrhundert begannen sich Menschen in Europa und Nordamerika dem Buddhismus zuzuwenden. Heute praktizieren etwa 500 Millionen Menschen auf fast allen Kontinenten die eine oder andere Form des Buddhismus.

In Asien haben sich drei Hauptrichtungen des Buddhismus entwickelt: der Theravada Buddhismus in Südostasien, den Mahayana Buddhismus in Ostasien und Vietnam sowie der Tibetische Buddhismus in Tibet, Bhutan und der Mongolei.

 

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Karte der buddhistischen Hauptrichtungen in Asien. Ausstellungsansicht. Foto: Claus Friede

 

Der Weg der Ausstellung führt zunächst nach Myanmar und Thailand, wo der Theravada Buddhismus ab dem 12. Jahrhundert zur wichtigsten Religion wurde. In beiden Ländern bekennen sich heute über 90 Prozent der Bevölkerung zu ihm. Er genießt einen Sonderstatus und prägt die jeweilige nationale Identität. Der Theravada-Buddhismus gilt im Vergleich zu den beiden anderen Hauptrichtungen, dem Mahayana und dem Tibetischen Buddhismus, als konservativere Form. Das Erwachen ist hier etwa nur den Mönchen vorbehalten, den Laien bleibt nur die Hoffnung auf eine bessere Wiedergeburt.

 

In China und Japan verbreitete sich vor allem der Mahayana-Buddhismus, in dessen Lehren das Mitgefühl und die Erlösung aller Wesen im Vordergrund stehen. Hier wird das neue Ideal des Bodhisattva etabliert, der zwar erleuchtet ist, aber das endgültige Erlöschen im Nirvana verschiebt, um andere Wesen zu retten. Damit entstand die Vorstellung, dass im Prinzip alle Menschen die Möglichkeit besitzen, das Erwachen zu erreichen.

 

In China begann während der Tang-Dynastie (618 bis 906) auch das goldene Zeitalter des Buddhismus und der Tempelarchitektur. In der Sammlung des Übersee-Museums befinden sich viele Pagoden- und Architekturmodelle, von denen einige nun in der Sonderausstellung präsentiert werden. Ein fulminantes Highlight ist außerdem die Zusammenstellung unterschiedlicher Buddhas, Boddhisatvas und buddhistischer Schutzgottheiten aus Japan und China in einer wandfüllenden Vitrine.

 

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Ausstellungsansicht „Buddhismus“. Foto: Volker Beinhorn. © Übersee-Museum Bremen

 

Die Ausstellung nimmt auch eine kritische Haltung ein, etwa wenn es um die Rolle der Frau im Buddhismus geht. Frauen werden häufig ausgegrenzt und diskriminiert. So existieren beispielsweise keine weiblichen Buddhas und zur Erlösung gelangen Frauen nur im Körper eines Mannes. Im „Reinen Land“, eine Art buddhistisches Paradies, gibt es keine Frauen, sie werden dort nach traditionellen Vorstellungen als Männer wiedergeboren. Auch für bestimmte Tempel und heilige Berge galt lange ein Zutrittsverbot für Frauen.

 

Auch weit verbreitete Annahmen über den Buddhismus werden in der Ausstellung auf den Prüfstand gestellt. Im Buddhismus gibt es keine Hölle? Diese Behauptung wird spätestens dann entkräftet, wenn die Besucher in die flammenden Augen des furchteinflößenden Höllenrichters Enma-o blicken. Ebenso wird deutlich, dass der Buddhismus nicht immer eine friedfertige Religion war. Vor allem im tibetischen Buddhismus gingen viele Ritualgegenstände ursprünglich aus Waffen hervor und auch die Verbreitung des Buddhismus in Asien ging nicht grundsätzlich ohne Gewalt vonstatten.

 

Als letzte Hauptrichtung fasst die Sonderausstellung den Tibetischen Buddhismus in den Blick. Nach Tibet kam der Buddhismus zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert. Einflüsse kamen aus China und Indien, bis sich die tibetischen Könige aus machtpolitischen Gründen für den Buddhismus aus Indien entschieden. Die zweite Ausbreitung der Lehre im 11. Jahrhundert führte zu einem neuen Regierungssystem, in dem die Macht von den Klöstern ausging. Nach langen Machtkämpfen und Kriegen setzte sich im 17. Jahrhundert die Schule der Gelugpa durch und einte das Reich unter ihrem Oberhaupt, dem Dalai Lama, der fortan geistliche und weltliche Herrschaft vereinte.

 

Ins Auge fallen in diesem Ausstellungsbereich vor allem prächtige Kostüme, farbenvolle und furchterregende Masken. Diese kommen im Tibetischen Buddhismus beim Cham-Tanz zum Einsatz: In vielen Klöstern des tibetischen Buddhismus wird der Klosterhof einmal im Jahr zur Bühne für Maskentänze, die von ritueller Musik begleitet werden, negative Kräfte bezwingen und in positive umwandeln soll. In einem Ausstellungsfilm können die Besucher*innen dieses mystische Gesamterlebnis nachempfinden.

 

Den Abschluss des Rundgangs bilden die Verbreitung und die Rezeption des Buddhismus im Westen. Hier werden prominente Vertreter wie Tina Turner, Nicolas Cage, Richard Gere oder Steve Jobs vorgestellt. Interviews mit Buddhisten aus Bremen und dem Umland zu aktuellen Themen wie Frauen- und Menschenrechten ergänzen die Ausstellung um zeitgenössische Stimmen. Besucher sind außerdem eingeladen, ihre Wünsche in Form von Postkarten-großen Karten, sogenannten Emas, die vor allem in japanischen Tempeln verbreitet sind, in der Ausstellung zu hinterlassen.

 

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Ema-Karten, mit Wünschen versehen, zum Hinterlassen am Ende des Ausstellungsrundgangs. Foto: Claus Friede

 

Die zumeist klassisch inszenierte Sonderausstellung „Buddhismus" im Übersee-Museum Bremen ist ein Kaleidoskop des Buddhismus und eröffnet vielseitige Blickwinkel auf eine Weltreligion, die Menschen auf der ganzen Welt in den Bann zieht.


Buddhismus

Zu sehen bis 28. April 2024

Im Übersee-Museum Bremen, Bahnhofsplatz 13, in 28195 Bremen                  

Die Sonderausstellung wird von einem umfangreichen Programm aus Führungen, Expert*innen-Talks, Workshops, Yoga und Meditation begleitet.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Waldemar Koch Stiftung, den Ostasiatischen Verein Bremen e.V., den Freundeskreis des Übersee-Museums, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Sparkasse Bremen sowie zahlreiche Objektpaten, die die Restaurierung vieler Objekte ermöglicht haben.

Weitere Informationen (Übersee-Museum)

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