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Das Goethe-Institut Finnland ist besonders durch seine Deutschkurse bekannt. Was bieten Sie aber sonst noch?
Wir bringen deutsche Kultur nach Finnland und fördern kulturelle Veranstaltungen. Wir führen also Veranstaltungen verschiedener Art durch – oft in Zusammenarbeit mit finnischen kulturellen Einrichtungen und manchmal auch mit den anderen in Helsinki ansässigen Kulturinstituten europäischer Länder. In unseren eigenen Räumen finden u. a. Film- und Literaturabende sowie Ausstellungen in kleinem Format statt.

Wir haben eine Bibliothek, die allen kostenlos zur Verfügung steht und in der man die neuesten deutschen und finnischen Zeitungen lesen kann. Unsere Bibliothek bezieht etwa 60 Zeitschriften, die auch ausgeliehen werden können. Bei den DVDs haben wir 600 deutschsprachige Filme mit englischen Untertiteln. In der Bibliothek gibt es nicht nur Nachschlagewerke, sondern auch hauptsächlich neue deutsche Belletristik mit etwa 4000 Titeln. Auch eine elektronische Bibliothek ist vorhanden.

Deutschland ist ein interessantes Land für Studierende. Bei uns kann man sich über die entsprechenden Studienmöglichkeiten informieren, aber auch offizielle Sprachprüfungen unterschiedlicher Stufen ablegen, worüber dann ein Zeugnis ausgestellt wird.

Außerdem organisieren wir viele interessante Dinge für Deutschlehrer und Deutsch lernende Schüler. Für die Deutschlehrer gibt es Stipendien für Sommerkurse in Deutschland und kostenlose Weiterbildungsveranstaltungen in Finnland. Den Schülern wiederum bieten wir Materialien und kurzweilige Aktivitäten, etwa Wettbewerbe und Freizeitlager. Schülergruppen aus ganz Finnland sind bei uns immer willkommen.

2013 wird das Goethe-Institut Finnland 50 Jahre. Was ist das Besondere gerade in diesem Festjahr?
Natürlich „business as usual“, aber jetzt haben wir auch die Möglichkeit, ein paar wirklich spektakuläre Projekte unter anderem in Kooperation mit den Helsinki Festwochen zu verwirklichen, und weil Deutschland im nächsten Herbst Partnerland der Helsinkier Buchmesse ist. Im Juli wird das JugendJazzOrchester NRW in Finnland gastieren: beim Big Band Festival in Imatra, beim Baltic Jazz Festival in Taalintehdas und auf der Bühne im Helsinkier Esplanade-Park.

In 50 Jahren kann allerhand passieren und vor sich gehen. Was war das unvergesslichste Ereignis in der Geschichte des Goethe-Instituts Finnland?
Jetzt von allen Veranstaltungen eine einzelne hervorzuheben, ist beinahe unmöglich. Meinen Kolleginnen fiel bei der Frage aber das finnisch-deutsche Klavierfestival ein, in dessen Rahmen mehrere Pianisten ersten Ranges auf der Bühne der Sibelius-Akademie die selten aufgeführten Hexameron-Variationen von Liszt spielten. Toll war auch das Festival, bei dem Klezmermusik aus ganz Europa zu hören war, oder aber der Poesie-Workshop, bei dem finnische Dichter in Zusammenarbeit mit deutschen Dichtern deren Gedichte übersetzten.

Wichtig und interessant in meiner Zeit als Institutsleiter war beispielsweise das Projekt im Rahmen von Helsinki - Welthauptstadt des Designs 2012, als wir zwei junge deutsche Designerinnen aus der Bekleidungsbranche nach Finnland eingeladen hatten. Innerhalb einer Woche kreierten sie hier zusammen mit älteren Leuten großartige Kollektionen und führten eine schwungvolle Modenschau durch.

In den finnisch-deutschen Beziehungen gibt es in diesem Jahr noch weitere runde Jubiläen (Saksa2013.fi). Können Sie uns mehr dazu sagen?
Ja, 2013 gibt es mehrere solcher Jubiläen: 1953 wurde die Handelsvertretung in Helsinki eröffnet, d. h. erstmals nach dem zweiten Weltkrieg wurden wieder offizielle Beziehungen auf staatlicher Ebene aufgenommen. 1963 öffnete das Goethe-Institut in Helsinki seine Türen, und seit 1973 schließlich bestehen diplomatische Beziehungen auf Botschafterebene. Nach der 1990 erfolgten Wiedervereinigung der deutschen Staaten bezog die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland dann im Jahr 1993 ihre heutigen Räume in Helsinki-Kuusisaari.

Deutschland ist Partnerland der Helsinkier Buchmesse 2013. Was bedeutet das für das Goethe-Institut Finnland?
Wir laden teilweise in Kooperation mit finnischen Verlagen etwa 20 Schriftsteller nach Finnland ein – darunter die Preisträger Ursula Krechel (Deutscher Buchpreis), David Wagner (Preis der Leipziger Buchmesse), Felicitas Hoppe (Büchnerpreis) und den Gewinner des Leipziger Buchpreises und lebenden Klassiker Siegfried Lenz. Außerdem werden Wladimir Kaminer, Judith Schalansky, Annett Gröschner, Nora Gomringer, Yassin Musharbash und Wolfram Eilenberger eingeladen. Von einigen von ihnen sind Werke in finnischer und schwedischer Übersetzung erschienen. Das Schaffen reicht von Poesie bis Prosa und von Sachbüchern bis zu Comics.

Jetzt haben wir eine gute Gelegenheit, die deutsche Literatur zu propagieren, ein breites Spektrum von Schriftstellern einzuladen, die zeigen, dass die deutschsprachige Gegenwartsliteratur interessant, aktuell und modern ist und zum Denken anregt. Auf der Buchmesse haben wir drei Hauptthemen: die unerlässliche Änderung unserer Einstellung zur Energieerzeugung, die Sexualität der älteren Menschen sowie die Lage der Roma in Europa.

Finnland wiederum ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2014. Was sollten wir Ihrer Meinung nach tun, um davon so viel wie möglich zu profitieren?
Alles, was in unseren Kräften steht! Finnland steht im nächsten Jahr deutlich in größerem Umfang im Mittelpunkt des Interesses der Deutschen als nur im Literaturkontext. Die finnischen Autoren sollten auf alle Podien und Bühnen sowie in die Theater streben, die nur irgend erreichbar sind. Es wäre also gut, die sonstigen finnischen Top-Projekte 2014 auf Deutschland auszurichten.

Ferner wäre es gut, alle deutschen Seiten, die kulturelle Ereignisse organisieren, aktiv darüber zu informieren, dass im kommenden Jahr Finnland Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist, damit sie sich rechtzeitig darauf einstellen, finnische Gäste einladen und geeignete Programme erarbeiten können. Die Informationen könnten außer an die Medien auch beispielsweise an die Schulen in Deutschland gerichtet werden! 

Wie sehen die Zukunftspläne des Goethe-Instituts Finnland aus?
Wir setzen unsere bewährten Projekte wie bisher fort. In den Jahren 2014-15 wollen wir uns zudem an den Vorhaben, die mit Sibelius zu tun haben, beteiligen und 2017 an den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands und in dem Zusammenhang sowohl auf die guten wie auch auf die schwierigen deutsch-finnischen Zeiten eingehen. 

Was sollten die Finnen Ihrer Meinung nach über Deutschland wissen?
Meiner Meinung nach sollten die Finnen wissen, dass die Deutschen die Finnen sehr mögen und dass die deutsche Kultur sehr vielseitig und auch für einen Finnen interessant ist. Museen, Festivals, Tanz — beinahe alle großen Städte in Deutschland haben etwas Attraktives zu bieten. Ich würde es auch gern sehen, wenn die Finnen wüssten, dass man in Deutschland wirklich viel in die Sauna geht, aber auch wirklich falsch! Und dass das deutsche Bier und die deutsche Wurst ihrem Ruf alle Ehre machen und dass die Deutschen ordentlich zu feiern verstehen.

Quelle: Michéle Fenech/Finnische Botschaft, Berlin 

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