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Das Bauhaus wollte das Verhältnis von Bildung, Kunst und Gesellschaft neu bestimmen. Diesen Ansatz, der sich in Gropius’ Manifest von 1919 wiederfindet, teilte das Bauhaus mit anderen Bewegungen im 20. Jahrhundert, etwa in Japan und Russland. Diese internationalen Zusammenhänge stehen im Fokus des Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms bauhaus imaginista. Nach Stationen in Marokko, China und den USA folgen nun im August und September 2018 zwei zentrale Ausstellungen in Kyoto und Moskau. bauhaus imaginista wird anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses von der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar, dem Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt, Berlin (HKW) mit Partnern in acht Ländern realisiert.
 
Die Ausstellung bauhaus imaginista: Corresponding With im The National Museum of Modern Art Kyoto zeichnet vom 4. August bis 8. Oktober 2018 Verbindungen und Gemeinsamkeiten dreier Hochschulen des frühen 20. Jahrhunderts nach und ihre je unterschiedlichen pädagogischen Ansätze: Sie setzt das Bauhaus in Verbindung mit dem Kala Bhavana, das seit 1919 in Indien tätig ist und dem Research Institute of Life Construction in Tokyo, Japan (1931–1936). Die Ausstellung bauhaus imaginista: Moving Away – The Internationalist Architect im Moskauer Garage Museum of Contemporary Art verdeutlicht ab dem 11. September 2018 die komplexen Beziehungen zwischen dem Bauhaus und der Sowjetunion.
 
Kuratiert und künstlerisch geleitet wird bauhaus imaginista von Marion von Osten (Berlin) und Grant Watson (London), die das Projekt mit einem Team aus internationalen Forscher*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen sowie institutionellen Partner*innen weltweit entwickeln. In 2018 entstehen vier unabhängig voneinander entwickelte Ausstellungen in China, Japan, Russland und Brasilien, die durch diskursorientierte Veranstaltungen in Marokko, den USA, Nigeria und Indien ergänzt werden. Von März bis Juni 2019, anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums, wird eine große Abschlussausstellung von bauhaus imaginista im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin gezeigt.
 

Über die Ausstellung bauhaus imaginista: Corresponding With

The National Museum of Modern Art Kyoto (4.8 bis 8.10.2018)
 
Setzt man das Bauhaus in Zusammenhang mit zwei zeitgenössischen asiatischen Schulen, erscheint es als eine Position unter vielen vergleichbaren – auch außereuropäischen. 1919 etwa eröffnete der Dichter Rabindranath Tagore die indische Schule Kala Bhavana. Ihr pädagogisches Programm bezog sich auf regionale Traditionen wie auf die britische Arts and Crafts-Bewegung.
 
Es setzte sich also gleichermaßen mit den Waldschulen des alten Indien, dem indischen Kunsthandwerk, den Bildwerken der Ellora-Höhlen und anderen asiatischen Kulturen auseinander, wie auch mit den Avantgarden des europäischen Kontinents. Fast zeitgleich, ab den 1920er Jahren, stand in Japan der Architekt und Herausgeber Renshichiro Kawakita in regem Austausch mit den Bauhaus-Absolvent*innen Iwao und Michiko Yamawaki sowie Takehiko Mizutani. Gemeinsam konzipierten sie eine experimentelle Ausstellung, in der Gestaltungsprinzipien und Vorkurs-Praktiken des Bauhauses mit der japanischen Moderne-Bewegung und lokalem Kunsthandwerk zusammengeführt wurden. 1931 schließlich gründete Kawakita das Hochschulinstitut Research Institute of Life Construction (Seikatsu Kosei Kenkyusho). Bis heute gilt er als Schlüsselfigur für die Einführung pädagogischer Bauhaus-Prinzipien in Japan.
 
Für bauhaus imaginista in Japan hat der Schweizer Künstler Luca Frei die historische Ausstellung Kawakitas als skulptural und taktil angelegte Installation neu in Szene gesetzt. The Otolith Group (Anjalika Sagar/Kodwo Eshun) wurde darüber hinaus (in Zusammenarbeit mit dem Rubin Museum, New York) mit der Produktion einer Filmarbeit beauftragt, die auf Recherchen zum Kala Bhavana sowie zum weiter gefassten gesellschaftlichen Umfeld von Shantiniketan und Shriniketan zurückgeht. Der Film wird erstmals am 4. August in Toyko gezeigt.
 
Begleitet wird die Ausstellung im National Museum of Modern Art Kyoto von einem Symposium. Am 5. August 2018 arbeiten am Goethe-Institut Tokyo Designer*innen, Künstler*innen und Forscher*innen aus Japan, Indien und Deutschland heraus, in welchem Maße die drei genannten Schulen Einfluss auf die jeweiligen Gesellschaften hatten.
 

bauhaus imaginista: Moving Away – The Internationalist Architect

Garage Museum of Contemporary Art, Moskau (11.9. bis 30.11.2018)
 
Die Moskauer bauhaus imaginista-Ausstellung widmet sich u.a. Leben und Werk von Bauhaus-Studierenden und Lehrer*innen, die dem zweiten Bauhausdirektor Hannes Meyer und seiner Frau Lena Bergner 1930 in die Sowjetunion folgten, u.a. dem Stadtplaner Konrad Püschel oder den Architekt*innen Philipp Tolziner, Tibor Weiner und Lotte Stam-Beese. Die Moskauer Ausstellung folgt im Kapitel bauhaus imaginista: Moving Away der aktuell laufenden Ausstellung im China Design Museum, Hangzhou (bis 26.8.2018). Beide Ausstellungen untersuchen, wie universale Gestaltungsprinzipien von Gestalter*innen und Architekt*innen des Bauhaus in unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten, entwickelt, angepasst, erweitert oder erneuert wurden. Weitere Informationen werden rechtzeitig vorab per Pressemitteilung bekannt gegeben.
 
Quelle: Goethe-Institut