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Bildende Kunst

Einmal durch den Canal Grande gondeln, einmal auf dem Markus Platz Tauben füttern, einmal über die Rialtobrücke spazieren und den Campanile di San Marco besteigen. Venedig ist Pflichtprogramm für die Bildungsbürger dieser Welt. Der morbide Charme, die kulissenhafte Prachtarchitektur und die illustre, 1100 Jahre währende Geschichte als eigenständige Republik und europäische See- und Handelsgroßmacht – all das hat den Mythos der Museumsstadt in den vergangenen fünf Jahrhunderten beflügelt und gefestigt.

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Wie gewohnt beginnt der Rundgang durch die Ausstellung im oberen Geschoss des Forums. „Dogen und Venezianer“, „Stadtbild und Fiktion“, „Inszenierung und Parodie“ lauten die ersten drei Kapitel, die aufzeigen, welch zentrale Rolle den Künstlern der Venezianischen Schule zukam, den Ruhm Venedigs zu festigen und in die Welt zu tragen. Vorbei an den von Vittore Carpaccio (um 1465-1525) und Jacopo Tintoretto (1518-1594) gemalten Portraits der Dogen, der gewählten Oberhäupter der „Serenissima Repubblica“ (der durchlauchtigsten Republik), führt der Weg zu den großartigen Veduten, die hier im Zentrum stehen. Während im 18. Jahrhundert die Wirtschaft Venedigs bergab ging, erlebten die Stadtansichten von Giovanni Antonio Canal, gen. Canaletto (1697-1768), Bernardo Bellotto, gen. Canaletto (1721-1780), Francesco Guardi (1712-1793) oder Michele Marieschi (1710-1744) ihre Blütezeit. Die detailverliebten Gemälde vom Markusplatz, dem Dogenpalast oder dem illustren Treiben auf dem Canal Grande machten Venedig in ganz Europa bekannt. Aber auch die Gemälde von Karneval und Maskenbällen, von Gauklern und Spielern trugen geschickt zur glanzvollen Selbstinszenierung Venedigs als einer Stadt der Verführung und des Vergnügens bei. Ganz so, wie es der deutsche Maler Johann Heinrich Tischbein (1722-1789) in seinen „Glücksspieler im Rialto“ auf die Leinwand gebannt hat.

Im frühen 19. und 20. Jahrhundert lösten dann William Turner (1775-1851) und Claude Monet (1840-1926) Venedig auf zu einem Rausch aus Licht und Farbe. Ob Turners „Sonnenuntergang über der Santa Maria della Salute“ (um 1840), Monets „San Giorgio Maggiore“ (1908), Kandinskys „Rialtobrücke“ (1904), John Ruskins morbide Daguerreotypien oder die glasklaren, leeren Prachträume von Candida Höfer – es sind wirklich alles Meisterwerke, die hier aus den großen Museen von Venedig, Paris, London, Amsterdam, Frankfurt oder München zusammengetragen wurden. Unglaublich schöne und intensive Bilder, die diese Ausstellung zu einem einzigen Fest des Sehens machen.

Das andere Venedig, die traurige Wahrheit hinter der Traumkulisse – das zeigt ein sehr gut gemachter kleiner Film im Medienraum im ersten Stock. Wer die Ausstellung besucht, sollte diese fünfzehnminütige Dokumentation nicht versäumen.

„Venedig – Stadt der Künstler“
Zu sehen bis 15.1. 2017 im Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, 20095 Hamburg.
www.buceriuskunstforum.de

YouTube-Videos:
Venedig. Stadt der Künstler (Bucerius Kunst Forum)
Venedig. Stadt der Künstler | Gespräch mit Kathrin Baumstark - Bucerius Kunst Forum (museumsfernsehen)


Abbildungsnachweis:
Header: Blick in die Ausstellung Venedig. Stadt der Künstler im Bucerius Kunst Forum, 2016. Foto: Ulrich Perrey
Galerie:
01. Vittore Carpaccio: Der Doge Leonardo Loredan, um 1501-1505
02. Canaletto: Ansicht des Markusbeckens in Venedig, 1735
03. Canaletto: Markusplatz mit Dogenpalast, 1740-1750
04. Pietro Longhi: Unterhaltung zwischen Maskierten, 1750-1760
05. Blick in die Ausstellung Venedig. Stadt der Künstler im Bucerius Kunst Forum, 2016. Foto: Ulrich Perrey
06. William Turner: Venedig, die Seufzerbrücke, 1840
07. Friedrich Nerly: Ansicht von Venedig mit einer Gondel im Vordergrund, um 1860
08. Claude Monet: San Giorgio Maggiore, 1908
09. Blick in die Ausstellung Venedig. Stadt der Künstler im Bucerius Kunst Forum, 2016. Foto: Ulrich Perrey
10. John Ruskin: Venedig, San Marco, Südfassade: Detail und Tetrarchen, um 1850-1852
11. Wassily Kandinsky: Erinnerung an Venedig 4 (Rialtobrücke), 1904
12. Candida Höfer: Teatro La Fenice di Venezia II 2011, 2011

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