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Es ist Juni - und damit wieder Filmfestzeit in Emden und auf der Insel Norderney. Zum 29.Mal werden die Seehafenstadt an der Ems und die Nordseeinsel zum Treffpunkt von Filmschaffenden und Filmenthusiasten aus Deutschland und dem europäische Ausland.

 

Das Internationale Filmfest Emden-Norderney - 1990 gegründet - hat sich inzwischen zu einem bundesweit vielbeachteten Publikumsfest mit jährlich gut 25.000 Besuchern entwickelt. Neben deutschen Filmen stehen alljährlich insbesondere Produktionen aus Nordwesteuropa im Mittelpunk des Festivalprogramms. Viele davon werden in Emden und auf Norderney als Uraufführung oder deutsche Erstaufführung präsentiert. 

 

So auch in diesem Jahr. Mit insgesamt 50 Lang- und 38 Kurzfilmen (davon sechs Uraufführungen und 36 Deutschlandpremieren) unterstreicht das Publikumsfestival im Nordwesten einmal mehr seinen Anspruch, brandneue und zeitgeschichtlich hochaktuelle internationale Filmproduktionen zu präsentieren. 

 

Und dank der Förderung durch die Nordmedia GmbH und der Stadt Emden sowie der Unterstützung vieler Sponsoren kann das Festival in jedem Jahr in neun Wettbewerben  60.500 Euro Preisgeld ausloben. Darüber hinaus vergibt das Festival alljährlich einen der sicherlich schönsten und einzigartigsten Filmpreise in Deutschland: Das Inselstipendiat „Ein Schreibtisch am Meer“ – eine Woche auf der Insel mit allem Komfort zum Drehbuchschreiben und Stoffentwickeln. So mancher Kino- und Fernsehfilm der letzten Jahre hat auf der Insel seinen ersten Anfang genommen. 

 

Eröffnungsfilm aus Frankreich

Mit der französischen Komödie „Die brilliante Mademoiselle Neïla – Le Brio“ von Regisseur Yvan Attal wird das Festival am Mittwoch, den 6.Juni eröffnet.  Die Geschichte um den unfreiwilligen Zusammenprall zweier starker Charakterköpfe an einer Pariser Eliteschule feierte schon in Frankreich große Erfolge und wird als deutsche Erstaufführung erstmals zeitgleich in Emden und auf Norderney gezeigt. 

 

Das Programmprofil 2018 und einzelne Highlights

Filmkunst ist immer auch Reaktion auf zeitgeschichtliche und gesellschaftspolitische Entwicklungen. Und so zeigt das Internationale Filmfest Emden-Norderney gerade in diesem Jahr angesichts wachsender ökonomischer Ungleichheiten, zunehmender Fremden-feindlichkeit und schleichendem Antisemitismus eine „klare Kante“. Allein sieben Lang- und Kurzfilme im Programm zeigen heutiges jüdisches Leben in Europa und Israel. Und ein Film wirft noch einmal einen Blick auf das wohl unheilvollste Kapitel deutscher und europäischer Geschichte im 20. Jahrhundert: „Der letzte Jolly Boy“ von Hans Erich Viet. 

 

Der in Ostfriesland und Berlin lebende Regisseur hat vier Jahre lang den Ausschwitzüberlebenden Leon Schwarzbaum mit der Kamera begleitet. Ob auf der Suche nach Spuren seiner Kindheit in Polen, ob bei seinem Besuch in den Vernichtungslagern oder aber als Zeuge beim jüngsten Prozess gegen ehemalige SS-Männer in Detmold – Hans Erich Viet war ganz nah an Leon Schwarzbaum dran. 

 

Herausgekommen ist ein bewegendes filmisches Porträt eines Zeitzeugen, der mit seinen 97 Jahren immer noch versucht, zu verstehen, was nicht zu begreifen ist. Dieser Film wird in Anwesenheit des Protagonisten in Emden seine Welturaufführung haben. 

 

Einen weiteren Höhepunkt im diesjährigen Festivalprogramm markiert der Film „Utoya 22. Juli“ des norwegischen Regisseurs  Erik Poppe. Die filmische Rekonstruktion der Ereignisse auf der Ferieninsel Utoya, wo im Sommer 2011 ein rechtsradikaler Attentäter ein Sommercamp der sozialdemokratischen Partei überfiel und 77 Kinder und Jugendliche ermordete, wurde in Norwegen kontrovers diskutiert und war einer der herausragenden Filme im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale. Neben Berlin wird das Filmfest Emden als einziges deutsches Festival diesen Film zeigen. 

Darüber hinaus darf sich das Publikum aber natürlich auf viele weitere großartige Filme in Emden und auf Norderney freuen, so auf die charmante französische Produktion „Comme des garcons“ über das ersten Frauenfußballspiel in Frankreich 1969(!), die Uraufführung der schwarzen britischen Komödie „Dead in a Week: Or Your Money Back“ oder der  München-Tatort „KI“, zu dessen Uraufführung die beiden Kommissare Batic und Leitmayr alias Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl erwartet werden. 

 

In der Kurzfilmsektion freut sich das Festival in diesem Jahr ein aktuelles Sonderprogramm  als deutsche Erstaufführung in Emden präsentieren zu können. „Brexit shorts – Dramas from a divided nation“. Als einen Beitrag zum ersten Jahrestag des EU-Referendums in Großbritannien produzierte die britische Tageszeitung „The Guardian“ gemeinsam mit der Gruppe „Headlong Theatre“ dieses besondere Kurzfilmprogramm. In Zusammenarbeit  mit renommierten britischen Drehbuchautoren, Regisseuren und Schauspielern entstanden insgesamt neun in allen Teilen des Landes inszenierte Kurzfilme, die eine Ahnung von der tiefen Verstörung geben, die das Vereinigte Königreich seit dem Abstimmung über den EU-Austritt im Juni 2016 durchlebt.

 

Emder Schauspielpreis an Julia Jentsch

Der Emder Schauspielpreis geht in diesem Jahr an eine Frau, die zu den renommiertesten und besten deutschen Schauspielerinnen zählt: Julia Jentsch.  Sie erhält am 10. Juni im Rahmen der Preisverleihungsgala  die von der Emder Dirks Group gestiftete Auszeichnung. 

 

„Das Internationale Filmfest Emden-Norderney freut sich, mit Julia Jentsch eine Künstlerin  auszeichnen zu dürfen, die über einen langen Zeitraum kontinuierlich mit außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen in hervorragenden Film- und Fernsehproduktionen überzeugt und ihr Publikum begeistert“, sagt Rolf Eckard, Leiter des Internationalen Filmfestes Emden-Norderney. 

 

Aus Anlass dieser besonderen Ehrung zeigt das Festival eine Werkschau, die in enger Zusammenarbeit mit Julia Jentsch erstellt wurde. Sie belegt eindrucksvoll die Bandbreite ihres großen Könnens und ihre enorme Wandlungsfähigkeit. Die Preisträgerin  hat folgende Filme ausgewählt: Die fetten Jahre sind vorbei (Deutschland/Österreich 2004), Sophie Scholl – Die letzten Tage (Deutschland 2005), Ich habe den englischen König bedient (Tschechien, Slowakei 2006), Die Habenichtse (Deutschland / Irland / Frankreich 2016) und 24 Wochen (Deutschland 2016). 

 

Die Festivalinsel Norderney 

Auch die Festivalinsel Norderney hat im 20.Jubiläumsjahr einige Neuerungen auf den Weg gebracht. Zusätzlich zu zahlreichen Filmvorstellungen im historischen Kurtheater wird es erstmals auch auf der Insel einen Mitternachtstalk im Theaterfoyer geben, bei welchem die Festivalmoderatoren Hilke Theessen, Jenny Zylka und Volker Bergmeister jeweils im Wechsel mit Filmemachern und Insulanern ins Gespräch kommen. Darüber hinaus wird der traditionelle „Dünentalk“ am Samstagmorgen unter dem Titel „Drehort Küste“ Filmschaffende über die Möglichkeiten und Vorzüge von Filmproduktionen an der Nordsee informieren. 
 

 

Quelle: rische & co pr