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Wann platzt endlich die Bilderblase? Zum Leidwesen vieler Kunstfreunde lautet die Prognose wohl: wahrscheinlich nie. Die Preisspirale für hochklassige Bilder dreht sich nach kurzem Innehalten munter weiter. Dafür gibt es zwei Gründe: Aus Boomstaaten kommen Sammler mit frischem Geld und großer Lust auf Kunst der Toplage.

Außerdem begünstigt die Finanzkrise die Flucht in Sachwerte. Kunst steht da ganz oben auf der Liste. Mit einer Voraussetzung: Sie muss von erster Güte sein. Altmeister und große Namen der klassischen Moderne garantieren, was Käufer suchen - stabile Werte. Preisrekorde für Bilder von Picasso oder Plastiken von Giacometti entfalten als Medienhypes hohen Unterhaltungswert. Zugleich treiben sie über den Umweg erhöhter Versicherungswerte Ausstellungskosten in die Höhe. Und sie fokussieren die Aufmerksamkeit auf wenige Spitzenwerke. Alles andere bleibt im Schatten. Sind Spitzenwerke der Kunst die neuen Spielzeuge der Superreichen? Als Statussymbole haben sie sich etabliert - und sind damit gleichzeitig relativiert.

Diese Umkehr der Werte ist gefährlich. Sie macht aus Bildern bloße Blue Chips, transformiert Kunst in nie erreichter Konsequenz zum reinen Handelswert. Dabei müsste jetzt die gegenteilige Tendenz greifen: Nach Jahren der teuren Deals ist eine neue Diskussion um die Kunst und ihren Stellenwert überfällig. Dies kann jedoch nicht das Thema einer Kunstmesse sein. Kunsthändler interessieren sich für Werte - allerdings für solche, die möglichst nicht nur ideeller Natur sind.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung