„Kinder, die nicht richtig lesen können, laufen Gefahr, ihren Bildungs- und Be-rufsweg frühzeitig zu beenden und ihren Alltag weniger selbstbestimmt zu meistern. Dieses Risiko darf ein wohlhabendes Land wie Deutschland nicht eingehen. Um Kinder aus lesefernen Familien noch besser zu erreichen, müssen wir vor allem Eltern zum Vor- und gemeinsamen Lesen motivieren und für die Bedeutung frühzeitiger Leseförderung sensibilisieren. Dabei dürfen wir uns nicht scheuen, an ungewöhnliche Orte zu gehen oder provokante Formate zu entwickeln,“ erklärt Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen.
Renate Reichstein, Vorsitzende der avj, ergänzt: „Kinder- und Jugendbuchverlage versuchen, mit vielfältigen Buchkonzepten die schwachen Leser zu gewinnen. Wir dürfen die knapp 20 Prozent, die nicht über eine ausreichende Lesekompetenz verfügen, nicht verloren geben! Nicht nur, dass sie in höherem Alter noch schwerer für das Lesen zu begeistern sein werden, sie sind auch ausgeschlossen von vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Piktogramme können keine Lösung sein.“
„Damit alle Kinder Zugang zu Literatur haben, sind Orientierungshilfen und eine qualitative Auswahl, wie sie der Deutsche Jugendliteraturpreis bietet, notwendig. Es braucht engagierte Vermittler und die Möglichkeit der Mitbestimmung und – am besten gleichaltrige – Lesevorbilder, wie es die Jugendjury und die Literanauten sind. Lesefähigkeit ist die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Als Gesellschaft können wir es uns nicht leisten, knapp ein Viertel der Kinder davon auszuschließen“, sagt Ralf Schweikart, Vorsitzender des AKJ.
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, fordert: „Leseförderung von klein auf muss in den Fokus der Bildungspolitik rücken. Dazu gehört auch eine bundesweite Strategie zur Entwicklung und Förderung der Lesekompetenz, wie der Börsenverein zusammen mit der Autorin Kirsten Boie mit der Hamburger Erklärung gefordert hat. Die bestehenden Formate von Buchhandel und Verlagen, Schulen, Kindergärten, Bibliotheken und Leseförderorganisationen müssen zusammengeführt und neue Ansätze integriert werden.“
Podiumsdiskussion
Fürs Lesen verloren? Wenn herkömmliche Leseförderungskonzepte nicht mehr zünden
Kinder mit großen Lesedefiziten erreichen und unterstützen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
- Heidemarie Brosche, Mittelschullehrerin aus Augsburg
- Prof. Dr. Andreas Gold, Professor für Pädagogische Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt
- Simon Peter, Chefredakteur, Blue Ocean Entertainment
- Dr. Franziska Schwabe, TU Dortmund, Mitautorin der IGLU-Studie 2021
Moderatorin: Britta Selle, MDR Kultur
Zeit: Freitag, 22. März 2019, 10.30-11.30 Uhr
Ort: Leipziger Buchmesse, Forum Kinder-Jugend-Bildung, Halle 2, B 600
Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.