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Die neue Stiftung Ludes möchte Bildende Kunst, Literatur und Musik in spannungsreiche Dialoge bringen. Spielstätte dafür soll der rund 80.000 qm große Park der Villa Jacobs sein, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Stifter, der Architekt und Bildhauer Stefan Ludes sowie die Autorin und Vorstandsvorsitzende des Vereins lit:pots e.V. Marianne Ludes, haben den Park nach den historischen Plänen von Peter Joseph Lenné wiederhergestellt.

Gemeinsam mit der Villa Jacobs, welche in Anlehnung an den von Ludwig Persius entworfenen Vorgängerbau rekonstruiert wurde, bildet der Park über dem Ufer des Jungfernsees ein romantisches Mustergut in der Potsdamer Parklandschaft. Längst ist der Park der Villa Jacobs über die Grenzen Potsdams hinaus durch die dortigen Lesungen und Gespräche des Festivals LIT:potsdam oder das jährliche „Weinfest im Park“ bekannt. Nun möchte die Stiftung Ludes den historischen Park selbst als Kulturdenkmal erlebbar und zur Bühne für Skulpturen herausragender Künstlerinnen und Künstler machen. Den Auftakt gibt eine Arbeit des renommierten Bildhauers, Malers und Bühnenbildners Alexander Polzin. Die Einweihung seiner Skulptur mit dem Titel „Fragments of Pound“ findet am 21. Mai um 14 Uhr statt.

Mit Alexander Polzin präsentiert die Stiftung Ludes einen herausragenden Künstler, dessen kreative Arbeiten die Grenzen zwischen Bildender Kunst, Literatur und Musik immer wieder neu ausloten. Seine Werke werden weltweit im öffentlichen Raum, in Galerien oder Museen gezeigt. Zu seinen Schlüsselarbeiten gehören die Giordano-Bruno-Skulptur am Potsdamer Platz in Berlin oder seine Hommage an Paul Celan im Anne-Frank-Park Paris. Mit Thomas Brasch war er eng befreundet und schuf dessen Grabskulptur. Musikalisch inspirierten ihn die Komponisten Helmut Lachenmann und György Kurtág. Für zahlreiche Inszenierungen in internationalen Opernhäusern schuf er die Bühnenbilder. „Alexander Polzin gehört zu den interessantesten zeitgenössischen Künstlern“, so Stefan Ludes. „Sein Werk, mit dem wir den Skulpturenpark eröffnen dürfen, inspiriert, ganz im Sinne unserer Stiftungsidee, zu einem steten Blickwechsel zwischen Bildender Kunst, Literatur und Natur.“

Am 21. Mai wird im Park der Villa Jacobs die zweiteilige monumentale Granit-Skulptur Alexander Polzins „Fragments of Pound“ (2016) eingeweiht, die zuvor nur beim Aldeburgh Music Festival in England zu sehen war:

Das Kunstwerk ist eine Auseinandersetzung mit dem Avantgarde-Lyriker Ezra Pound (1885-1972), der als einer der wichtigsten Dichter des 20. Jahrhunderts gilt. Seine „Cantos“ sind ein in über 50 Jahren entstandenes weltumspannendes Epos, geprägt durch Sinnlichkeit und großen Formenreichtum, komplex und voller historischer wie kultureller Bezüge. Die letzten Verse des Langgedichts hat Polzin in die Steinquader eingraviert: “I have tried to write Paradise/ Do not move/ Let the wind speak/ that is paradise.// Let the Gods forgive what I/ have made/ Let those I love try to forgive/ what I have made.” (Canto, CXX). Polzin spielt damit auch auf die ambivalente Rezeption der „Cantos“ an, die nicht nur Pounds Ruhm begründeten, sondern ihn auch zu einem der umstrittensten Dichter seiner Zeit machten, da er darin dem Faschismus huldigte und antisemitische Stereotypen aufgriff. „In den ‚Fragments of Pound‘ verdichten sich die gegensätzlichen Tendenzen von Pounds Werk, die Schönheit des Wortes und ihre Verführungskunst“, betont die Kunsthistorikerin Dr. Eva Morawietz. „Polzin konfrontiert uns mit der immerwährenden Frage nach der Form und gesellschaftlichen Funktion von Dichtung und Kunst – in ihrer historischen Gegenwart und der heutigen Zeit. Es geht nicht nur um individuelle Erfahrung, sondern um kulturelle Identität.“ Auch zur Identität Potsdams als dem neuen Standort der Skulptur gehört die Ambivalenz: Für die Nationalsozialisten wurde die Stadt ein Symbol des Preußen-Mythos, den sie für sich ausnutzten. Zugleich war sie seit der Regentschaft Friedrichs des Großen als prachtvolle historische Kulturstadt zentrale Begegnungsstätte von Aufklärung, Freigeist und Kunst.

Quelle:  Villa Jacobs/ Stiftung Ludes, Bertiniweg 2, 14469 Potsdam

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