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Vom 15. Oktober 2023 bis 7. Januar 2024 zeigt das Günter Grass-Haus in Lübeck unter dem Titel „Bryan Adams – PHOTOGRAPHY“ Fotografien des weltbekannten kanadischen Rockmusikers Bryan Adams. Damit setzt das Haus, das sich als Forum für Literatur und Bildende Kunst versteht, seine Reihe der interdisziplinären Ausstellungen sogenannter Doppelbegabungen fort. Bryan Adams fotografiert bereits seit den 1990er Jahren auf künstlerisch höchstem Niveau; seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt. Dabei hat er mit Günter Grass nicht nur das Arbeiten in mehreren Disziplinen, sondern auch das Interesse an Fotografie und das Bewusstsein für gesellschaftliche Missstände gemeinsam. Die Fotobände von Adams sind, wie auch die Werke von Grass, im Steidl Verlag erschienen, aus denen nun eine kleine, aber feine Auswahl von Bildern gezeigt wird. Es ist die sechste Fotografieausstellung im Günter Grass-Haus. Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit der Galerie Crossover in Hamburg. Die Kurator:innen sind Anke Degenhard und Mat Humphrey.

 

Zu sehen sind insgesamt 50 Fotografien aus den drei Bildserien „HOMELESS“, „WOUNDED – THE LEGACY OF WAR“ und „EXPOSED“. „HOMELESS“ versammelt eindrucksvolle Porträts von Obdachlosen in London; „WOUNDED – THE LEGACY OF WAR“ enthält Fotografien junger britischer Soldaten, die während ihrer Stationierung im Irak und in Afghanistan oder im Training lebensverändernde Verletzungen erlitten haben. In „EXPOSED“ hat Adams berühmte Freund:innen und Kolleg:innen aus der Mode-, Film- und Musikbranche abgelichtet, darunter Kate Moss, Mick Jagger, Ben Kingsley, Dustin Hoffman oder Amy Winehouse. Auch der deutsche Schauspieler Udo Kier ist vertreten. Bei der Betrachtung seiner Fotografien wird schnell deutlich, dass für Bryan Adams alle Menschen gleichermaßen wertvoll und interessant sind, unabhängig von dem Lebensweg, den sie eingeschlagen haben.

 

Die Serie „HOMELESS“ entstand in enger Zusammenarbeit mit der Londoner Zeitschrift „The big issue“, die von Wohnungslosen vertrieben wird. Indem Adams wohnungslose Menschen porträtiert, fängt er ein Bildmotiv ein, das von vielen Menschen auf den Straßen gerne ignoriert wird. Obdachlosigkeit ist ein weltweites Drama, das weitreichende wirtschaftliche und politische, vor allem aber auch menschliche Dimensionen hat. Bryan Adams schaut nicht weg. In „HOMELESS“ zeigt er nicht nur traurige Gesichter, sondern einzigartige Individuen.

 

Die Bildserie „WOUNDED – THE LEGACY OF WAR“ gab Bryan Adams im Jahr 2013 heraus, damals noch unter dem Eindruck der kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak und in Afghanistan. Die Fotos der ehemaligen britischen Soldaten, die nun mit den Folgen ihrer Verletzungen leben, veranschaulichen die langfristigen Nachwirkungen des Krieges und die Gefährlichkeit und Zerstörungskraft von Waffen unmittelbar. Die Porträts aus „WOUNDED – THE LEGACY OF WAR“ verweisen zugleich auf all diejenigen, die den Krieg nicht überlebt haben, von denen niemand je etwas erfährt. Laut Adams erforderte die Erstellung dieses Fotobands viel Geduld, bis die Kriegsveteranen Vertrauen fassten und dem Kanadier ihre Wunden zeigten. Das Ergebnis sind Fotos, die Adams noch immer zum Weinen bringen.

 

Bryan Adams gelingt es in seinen Bildern, Würde und Menschlichkeit der von ihm Fotografierten hervortreten zu lassen. Auch fängt die Ausstellung etwas von dem Schönen und sogar vom Glamourösen dieser Welt ein. Die Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen im fotografischen Werk von Bryan Adams zeigt, dass sich Lebensfreude und gesellschaftspolitische Kunst nicht ausschließen.

 

Der Leiter des Günter Grass-Hauses Dr. Jörg-Philipp Thomsa ist von der Schau begeistert: „Ich freue mich sehr, dass das Günter Grass-Haus erneut die Werke eines international bedeutenden Künstlers ausstellen kann. Ich danke allen, die uns bei der Realisierung dieses für die Geschichte unseres Hauses bedeutenden Projekts unterstützt haben.“

 

Die Ausstellung wurde durch eine großzügige Förderung der Beauftragten für Kultur und Bildung ermöglicht. Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck hat die Ausstellung ebenfalls maßgeblich gefördert. Dazu deren Geschäftsführerin Martina Wagner: „Die Fotografien des weltbekannten Rockmusikers Bryan Adams im Günter Grass-Haus zu zeigen, ist großartig. In dieser Ausstellung werden eindrückliche Porträts bekannter und unbekannter Persönlichkeiten zu sehen sein, die zahlreiche Geschichten erzählen. Das Günter Grass-Haus ist ein idealer Ort für diese Schau und ein kulturelles Highlight im Herbst.“

 

Begleitprogramm

Im Hinblick auf das Thema Obdachlosigkeit, das in der Fotostrecke „HOMELESS“ aufgegriffen wurde, entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit mit HEMPELS. Das soziale Straßenmagazin für Schleswig-Holstein erscheint seit 1996 und wird vom gemeinnützigen Verein HEMPELS e.V. betrieben, der sich für sozial randständige Menschen einsetzt. Das Straßenmagazin wird an zahlreichen Orten in Schleswig-Holstein von derzeit rund 220 wohnungslosen und bedürftigen Personen angeboten, die die Hälfte vom Verkaufspreis behalten können. Zudem erwirbt der Verein mit einem Stiftungsprojekt Wohnungen für zuvor wohnungslose Personen. HEMPELS ist auch zu Gast, wenn das Günter Grass-Haus am 30. November im Begleitprogramm der Ausstellung zur Serie „HOMELESS“ einen „Abend zur Wohnungslosigkeit“ auf die Beine stellt. Nach einer Lesung durch Schriftsteller Markus Ostermair aus seinem Roman „Der Sandler“ gibt es eine moderierte Gesprächsrunde mit Vertreter:innen von HEMPELS, der Vorwerker Diakonie, der AWO und dem Herzenswärmebus zu Mythen und Fakten rund um das Thema Obdachlosigkeit in und um Lübeck.

 

Des Weiteren sind im Begleitprogramm für den 7. Dezember im Günter Grass-Haus ein Podiumsgespräch zum Thema Kriegsversehrtheit sowie ein Fotografie-Workshop für Jugendliche zur EXPOSED-Serie geplant. Während die jugendlichen Gäste am Nachmittag unter professioneller Anleitung einer Fotografin mit Licht und Schatten experimentieren und einmal ganz ohne Bearbeitungs-App eine Fotografie erstellen können, gibt es ab 19.30 Uhr ein öffentliches Gespräch zum Thema psychologische und physiologische Betreuung von Kriegsversehrtheit damals und heute. Als Gesprächsteilnehmer:innen eingeladen sind Oberstarzt Dr. Höllmer (Zentrum für seelische Gesundheit, Bundeswehrkrankenhaus Berlin), Oberstarzt Dr. Lison (Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr) sowie ein:e wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in des ZKFL (Zentrum für kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck).

 

Quelle: Kulturstiftung Hansestadt Lübeck die LÜBECKER MUSEEN

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