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Das MARKK untersucht die Provenienzen von Sammlungsbeständen aus Ozeanien, die auf eine Vernetzung des deutschen Kolonialwesens mit dem Hamburger Welthandel zurückgehen. Zeitgleich beginnt eine erste systematische Bestandsüberprüfung zu NS-Raubgut. Beide Projekte werden vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.

 

Barbara Plankensteiner, Direktorin MARKK: „Die beiden Förderungen ermöglichen die dringend notwendige Erforschung der Erwerbsumstände der in den Fokus genommenen Bestände. Der Pazifikraum bildet einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt des Museums, der von einer komplexen Verschränkung kolonialer Interessen und Handelsstrukturen geprägt ist. Des Weiteren soll Verdachtsfällen auf NS-Raubgut endlich fundiert nachgegangen werden. Nach Abschluss der Forschungen können nächste Schritte geplant werden.“

 

Untersuchung der Provenienzen kolonialer Sammlungsbestände aus Ozeanien und deren Zusammenhang mit den Netzwerken des Hamburger Welthandels

Bisher durchgeführte Untersuchungen zeigen, welche Ethnografica aus den Westafrika-Sammlungen des MARKK zwischen 1860 und 1920 durch koloniale Akteur:innen nach Hamburg gelangten. Der für den westafrikanischen Kontext erprobte Ansatz wird nun in einer zweijährigen Verlängerung auf die Sammlungen aus Ozeanien angewandt. Untersucht werden Verdachtsmomente auf koloniale Übergriffe und zweifelhafte Aneignungspraktiken im Zusammenhang mit dem von Hamburg ausgehenden Welthandel. Dies soll in Zusammenarbeit mit Vertreter:innen der Herkunftsgesellschaften erfolgen. Die Konvolute aus der Ozeanien-Sammlung des MARKK, die im Rahmen des Projekts bearbeitet werden sollen, gehen auf unterschiedliche Hamburger Akteure, wie z. B. die Gebrüder Hernsheim, aber auch bisher unbekannte Einzelpersonen zurück, von denen teilweise nur wenige Stücke eingeliefert wurden.

 

Provenienzforschung zu NS-Raubgut: Überprüfung ausgewählter Bestände

Mit der auf zwei Jahre angelegten Provenienzforschung zu NS-Raubgut werden am MARKK nun erstmals ausgewählte Bestände systematisch überprüft. Basierend auf bekannten oder als betroffen eingestuften Sammlungen werden nun zunächst Judaica-Objekte und Objektüberweisungen öffentlicher Einrichtungen nach 1945 auf Verdachtsmomente eines zwang- und verfolgungsbasierten Erwerbskontextes oder Besitzwechsels zwischen 1933 und 1945 hin untersucht und auf ihren Eingangsstatus sowie Vorbesitzer:innen und Überbringer:innen hin überprüft. Unter den Überweisungen befinden sich unter anderem auch im MARKK Silberobjekte aus jüdischem Besitz, die 1939 in Hamburg zwangsabgegeben werden mussten und 1961 von der Finanzbehörde als Restbestand auf die Hamburger Museen verteilt wurden.

Die Ergebnisse der Projekte sollen über die museumseigene Website, im Rahmen der sukzessiven Onlinestellung der Sammlungen sowie mit einer Ergebnispräsentation mit öffentlichem Vortrag veröffentlicht werden.

 

Quelle: MUSEUM AM ROTHENBAUM

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