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Der mit 10.000 Euro dotierte Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg geht 2021 an Uwe Timm, den in Hamburg geborenen Autor von „Morenga“, „Rot“, „Am Beispiel meines Bruders“ und „Ikarien“. Mit dem Stipendium des Lessing-Preises wird die Comic-Zeichnerin und Dozentin Birgit Weyhe ausgezeichnet, die Autorin der viel beachteten Graphic Novels „Lebenslinien“ und „Madgermanes“. Kultursenator Dr. Carsten Brosda überreicht beide Auszeichnungen am 23. Januar 2022 während der Lessingtage im Thalia Theater. Dem Preisrichterkollegium gehörten Dr. Jan Bürger (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Anne-Dore Krohn (Literaturkritikerin RBB), Maike Schiller (Leiterin Feuilleton Hamburger Abendblatt), Selma Wels (Literaturveranstalterin Festival „Wir sind hier“) und Professor Robert Zepf (Direktor Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky) an.
 
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Der Schriftsteller Uwe Timm ist ein Erinnerungsarbeiter. Stets politisch, stets den Zeitläufen nachspürend veranschaulichen seine Bücher Humanismus und Geschichtsbewusstsein. Dass seine Geburtsstadt Hamburg ihn nun mit ihrem wichtigsten Literaturpreis ehrt, ist die Anerkennung des großen literarischen Werks eines der bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. 
Birgit Weyhe arbeitet künstlerisch auf Höchstniveau. In ihren Graphic Novels findet sie Antworten auf Fragen, die unsere Gesellschaft aktuell umtreiben: ,race, class and gender‘. Uwe Timm und Birgit Weyhe werden in ihrer jeweiligen Kunstform dem Lessing‘schen Ideal der Aufklärung mehr als gerecht. Ich gratuliere dem Preisträger und der Preisträgerin zu den hochverdienten Auszeichnungen.“
 
In der Preisbegründung für den Lessing-Preis heißt es: „Seit Jahrzehnten beweist Uwe Timm, dass es kein Widerspruch sein muss, ein viel gelesener Schriftsteller zu sein und zugleich intellektuell höchsten Ansprüchen zu folgen. Seine großen Romane wie ,Kopfjäger‘, ,Rot‘ und ,Ikarien‘ fügen sich mit seinen bewegenden autobiografischen Büchern zu einer einzigartigen Chronik der Moderne zusammen. Auf immer wieder überraschende Weise erzählt Uwe Timm von Kriegen und gesellschaftlichen Aufbrüchen, von Utopien und technischen Innovationen genauso wie von persönlichen und politischen Fehlschlägen, von Leidenschaften, Liebe und Betrug. Dieser Autor beschönigt nichts und besteht zugleich auf dem Prinzip Hoffnung. Nicht zuletzt dies verbindet ihn mit Gotthold Ephraim Lessing.“
 
Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren und lebt in München und Berlin. Er ist Mitglied des PEN, der Akademie der Künste Berlin und der Freien Akademie der Künste Hamburg. Seine Bücher erscheinen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, darunter „Heißer Sommer“ (1974), „Morenga“ (1978), „Der Schlangenbaum“ (1986), „Die Entdeckung der Currywurst“ (1993), „Rot“ (2001), „Am Beispiel meines Bruder“ (2003), „Der Freund und der Fremde“ (2005), „Halbschatten“ (2008), „Vogelweide“ (2013) und „Ikarien“ (2017). 2020 erschien sein Band „Der Verrückte in den Dünen“, eine Reflexion über Utopie und Literatur. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2018 mit dem Schillerpreis der Stadt Mannheim und dem Verdienstkreuz 1. Klasse. 2021 erhielt er vom Freistaat Bayern die Auszeichnung „Pro meritis scientiae et litterarum“.
 
In der Begründung für das Lessing-Stipendium schreibt das Preisrichterkollegium: „Birgit Weyhes Bildgeschichten haben eine starke narrative Kraft, sie gehört zu den Impulsgebern einer neuen Generation von selbstbewussten Zeichnerinnen, die auf die eindrückliche Kombination von Text und Bild setzen. In ihren Comics und Graphic Novels setzt sie sich visuell und auf der Textebene mit dem Thema Erinnerung auseinander. ,Im Himmel ist Jahrmarkt‘ eröffnet anhand der Geschichte ihrer Großeltern ein Panorama der Verirrungen und Versehrtheiten einer Familie im 20. Jahrhundert. ,Madgermanes‘ ist eine gezeichnete Dokumentation über die Vertragsarbeiter aus Mosambik, die ins sozialistische Bruderland DDR kamen.“
 
Birgit Weyhe wurde 1969 in München geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Uganda und Kenia und kehrte nach dem Abitur nach Europa zurück. Sie schloss 1997 ihr Studium der Germanistik und Geschichte ab, wandte sich der Kunst zu und studierte Illustration an der HAW Hamburg. Für ihren 2016 erschienenen Comic ,Madgermanes‘ erhielt sie den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung und den Max-und-Moritz-Preis des Internationalen Comicsalons Erlangen. 2022 erscheint im avant-verlag ihr neuer Comic „Rude Girl“, der sich mit kultureller Aneignung auseinandersetzt.
 
Der mit 10.000 Euro dotierte Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg gehört zu den traditionsreichsten Kulturpreisen und wurde 1929 vom Senat anlässlich des 200. Geburtstages von Gotthold Ephraim Lessing gestiftet. Er wird alle vier Jahre verliehen. Zusätzlich wird das mit 5.000 Euro dotierte Stipendium des Lessing-Preises an Hamburger Autorinnen und Autoren vergeben. Die Preisträger und Preisträgerinnen sollen sich im Sinne Lessings den Maximen der Aufklärung verpflichtet fühlen und sie in ihrer geistigen Arbeit zum Ausdruck bringen. Preisträger waren unter anderem Hans Henny Jahnn, Hannah Arendt, Peter Weiss, Walter Jens, Max Horkheimer, Jean Améry, Alexander Kluge, Jan Philipp Reemtsma und Karl Schlögel. 2017 ging der Lessing-Preis an die Philosophin Juliane Rebentisch und das Stipendium an die Autorin Nino Haratischwili.
 
Kultursenator Dr. Carsten Brosda überreicht beide Auszeichnungen am 23. Januar 2022 um 11 Uhr während der Lessingtage im Thalia Theater. Kostenlose Eintrittskarten für die Preisverleihung sind über das Thalia Theater (www.thalia-theater.de) erhältlich.
 
Quelle: Behörde für Kultur und Medien Hamburg

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