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Gerhard Richter, einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart, stellt der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ein umfangreiches Konvolut von mehr als 100 Arbeiten für das „Museum des 20. Jahrhunderts“ am Kulturforum zur Verfügung. Ein entsprechender Vertrag zwischen der GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird in Kürze unterzeichnet. Zentrales Werk der langfristigen Kooperation ist der vierteilige Zyklus „Birkenau“ (2014), der bereits vom 16. März bis 3. Oktober 2021 in der Alten Nationalgalerie unter dem Titel „Reflexionen über Malerei“ gezeigt wird. Die Schau wird vom Kuratorium Preußischer Kulturbesitz unterstützt.
 
Gerhard Richter sagt dazu: „Der Anlass, eine Stiftung zu gründen, waren die vier Birkenau-Bilder, die ich nicht auf den Kunstmarkt bringen wollte. Mit der Entscheidung war der Weg frei für eine Stiftung, die inzwischen über 100 Werke umfasst. Ich freue mich, dass die Bilder nach Berlin kommen.“
 
Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärte: „Die Zusammenarbeit der SPK mit Gerhard Richter und die Überlassung von 100 seiner Werke sind nicht nur ein großer Gewinn für die Kunstmetropole Berlin, sondern vor allem ein ehrender Vertrauensbeweis für die Nationalgalerie. Für die Stadt Berlin, die wie kaum eine andere für die Brüche und Widersprüche unserer Geschichte und der Kunst des 20. Jahrhunderts steht, ist der Birkenau-Zyklus ein Schlüsselwerk. Zugleich zeigt die Kooperation mit Gerhard Richter schon jetzt, welche Signalwirkung der Neubau eines Museums des 20. Jahrhunderts entfaltet. Nicht zuletzt wegen dieser Werke wird es ein Publikumsmagnet für Kulturbegeisterte aus aller Welt sein. Ich danke Gerhard Richter sehr für diese großzügige Überlassung, genauso wie Udo Kittelmann, der diesem Angebot den Weg geebnet hat."
 
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dankte dem Künstler: „Diese große Geste von Gerhard Richter ist eine Ehre für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Man kann sagen, dass ein Traum wahr geworden ist. Gerhard Richters Werk ist nicht ohne deutsche Geschichte denkbar. Seine Bilder sind für viele von uns ein Weg, sich über die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts klar zu werden. Gleichzeitig aber braucht und sucht Richters Kunst die Debatten der Gegenwart. Wo wäre dafür ein besserer Platz als in Berlin? Gerhard Richters Stiftungsbilder markieren den Beginn einer neuen Zeit für die Nationalgalerie, der mit dem Bau des Museums des 20. Jahrhunderts noch deutlicher werden wird.“ 
 
Joachim Jäger, kommissarischer Direktor der Nationalgalerie, betont: „Gerhard Richter hat die Entwicklung der Kunst der letzten Jahrzehnte immens geprägt. Es ist wunderbar, dass die Nationalgalerie nun bald ein weites Spektrum seines Schaffens dauerhaft zeigen kann. Mit „Birkenau“ wird zugleich die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten, verbunden mit der immer wieder neu zu beantwortenden Frage, wie mit diesem beispiellosen Menschheitsverbrechen umzugehen ist.“
Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie, sagt zur neuen Ausstellung: „‘Reflexionen über Malerei‘ bilden einen Kern der Arbeit Gerhard Richters, die auch seine explizit auf die deutsche Geschichte gerichteten Zyklen wie ‚Birkenau‘ einschließen. Richters generelles Nachdenken über die Grenzen der Darstellbarkeit in der Kunst verbindet die Ausstellung mit der Präsentation in der Alten Nationalgalerie.“
 
Unter dem Titel „Reflexionen über Malerei“ zeigt die Alte Nationalgalerie vom 16.3. bis 3.10.2021 den „Birkenau“-Zyklus von Gerhard Richter. Der aus vier großformatigen, abstrakten Bildern bestehende Zyklus „Birkenau“ von 2014 stellt das Ergebnis einer langen und tiefen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Holocaust dar. Intensiv beschäftigte Gerhard Richter dabei die Frage, ob und wie der Völkermord an bis zu sechs Millionen Juden und anderen Menschen überhaupt darstellbar sei.
Die vier Gemälde „Birkenau“ basieren auf vier Fotografien, die 1944 von einem Häftling in dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen wurden. Gerhard Richter malte die Fotografien auf vier Leinwände. Als das nicht funktionierte, begann er, sie dann nach und nach zu übermalen. Die dabei entstandenen abstrakten Bilder bewegen sich damit in einem Zwischenraum von Zeigen und Nicht-Zeigen, von Dokumentieren und Erinnern.
 
In verschiedenen Konstellationen waren die Arbeiten bereits in Dresden, Prag, Moskau und New York zu sehen. In Berlin ist den vier Birkenau-Bildern und den vier Fotovorlagen auch ein vierteiliger Spiegel gegenübergestellt, der weitergehende Fragen der Reflexion aufruft. Kuratiert wurde der Saal in der Alten Nationalgalerie von Ralph Gleis in Abstimmung mit dem Künstler. Die Vielschichtigkeit von Abbildung und Darstellung, die mit diesem Zyklus aufgerufen wird, berührt Grundfragen der Malerei, wie sie über alle Zeiten hinweg die Menschen beschäftigt haben. Gerade deshalb hat sich Gerhard Richter für die Präsentation des „Birkenau“-Zyklus den Ort der Alten Nationalgalerie gewünscht.
 
Die Präsentation der „Birkenau“-Bilder stellt den Auftakt zu einer langfristig angelegten Kooperation zwischen der GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG und der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin dar. Die GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG stellt dem Museum mehr als 100 Werke aus verschiedenen Schaffensphasen des deutschen Künstlers zur Verfügung: von Einzelwerken wie „Besetztes Haus“ (1989) über bedeutende Glas- und Spiegelarbeiten wie „Spiegel, grau“ (1991) oder „6 stehende Scheiben“ (2002/2011) bis zu seriell angelegten Gemälde-Reihen im Spätwerk wie „4.900 Farben“ (2007), „Strip“ (2013) oder einer Reihe abstrakter Bilder aus den letzten Jahren. 
 
Beginnend mit dem Jahr 2023 sollen wesentliche Teile des Gerhard Richter-Konvoluts zunächst in der Neuen Nationalgalerie ausgestellt werden. Eigentlicher Bestimmungsort der Werke ist der Neubau am Kulturforum, das „Museum des 20.Jahrhunderts“. Hierfür ist ein Raum im Obergeschoss vorgesehen. Im Zentrum wird der Zyklus „Birkenau“ stehen, der aufgrund seiner großen Tragweite und seiner für die Geschichte Deutschlands so eminenten Bedeutung permanent zu sehen sein wird. Der Umgang mit der Kunst von Gerhard Richter im Neubau soll dabei offen bleiben für die Diskurse der Gegenwart. So wird die Nationalgalerie für diesen Raum regelmäßig wechselnde Präsentationen erarbeiten, um immer wieder neue Sichtweisen auf das Werk von Gerhard Richter zu ermöglichen. Auch zeitgenössische Interaktionen mit dem Werk von Gerhard Richter sind denkbar und auch vom Künstler erwünscht.
 
Mit der beschlossenen langfristigen Kooperation zwischen der Nationalgalerie und der GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG wird eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Künstler fortgesetzt, die seit 2012 und der gemeinsam durchgeführten Retrospektive „Gerhard Richter Panorama“ in der Neuen Nationalgalerie durchgehend bestand. Hervorzuheben sind insbesondere vertrauensvolle Gespräche zwischen Gerhard Richter, seiner Frau Sabine Moritz-Richter, dem damaligen Direktor der Nationalgalerie, Udo Kittelmann, sowie in jüngerer Zeit mit Stiftungspräsident Hermann Parzinger, dem Kommissarischen Direktor der Nationalgalerie Joachim Jäger sowie Jacques Herzog vom Architekturbüro Herzog & de Meuron.
 
Die GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG wurde 2020 von Gerhard Richter gegründet, um sein Werk dauerhaft großen öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Neben der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin erhalten auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Werke dieser Stiftung. Die Werkliste der Stiftung ist in der Publikation „Gerhard Richter-Kunststiftung“ (Köln, 2021) aufgeführt.
 
Quelle: Direktor der Abteilung Medien und Kommunikation Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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