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Morgen wird im Bochumer "Starlight-Express" der 13-millionste Besucher erwartet. Aber während dort die Sektkorken knallen, beginnt wenige Kilometer weiter im Essener Colosseum-Theater der Musical-Kehraus. Dabei schien gerade dieses Gebäude ein so sinniges Bild für den Strukturwandel: Die ehemaligen Krupp-Hallen als Ort florierender Popkultur, die zwar weniger Arbeitsplätze und Umsätze erbrachte, aber zeitgemäßer war als die Lokomotivrahmen und Turbinen, die hier früher gebaut wurden.

Doch das Ende der Musicals im Colosseum-Theater ist nur die Folge einer seit Jahren kriselnden Musical-Konjunktur. Wenn einst vom "Broadway an der Ruhr" die Rede war, handelte es sich ohnehin um hochgradig subventionsgeputschte Blütenträume, mit denen sich millionenschwere Investoren eine goldene Nase verdienten. So hat das Überangebot vielen Musicals ein Frühableben beschert, vom Duisburger Elend mit den beinahe zynisch platzierten "Les Miserables" bis zur Berg- und Talfahrt der Bühne am Oberhausener Centro. Alles kein Grund, Trübsal zu blasen: Wenn das Geschehen auf der Bühne zum Ort passt, wenn die Story das Zeug zum Kult-Stoff hat, dann blüht Musicals auch im Revier ein langes Leben - siehe "Starlight Express".

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung