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Klappe, die Letzte: Das 16. up-and-coming International Film Festival Hannover ist am Sonntag zu Ende gegangen. Zum Abschluss hagelte es Auszeichnungen. Gleich dreimal verlieh die hochkarätige Jury den mit jeweils 2000 Euro dotierten „Deutschen Nachwuchsfilmpreis“. 67 Produktionen waren nominiert. Über die renommierte Auszeichnung und eine zweijährige Unterstützung durch namhafte Pat:innen aus der Filmbranche dürfen sich freuen:


• The Door of Return | Deutschland 2021 | Regie: Anna Zhukovets (geb. 1997), Kokutekeleza Musebeni | München | Der Film ist ein afro-futuristischer Dokumentarfilm. Ein Gedankenexperiment. | Jury: „In einer Mischform aus Dokumentation und Science-Fiction berichtet der Film von den Auswirkungen des strukturellen Rassismus auf Betroffene sowie ihrem unermüdlichen und unbeugsamen Kampf dagegen. Er gibt wichtigen deutschen und internationalen Stimmen des antirassistischen Aktivismus‘ und schwarzer Kultur- und Literaturgeschichte einen Raum.“

 

• Die Mathematik der Dinge | Deutschland 2020 | Drehbuch und Regie: Zoe Hagen (geb. 1993) | Köln | Lena ist schwanger und weiß nicht, ob sie abtreiben soll oder nicht. Sie beginnt mit der Einrichtung des Kinderzimmers, allerdings nur mit Objekten, die sie aus der Rubrik Kleinanzeigen als 'Geschenk' erhält. | Jury: „Der Film gibt seiner Protagonistin den Raum für ihre ganz eigene Perspektive. Er setzt dabei auf pointiertes Timing und unkonventionelle Auflösung und schafft so mit viel Sprach- und Bildwitz eine humorvolle Leichtigkeit, ohne sich vor feinfühliger Tristesse zu scheuen.“

 

• Amputierte Arschbacken | Deutschland 2020 | Drehbuch und Regie: Claudia Tuyét Scheffel (geb. 1995) | Hamburg | Opa Liem verliert beim Pokern. Mortima ist eine Vampirin. Long trifft auf einen Drachen. | Jury: „Der Film ist eine erfrischende Überraschung, eine eigenartige Geschichte im besten Sinne, in der Alltägliches und Eigentümliches, Reales und Surreales, Mystik und Humor miteinander verwoben werden.“

Der „Bundes-Schülerfilmpreis“ wird in diesem Jahr geteilt und geht gleichwertig an:

 

• Alone | Deutschland 2020 | Drehbuch: Amechi Oji | Regie: Amechi Oji (geb. 2007), Jakob Bey (geb. 2005) | Münster| Allein in einer Stadt muss Luke mit ansehen, wie sein neuer Freund Selbstmord begeht. Oder war das nur eine Vision? | Jury: „Der Film nimmt sich einem ernsten Thema an: Cybermobbing, psychische Erkrankung und Suizid. Uns als Jury hat er vor allem mit seiner gelungenen Kamera und dem Schnitt überzeugt.“

 

• Unsere Realität | Deutschland 2020 | Regie: Stefanie Kinanga (geb. 2001), Samah Mustafa (geb. 2005) | Johannes Rau Gymnasium Wuppertal | Fünf junge Frauen erzählen über ihre Alltagsrealität schwarz zu sein. Es werden rassistische Geschehnisse kommentiert, die so jeden Tag in Deutschland passieren | Jury: „Die Filmemacherinnen haben den Mut und die Courage bewiesen, sich dem Thema Rassismus auf einer persönlichen Ebene vor der Kamera zu widmen. In kurzen, eindrücklichen Szenen zeigen sie die schmerzvolle Erfahrung von Alltagsrassismus und Mikroaggressionen und wie man dem entgegentreten kann und sollte.“

Eine Lobende Erwähnung im deutschen Wettbewerb ging an den Film „Furor.“ von Luna Jordan und Frida Lindenau aus Berlin.
Die Preisgelder im deutschen Wettbewerb werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gestiftet.

 

Der „up-and-coming International Film Award” geht an …

• A Boy | Russian Federation 2020 | Drehbuch und Regie: Vitaly Akimov (geb. 1996) | Der 23jährige Vitaly Akimov portraitiert seine Familie in der sterbenden Provinzstadt Arsenyev. Der 10 Jahre alte Stepan, Sohn seines Stiefbruders, fungiert als Führer durch eine düstere Umgebung. | Jury: Der Film beschreibt auf eine sehr persönliche und intime Art das Familienschicksal als Metapher für eine Gesellschaft im sich selbst auflösenden Transformationsprozess.

 

• Aliya | Kazakhstan 2021 | Drehbuch und Regie: Aruzhan Dossymkozha (geb. 1999) | Die junge Lehrerin Aliya, frisch von der Universität, nimmt ihre erste Stelle in einer Kleinstadt an. Plötzlich wird sie mit der kasachischen Tradition "Qyz alyp quahu" – Brautentführung – konfrontiert. | Jury: „Aliya“ ist eine wichtige Botschaft für Frauenrechte und gegen unterdrückende Traditionen, wo immer sie auf dieser Welt noch aufrechterhalten werden.

 

• Life's Meeting Room | United Kingdom 2021 | Drehbuch und Regie: Becky-Lulu Dartnell (geb. 1999) | Der Film ist eine Stoptrick-Dokumentation, die der Frage “Was ist der Sinn des Lebens?” nachgeht. | Jury: Becky-Lulu Dartnell porträtiert ihre Charaktere mit einer solchen Authentizität, dass es sich anfühlt, als hätten wir sie alle außerhalb des Zoom-Meetings im wirklichen Leben getroffen.

Eine Lobende Erwähnung im internationalen Wettbewerb ging an den Film „To kill the birds and the bees“ von Calleen Koh Yee Lin aus Singapur.

Erstmals konnte auch das Publikum Stimmen abgeben: Preisträger des ersten „up-and-coming Audience Awards“ ist Perspektiven einer entstehenden Beständigkeit: Kapitel 1 – Lehrgut | Deutschland 2020 | Drehbuch: Theo Dassler | Regie: Theo Dassler (1997), Valentino Rentz

 

Das 16. up-and-coming war am 22. November unter dem Motto „Raus in die Welt“ als digitale Edition gestartet. 145 Filmtalente aus 38 Ländern konnten ihre Werke in den vergangenen Tagen präsentieren – live zugeschaltet aus Wohnzimmern, Einraumwohnungen, Hausfluren, Autos, Campingwagen und Zugabteilen. Gestreamt und gezoomt wurde aus dem Hotel Savoy in Hannover, das zuvor zur Festivalzentrale umgestaltet worden war. Von dort wurde auch die virtuelle Welt up-and-topia gesteuert. In der tummelten sich die Filmemacher:innen, brachten gemeinsame Projekte auf den Weg und tauschten sich aus. Für das Konzept gab es Komplimente aus aller Welt, vor allem der detaillierte, liebevolle und kreative Aufbau der virtuellen Welt mit Avataren, Leinwänden, Bars und einem Dancefloor wurde gelobt.

Highlights der Themen-Panels mit mehr als 500 Teilnehmenden waren die Online-Meetings mit Stars der Szene wie Nora Fingscheidt, Andreas Dresen, Franziska Stünkel sowie Dennis Gansel und Dustin Loose, die dem Nachwuchs Tipps zum erfolgreichen Filmemachen an die Hand gaben und Mut machten. „Gebt niemals auf, eure frischen Ideen werden in der boomenden Filmbranche mit ihren Streaming-Diensten händeringend gesucht“, so sinngemäß die Regisseure Dennis Gansel und Dustin Loose, die selbst mal als Jugendliche ihre ersten Filme beim up-and-coming gezeigt haben.

 

„Wir sind überwältigt von der internationalen Wirkung unseres Konzepts mit Live-Meetings bei Zoom und virtueller Festivallandschaft. Das hat uns bestätigt, dass wir auf einem guten Weg sind, uns am Puls der Zeit auszurichten“, so Festivalchef Burkhard Inhülsen. Bei der digitalen Edition von up-and-coming hätten die Filmemachenden mehr denn je im Fokus gestanden. „Niemals zuvor haben wir uns mit fast allen Filmtalenten über ihre nominierten Filme austauschen und sie miteinander vernetzen können.“

Die 17. Auflage des als Biennale konzipierten up-and-coming soll 2023 steigen. „Wir planen mit Hoffnung auf ein Präsenzfestival ohne Kontaktbeschränkungen in einem hybriden Format und wollen die guten digitalen Erfahrungen weiterentwickeln“, sagt Burkhard Inhülsen. 2022 wird es ein bundesweites Drehbuchfestival geben, bei dem die Festivallandschaft up-and-topia erneut eine Rolle spielen wird.

 

Quelle: 16. up-and-coming Internationales Film Festival Hannover | 22. bis 28. November 2021

wwww.up-and-coming.de

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