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Bibliothekarinnen und Bibliothekare für ein wissenschaftsfreundliches Urheberrecht
Hinsichtlich des Gesetzentwurfs zur Reform des Urheberrechts vom 12. April 2017, den das Kabinett der Bundesregierung beschlossen hat, fordern der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) und der Berufsverband Information und Bibliothek e.V (BIB), Veranstalter des 106. Bibliothekartages, mit dem Frankfurter Appell noch in dieser Legislaturperiode die Verabschiedung eines neuen zeitgemäßen Urheberrechts für die Wissenschaft. Von einem neugeregelten Urheberrecht, wie es die Bundesregierung schon im Koalitionsvertrag 2013 angekündigt hat, erwarten sie klare und verständliche Regelungen, die in der Praxis umsetzbar sind. Die Forderung resultiert aus einem enormen Druck, dem sich Bibliotheken ausgesetzt sehen: viele Bibliotheken geben bereits jetzt einen Großteil ihrer Etats für Lizenzen großer internationaler Verlage aus. Unsicherheiten bei der Nutzung von Scans aus gedruckten Büchern, die für Studierende auf Lernplattformen zur Verfügung gestellt werden,  sowie vertragliche Regelungen bei der Fernleihe, die Vorrang vor dem geltenden Recht haben, verstärken die Abhängigkeit von den Lizenzen großer Verlage. "Das neue Urheberrecht sollte aus Sicht von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren endlich Rechtsklarheit schaffen und künftig langwierige und für beide Seiten teure Auseinandersetzungen über die Angemessenheit von Vertragsangeboten ersparen. Gedruckte Bücher sind wichtige Quellen für die Wissenschaft. Ihre Nutzung muss durch das geltende Urheberrecht entsprechend den Notwendigkeiten digitaler Forschung und Lehre klar und praktikabel geregelt sein." teilte Konstanze Söllner, Vorsitzende des VDB, zu Beginn des Bibliothekartags mit.

Begrüßenswert ist aus Sicht der Veranstalter die im Regierungsentwurf geschaffene Möglichkeit, dass die deutsche Nationalbibliothek ein öffentlich zugängliches Archiv freier Online-Quellen anbieten kann, die anderweitig nicht dauerhaft zugänglich sind. Eine weitere wichtige Neuregelung betrifft das Text- und Datamining: Bibliotheken verfügen mit Millionen gemeinfreier Dokumente bereits heute über umfangreiche Textkorpora, deren Erweiterung um geschützte Materialien externer Anbieter im Sinne von Wissenschaft und Forschung ist. Hier werden wichtige Zukunftsfelder für die Forschung erschlossen.

Arbeit 4.0 - Bibliotheksarbeit neu und weiter denken
Neben der Diskussion um ein angepasstes Urheberrecht für die Wissenschaft spielt der Begriff "Arbeit 4.0" eine zentrale Rolle beim diesjährigen Bibliothekartag. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt verdeutlichen, dass auch Bibliotheken organisatorische Veränderungen durchlaufen, für die es die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen gilt. In vielen Bibliotheken ist die Arbeit 4.0 schon Realität und zeigt, wie sich die Bibliotheksarbeit in Zukunft entwickelt. Die Zusammenarbeit von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren mit künstlicher Intelligenz in Form eines humanoiden Roboters wird beispielsweise schon erprobt. Dabei geht es nicht darum, Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zu ersetzen, sondern um die Ermöglichung besseren Services, indem auch die unbesetzte Bibliothek zugänglich und eine Hilfe für die Besuchenden zur Seite gestellt wird. Die Veränderungen der Arbeitsverhältnisse in der Gesellschaft zeichnen sich auch in anderen Bibliotheksbereichen ab. So gewinnen Bibliotheken als Arbeitsorte immer mehr an Beliebtheit, sei es als Coworkingspace, als digitale Werkstatt oder als Makerspace. In Kursen für jedes Alter, besonders für Kinder, wird in Workshops Wissen über Social Media, das Programmieren kleiner Roboter und Musikproduktion gelehrt. Darüber hinaus ist die Nutzung von 3D-Druckern, Virtual-Reality-Brillen und Video-Games besonders beliebt.

",Medien-Menschen-Märkte' ist ein passendes Motto für unsere diesjährige Tagung in der Börsenstadt Frankfurt, es weist auf die immer wichtigere Vermittlerrolle von Bibliotheken und Informationseinrichtungen hin. Bibliotheken stellen sich erfolgreich den Herausforderungen und Fragen der Zukunft: Wie wird sich unsere Arbeitswelt verändern, wie wird sich die breit gefächerte Palette unserer Angebote in den nächsten Jahren aussehen? Wie auch immer sich die Zukunft entwickelt, Bibliotheken und Informationseinrichtungen haben in der Vergangenheit gezeigt wie vernetzt, digital und flexibel sie die gesamtgesellschaftlichen Megathemen in den Focus nehmen." betonte Vesna Steyer, Vorsitzende des BIB, zum Auftakt des Kongresses.

Quelle: ARTEFAKT Kulturkonzepte

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