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Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz zum Welterbe erklärt. Der Judenhof in Speyer, der Wormser Synagogenbezirk mit dem Friedhof Heiliger Sand und der Alte jüdische Friedhof Mainz zeugen von der langen und wechselvollen Geschichte der drei jüdischen Gemeinden. Die SchUM-Stätten sind die 50. Welterbestätte in Deutschland. Das UNESCO-Komitee tagt noch bis zum 31. Juli online.

Dazu erklärt Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt: „Die Anerkennung dieses jüdischen Gemeindeverbundes, dessen Wurzeln auf das 10. Jahrhundert zurückgehen, ist die Krönung der Feierlichkeiten im Festjahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Als 50. Welterbestätte in unserem Land stehen die SchUM-Stätten für die Verpflichtung, dem Weg des Friedens und der Versöhnung zu folgen. Hierfür ist der Wiederaufbau der von den Nationalsozialisten zerstörten Wormser Synagoge eine wichtige Wegmarke.“

 

„Von Speyer, Worms und Mainz gingen im Mittelalter entscheidende Impulse für die Entwicklung des Judentums in Europa aus“, erläutert die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer. „Die drei jüdischen Gemeinden waren Anziehungspunkt für Gelehrte aus nah und fern, sie brachten richtungsweisende Reformen auf den Weg und setzten architektonische Maßstäbe“, so Böhmer. „Die Kultur der SchUM-Gemeinden wurde von der Begegnung und dem Austausch mit ihrem christlichen Umfeld tief geprägt, war aber immer wieder bedroht. Die Geschichte der jüdischen Gemeinden am Rhein ist auch eine Geschichte jahrhundertelanger Verfolgung, von den Pogromen des Mittelalters bis zur fast völligen Auslöschung des europäischen Judentums im Holocaust“, betont Böhmer. „Dass die UNESCO die SchUM-Stätten in diesem besonderen Jahr 2021 anerkennt, ist äußerst bewegend.“

 

Als Verbund der SchUM-Städte bildeten Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Mitteleuropa. Die Bezeichnung setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der drei hebräischen Städtenamen zusammen: Schpira, Warmaisa und Magenza. Sie gelten als Wiege des aschkenasischen Judentums. SchUM-Gelehrte erließen hier vor 1.000 Jahren religionsrechtliche Reformen, verfassten Liturgien und Gebete, die seither Bestand haben. Das Verbot der Polygamie im europäischen Judentum geht ebenso auf die SchUM-Gemeinden zurück wie eine Reform des Scheidungsrechts, das die Position der Frauen stärkte, und das Briefgeheimnis.

 

Die Bauwerke und Friedhöfe der drei Gemeinden, deren Geschichte bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht, zählen zu den ältesten erhaltenen Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland und Europa. In den SchUM-Stätten spiegelt sich das rituelle und gesellschaftliche Leben der Gemeinden: Die Bedeutung von Gebet und Gelehrsamkeit sowie Ideen religiöser Reinheit lassen sich in den Synagogen und Frauenschuln, den Talmudschulen und Ritualbädern erkennen. Ihre Form und Gestaltung sollte die Architektur jüdischer Gemeindebauten von Mitteleuropa über Nordfrankreich bis nach England prägen.

Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission

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