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Die angehenden Designer gehen der Frage nach, wie Design zur Gestaltung unserer Zukunft beitragen kann, und finden darauf sehr individuelle Antworten: Neben innovativen Ideen (wie das flexible Gartenhaus, welches aus Holzpaletten zusammengesetzt wird) realisieren sie partizipative Projekte, in denen es um die Gestaltung von Lebenswelten geht (z. B. in Soweto/Johannesburg, wo eine Gruppe Studierender gemeinsam mit AnwohnerInnen einen ungenutzten Platz in einen selbstorganisierten, öffentlichen Ort verwandelte). Mit der Vielfalt der Entwürfe spiegelt die Ausstellung nicht nur den besonderen Ansatz der Designausbildung der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) wieder, sondern liefert auch wichtige Impulse für die generelle Hinterfragung des alltäglichen Umgangs mit (Design-)Produkten. Die Ausstellung ist ein inspirierender Rundgang mit vielen überraschenden Arbeiten.

Nominierte für den Designpreis 2014:
Matteo Bauer-Bornemann | Frieder Bohaumilitzky | Fabian Dehi und Moritz Führer | Charlotte Dieckmann und Daniel Pietschmann| Magnus Gburek | Fynn-Morten Heyer | Quianli Ma | Liez Müller | Binali Önder Öner | Johanna Padge und Julia Suwalski | Miryam Pippich und Kathrin Zelger | Studio Design der Lebenswelten Marjetica Potrč

Mitglieder der Jury 2014:
Dr. Claudia Banz, Leiterin Sammlung Kunst und Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg | Dr. Eva-Dorothee Leinemann, Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst | Thomas Edelmann, freier Journalist und Designkritiker | Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor Marta Herford | Heike Mutter, HFBK-Grundlagenprofessorin für Grafik/Typogra-fie/Fotografie sowie als beratendes Mitglied Dr. Friedrich von Borries, HFBK-Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis

Matteo Bauer-Bornemann, Digital hands on modelling interface, 2014
Multiplex-Platten, Acrylglas, PVC, Ir- LEDs, Webcam, ca. 40 x 40 x 70 cm
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Gerät, das als Schnittstelle zwischen Mensch und Computer dient. Mit ihm können durch intuitive Eingabe virtuelle Körper erzeugt werden. Die Art der Eingabe orientiert sich dabei an handwerklichen Vorgehensweisen, beruht auf manuellen Fertigkeiten.

Frieder Bohaumilitzky, Stube Zwanzig-Sechzehn, 2014
Mixed Media, 13,5 qm
30. Mai 2014: Deutschland soll mehr Verantwortung im Ausland übernehmen, doch der Bundeswehr fehlen Soldaten. Bundesverteidigungsministerin von der Leyen stellt ihre Attraktivitätsoffensive vor. Attraktivere Stuben sollen mehr Rekruten ansprechen. | 19. Juni 2014: Ich schreibe dem Pressezentrum der Bundeswehr und gebe vor, eine Möbelserie entwickeln zu wollen. Ich werde zu einem Gestaltungsworkshop eingeladen. | 15. Juli 2014: Das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Berlin baut eine Stube als Muster nach dem aktuellen Raumausstattungssatz auf. | 10. September 2014: In der Hochschule für bildende Künste Hamburg baue ich meine Wohnung als Muster auf.

Fabian Dehi & Moritz Führer, Rosa Rote Fiktion, 2014
PE-Flaschen
Den Ursprung für „Rosa Rote Fiktion“ bildet ein Inclusive-Design-Workshop, in dem wir uns auf Experimente mit Kunststoffflaschen der Kosmetikindustrie konzentrierten. Durch das Arbeiten mit Druck, Hitze und eigens gebauten Werkzeugen entstanden organisch anmutende Formen. Eine Überführung der Objekte in den Naturkontext und deren Weiterverarbeitung als Produkt sind Ausgang einer Rauminstallation. Die Installation erzählt die Forschungsgeschichte der Biologin Dr. Erika Faut und ihrer Entdeckung eines teilsynthetischen Organismus.

Charlotte Dieckmann, Daniel Pietschmann, Gartenhaus am Holstenkamp, 2013/14
Holzpaletten, 4,8 x 4,8 x 3,5 m
Susanne und Charlotte sollten laut Kleingartengesetz innerhalb von 2 Jahren eine Laube in ihrem Kleingarten aufstellen. Sie waren nicht sehr angetan von den verfügbaren Fertighäusern und kamen deshalb zu uns. Aufgrund der in wenigen Jahren geplanten Umsiedelung der Kleingartenanlage, konzipierten wir das Gartenhaus so, dass es sich zurückbauen lässt: Es besteht hauptsächlich aus Europaletten, die nach dem Rückbau dem bestehenden Pfandsystem zugeführt werden. Die wenigen anderen Bauteile sind leicht im Handel zu beschaffen. Das Haus ist gleichzeitig Sitzbank, Aufenthaltsraum und Regalsystem, es bietet Schutz vor Sonne und Wind und sammelt Regenwasser zum Gießen der Pflanzen.

Magnus Gburek, Strategische Esoterik, 2014
Präzisionsstahlrohr Ø2,5 x 0,2 cm, Buchenholz, Kunststofffaden; 40 x 30 x 7 cm
Wie wunderbar, wenn alle großen toten Gestalterpersönlichkeiten wieder erreichbar wären!? Und könnten magische Praktiken hierfür methodisch eingesetzt werden? Exemplarisch wurde mithilfe von professionellen Jenseitsmedien Kontakt zu Marcel Breuer aufgenommen, um ihn beratend in die Transformation des Freischwingers S32 in ein frei schwingendes Instrument einzubeziehen.

Fynn-Morten Heyer, Humor als kritische Methode im Design - Eine Annäherung an Stiletto und seinen Consumer's Rest, 2014
Drucksache, Theoretische Abschlussarbeit Bachelor, 50 Seiten, 19 x 13 cm
Die Theoretische Abschlussarbeit ist eine Designerzählung. Am Beispiel Stiletto und Consumer's Rest wird die Differenz zwischen Konzeption und Wirkung von Design betrachtet.

Qianli Ma, Design, Wickelstuhl, 2014
Rundstahl, Textil, lackiertes Buchenholz, Schrauben, 60 x 50 x 150 cm
Ich will ein Produkt schaffen, in dem einerseits sowohl mein Charakter als auch mein kultureller Hintergrund zum Ausdruck kommen und anderseits asiatische Tradition mit westlicher Ingenieurskunst interkulturell verzahnt wird. In meinem Wickelstuhl verbin-de ich traditionelle asiatische Ästhetik mit europäischer Formsprache und moderner Technologie. In der asiatischen Kultur tragen die Leute meist eine Kleidung, die den Körper umwickelt und die durch Knoten verbunden ist. Das ist der Ausgangspunkt für meinen Entwurf: Ein Stuhlgestell, das mit Stoff umwickelt ist. Der Bogen kann durch zwei unterstützende Punkte eine Saite spannen. In der chinesischen Philosophie verdeutlicht eine gebogene Linie große Kräfte. Nach diesem Prinzip wird bei meinem Entwurf die Sitz- und Rückenfläche anstelle eines Rahmens durch jeweils vier Punkte gebildet, um die ein elastischer Stoff gespannt wird. Dies hat eine minimalistische Konstruktion zur Folge, die mit geringem Materialeinsatz umgesetzt werden kann. Gleichzeitig wird gewährleistet, dass die Nutzungsmöglichkeiten und vor allem der Komfort nicht eingeschränkt sind.

Liez Müller, Koop-Modus, 2014
Konstruktionsholz (150 x 100 cm) und Videocollage
Ein Pappkarton (50 x 50 x 50 cm) als räumliche Begrenzung, Konstruktionsholz, eine Säge, ein paar Schrauben und ein zeitlicher Rahmen von 30 Minuten – sechs Teilneh-mer/innen bekommen eine identische Ausgangssituation und die Anweisung, das Sechstel einer Sitzgelegenheit zu bauen, mit einem Hinweis auf die Position im Gesamt-aufbau (z.B. untere linke Ecke) und Markierungen am Pappkarton für Verbindungs-punkte (soweit vorhanden). Der initiierende Gestalter wird zum Regisseur einer Kooperation und schafft es so, die Potenziale vieler Gestaltender zu verbinden.

Binali Önder Öner, Atmosphäre, 2014
Beton und Glas, Durchmesser 20 cm und Höhe 60 cm, 2014
Das Projekt begann als Untersuchung von natürlichem Tageslicht und Kunstlicht. Ziel war, Licht mit dem lebendigen Charakter von Tageslicht künstlich im Raum zu erzeugen. Als Ergebnis entstand letztendlich eine Leuchte mit einer simulierten Atmosphäre, bei der das Licht – wie auch Sonnenlicht – durch die Atmosphäre gestreut und umgelenkt zu Tageslicht wird.

Miryam Pippich, Kathrin Zelger, LO Wasserschmuck, 2013/14
Aluminium, superhydrophobe Beschichtung
In unserem Projekt veredelt ein Tropfen Wasser ein Schmuckobjekt durch seine Reinheit und Vollkommenheit. Die Tautropfen funkeln im Gras, der Wassertropfen strahlt wie ein Diamant. Das Wasser perlt in Tropfen ab und tanzt auf der Oberfläche der Ringe. Es entsteht ein spielerischer Balanceakt zwischen dem Träger und dem Wassertropfen. Die Form der Ringe ist inspiriert durch eine superhydrophobe Wasserpflanze – den Lotus. Die selbstreinigende nanostrukturierte Oberfläche führt dazu, dass der Wassertropfen als Kugelform erhalten bleibt. Während des letzten Jahres verbrachten wir viel Zeit damit, die besonderen Qualitäten von Wasser zu untersuchen. In unserer Materialforschung experimentierten wir mit unterschiedlichen Methoden, um superhydrophobe Oberflächen zu erzeugen. Dabei wurden wir von führenden internationalen Wissenschaftlern der Nanotechnologie unterstützt.

Julia Anna Suwalski, Johanna Padge, WHERE DO WE MEET?, 2014
Wir leben in einer Welt begrenzter Ressourcen, in der wir nicht nur finanziellen wie ökonomischen Krisen sondern auch einem dramatischen Klimawandel ausgesetzt sind. Im Interesse unseres Gemeinwohls müssen wir innovatives Handeln und alternative Strategien entwickeln. Fokus unserer Aufmerksamkeit muss die Frage sein, wie wir in der Zukunft leben und arbeiten wollen.

Studio Design der Lebenswelten: Finn Brüggemann, Maria Christou, Anja Gerin, Amalia Ruiz-Larrea, Nuriye Tohermes und Radoš Vujaklija. Als Gast: Charlotte Riepe (morethanshelters, Berlin und Hamburg), Soweto Project, 2014
Das Soweto Project wurde innerhalb von zweieinhalb Monaten Anfang 2014 an zwei Orten in Soweto, Johannesburg, Südafrika realisiert. In Orlando East verwandelten die Studierenden gemeinsam mit Anwohner/innen einen Un-Ort, der zwar ursprünglich als Grünstreifen geplant, tatsächlich aber über vierzig Jahre als Müllhalde genutzt wurde, in einen gemeinschaftlich organisierten öffentlichen Ort, den sie Ubuntu Park nannten. Der Begriff „Ubuntu“ steht in allen südafrikanischen Sprachen für Solidarität und Gemeinschaft. Zusammen bauten Sie im Park eine Bühne, Braaistände (Grillstände) sowie Tische und Bänke und veranstalteten zur Eröffnung des Ubuntu Parks das Soweto Street Festival, das am 9. März 2014 stattfand. Für die Erhaltung und Pflege des Ubuntu Parks haben die Anwohner/innen inzwischen ein Komitee gegründet, das sich um Bereiche wie „Sicherheit“, „Kinderspielplatz“, „Gemüseanbau“ oder „Kunst und Kultur“ kümmert.

Ein Projekt in Kooperation mit der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst und der Hochschule für bildende Künste Hamburg.

Quelle: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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