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Augsburg feiert seit 2010 jedes Jahr den hier geborenen Dichter Bertolt Brecht mit unterschiedlichsten Genres und Formaten. 2021 findet das Brechtfestival erstmals im Netz statt. Auf dem Smartphone, dem Tablet und am heimischen Rechner bietet es zwischen dem 26. Februar und dem 7. März rund 20 Netzpremieren und Kunst-on-Demand.

 

 

Vom Kurzfilm bis zum Live-Talk, von der Handy-Cam zum Trickfilm: In den Brechtfestival Streams erlebt das Publikum Brecht, sein Kollektiv, seine Texte und seine Themen durch die Augen von Paula Beer, Corinna Harfouch, Charly Hübner, Lina Beckmann, Winnie Böwe, Stefanie Reinsperger, Hanna Hilsdorf, Suse Wächter, Frank Wolff, Ben Hartmann u.a. Sie zeigen Blicke auf „ihren“ Brecht und das, was er ihnen bedeutet. Zeitgenössische Künstler*innen erfüllen diese erste Online-Ausgabe mit ganz persönlichen Zugängen zu Bertolt Brecht, Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin und Ruth Berlau. Sie unterstreichen damit die Aktualität von Brecht und den Mitarbeiter*innen in seinem Kollektiv.

 

„Als klar war, dass wir unser Spektakel-Format dieses Mal nicht weiterführen können, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, wie wir den Hit-and-run-Gedanken auf die aktuelle Situation anwenden können. Also die Idee kleiner, wendiger, selbständig arbeitender Trüppchen. Es ist uns gelungen, viele Künstlerinnen und Künstler, die wir zuvor angefragt hatten, auf eine netzbasierte Präsentationsform umzuorientieren. Uns war aber wichtig, nicht ausschließlich Bühnenpräsentationen abzufilmen, sondern möglichst eigene künstlerische Beiträge zu schaffen. Wir sind gespannt, was sich die Beteiligten einfallen lassen“, so Festivalleiter Jürgen Kuttner zum Wechsel ins Digitale. Der Berliner Regisseur, Radiomoderator und Kulturwissenschaftler und sein Kollege, der Regisseur Tom Kühnel, haben wie in der letzten Festivalausgabe die künstlerische Leitung inne.

 

Die Regieklasse der Otto Falckenberg Schule München und lokale Ensembles wie Theter und Bluespots Productions beteiligen sich mit eigens für das Brechtfestival entwickelten Projekten an der Online-Edition. Am Eröffnungsabend zeigt das Staatstheater Augsburg die Premiere von Heiner Müllers „Medeamaterial“ in der Regie der beiden Festivalleiter im Live-Stream.

 

Hörspiel, Musik, Poetry und Film – Beiträge von Augsburg über Dresden bis Kiew

Der Bayerische Rundfunk sendet anlässlich des Brechtfestivals ein besonderes Hörspielprogramm mit Archivaufnahmen und Neubearbeitungen von Brechttexten. Der Regisseur und freie Videogestalter Bert Zander entwickelt gemeinsam mit der Berliner Brass-Band „Bolschewistische Kurkapelle Schwarz Rot“ fünf miteinander verbundene Musikvideos, in denen das Augsburger Stadtbild eine tragende Rolle spielen wird. Die Gewinner*innen des Brecht-Wettbewerbs an Augsburger Schulen werden online prämiert.

 

Auch die „Brechtnacht“, die traditionell Brecht mit zeitgenössischer Popkultur zusammenbringt, wird 2021 etwas anders ablaufen – Sie will das häusliche Wohnzimmer, Bad und Wohnküche zur Tanzfläche machen. Zum Beispiel mit dem ukrainische Frauen-Septett „Dakh Daughters“, das einen eigens produzierten Beitrag aus dem Dakh Theater in Kiew schickt. Oder mit der international besetzte Brass- und Weltmusik-Band „Banda Internationale“ aus Dresden. Für einen gemeinsamen Auftritt bei der Brechtnacht 2020 mit Sängerin Bernadette La Hengst setzten sich die Künstler*innen auf Einladung des Festivals erstmals mit Brecht auseinander. Diese Begegnung führte inzwischen zur Produktion eines Albums („Banda, Bernadette & Brecht“/ Trikont), aus dem sie für die Online-Ausgabe 2021 einige Songs direkt aus dem Augsburger Textilmuseum TIM präsentieren. Auch die Singer-Songwriterin Charlotte Brandi nimmt eine exklusive Session in den Augsburger „Brechtstudios“ auf, die Poetry-Slammer*innen Tanasgol Sabbagh und Florian Stein performen im TIM u. a. zu den Themen Brecht und Feminismus.

 

Arbeitsjournal: Hintergründe und Seitenblicke – kurios, klug, sinnlich

Ein Programmbeitrag des Brechtfestivals läuft bereits seit September 2020: Das „Brechtfestival Arbeitsjournal“ auf www.brechtfestival.de und per Telegram-Kanal. In Anlehnung an Bertolt Brechts originales Arbeitsjournal (1938–1955) präsentiert es per „Überraschungsdramaturgie“ (Jürgen Kuttner) täglich Texte, Tondokumente und Videos von, zu oder über Brecht und sein künstlerisches Umfeld im Wechsel mit Blicken hinter die Kulissen der Festival-Entstehung sowie Anekdoten von Brecht-Kenner*innen und kleine Vorschauen auf das Festivalprogramm. Vorschläge für Fragen, die per Weblog-Video-Eintrag im Arbeitsjournal beantwortet werden sollen, können an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gerichtet werden.

 

#digitalbrecht – Brechtfestival 2021

Das Programm des Brechtfestivals 2021 wird vom 26.2. bis zum 7.3. über die Festival-Webseite präsentiert. Neben kostenlosen Angeboten soll es auch einen Festivalpass für weitere Brechtfestival-Angebote geben.

 

„Die Umstellung auf ein digitales Festival in 2021 bietet die Chance einer noch stärkeren überregionalen Bekanntheit“, sagt Kulturreferent Jürgen Enninger. „Mit dem Festivalpass stellen wir die besondere Wertigkeit heraus, die Kultur im Allgemeinen und die einzelnen Beiträge im Besonderen haben. Gleichzeitig soll niemand ausgeschlossen sein. Ein Brechtfestival ist aktuell wichtiger denn je. Die Pandemie zeigt, welche Tragweite Ungleichheiten bekommen, wenn Krisen gemeistert werden müssen. Diskriminierung, die ungerechte Verteilung von Macht, Geld und Chancen: Dies alles wird durch Brecht deutlich thematisiert und schafft so für uns eine berührende Aktualität, die zum Handeln mahnt“, so Enninger.

 

Quelle: Brechtfestival

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