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Mit der Nationalen Bildungsplattform will die Bundesregierung den Zugang zu digitalen Lehr- und Lernangeboten sämtlicher Bildungsbereiche ermöglichen. Das Millionenprojekt wird allerdings ein Verständnis von Bildung und Lernen festschreiben, das Bildung als Dienstleistung und Ware und rein zum Erwerb arbeitsmarktrelevanter Qualifikationen versteht. Pädagogische Fragen haben bei der bisherigen Planung der Plattform kaum eine Rolle gespielt. Das ist das Ergebnis der Studie „Werte und Strukturen der Nationalen Bildungsplattform“, die im Auftrag von Wikimedia Deutschland erstellt wurde.

 

Die heutige Vorstellung der Studie im Einstein Center Digital Future in Berlin dreht sich um die Frage, welches grundsätzliche Verständnis von Bildung und Lernen der vom Bund angestrebten Nationalen Bildungsplattform (NBP) zugrunde liegt. Saskia Esken (SPD), Marina Weisband, Dr. Johanna Börsch-Supan (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Oliver Sachzse (Bundesschüler*innenkonferenz) und Dr. Christian Humborg (Wikimedia Deutschland) diskutieren vor dem Hintergrund der Studie, ob die Nationale Bildungsplattform ihr Versprechen nach Offenheit und Gerechtigkeit einlösen kann. 

 

Die Umsetzung der Plattform wird zu einer Zementierung des sehr verengten, instrumentellen Verständnisses von Bildung und Lernen führen, weit über den Einflussbereich der NBP hinaus. Die Nationale Bildungsplattform lässt in ihrer aktuellen Konzeption jegliche Planung von Governance-Prozessen vermissen – ein Zeichen dafür, dass die Relevanz politischer Prozesse auf der Plattform bei den Projektbeteiligten bislang nicht wirklich gesehen wird“, fasst Studienautor Dr. Michael Seemann, Kultur- & Medienwissenschaftler, die Ergebnisse zusammen.

Für Marina Weisband, Beteiligungspädagogin und Diplompsychologin, folgt aus den Erkenntnissen der Studie: „Wir brauchen eine Vision für ein digital gestütztes Bildungssystem, das sich an den Zielen inklusiver, gemeinwohlorientierter und demokratischer Bildung orientiert. Alle betroffenen Gruppen und Individuen sollten ihre jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen an eine digitale Bildungsplattform formulieren können.“

Christian Humborg, Geschäftsführender Vorstand von Wikimedia Deutschland e.V., fordert:  


Die Arbeit an der Nationalen Bildungsplattform darf so nicht fortgesetzt werden, daran lassen die Ergebnisse der Studie keinen Zweifel. Sonst wird der zweite Schritt vor dem ersten getan. Ein so folgenschweres Projekt darf nicht weiter nur von Ministerien und Techniker*innen geplant werden, denn es wird auf Jahre den Zugang zu Bildung und Wissen prägen. Wir wünschen uns von Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger ein Bekenntnis zu Offenheit in jeder Hinsicht – zu offenem Code, zu offenen Schnittstellen, zu offenen Algorithmen, zu offenen Bildungspraktiken, zu offenen Bildungsmaterialien (OER) und zu einem ergebnisoffenen Beteiligungsprozess.“ 

 

Präsentation und Podiumsdiskussion 

Link zur Studie

Datum: 08.11.2022, von 18:00 – 19:45 Uhr (Einlass ab 17:30 Uhr)

Ort: Einstein Center Digital Future, Wilhelmstraße 67, 10117 Berlin

Format: hybride Veranstaltung vor Ort und im Livestream

 

Quelle: Kommunikation Wikimedia Deutschland e. V.

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