News-Port

Die aktuelle Corona-Krise erfordert kurzfristige Intervention, um Strukturen zu stützen und Beschäftigten im Kulturbereich zu helfen, aber auch eine langfristige kulturpolitische Agenda. Während viele Kultursparten konkret in Gespräche zu Exitstrategien für die Zeit nach Corona einbezogen werden, reklamieren die Filmfestivals, die in der AG Filmfestival zusammengeschlossen sind, dass die über 400 Filmfestivals in Deutschland, die erheblich zur Verbreitung der Filmkultur und zum Erhalt der Kinokultur beitragen, gleichberechtigt mit anderen Kultursparten in Gespräche über zeitnahe und künftige Strategien einbezogen werden. Überdies fordern die Filmfestivals einen Strukturwandel im Bereich Kinokultur, die wesentlich von den Filmfestivals profitiert.

 

 

>>Der filmkulturelle Wert und das Potential der Filmfestivals

Filmfestivals sind in den letzten 20 Jahren zu einem wesentlichen Faktor in der Wahrnehmungsökonomie geworden und sind somit relevanter Teil in der Verwertungskette der Filmbranche und somit der Filmkultur. Beinahe alle Filmfestivals in Deutschland und international hatten in den vergangenen Jahren einen enormen Zuwachs an Publikum zu verzeichnen. Filmfestivals haben zuletzt maßgeblich dazu beigetragen, das deutschlandweite Kinosterben in Stadt und Land abzubremsen und Kinokultur erlebbar zu halten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der kulturellen Grundversorgung und zum sozialen Zusammenhalt ebenso wie zur Steigerung der Attraktivität und sogar Stärkung strukturschwacher Regionen. Der anhaltende Rückgang von gewerblichen Kinos wird wegen der Corona-Krise zusätzliche signifikante Lücken im Kinoangebot hinterlassen, sodass Filmfestivals neben ihrer kulturellen Qualität auch in ihrer gesellschaftlichen Funktion eine noch weitaus größere Bedeutung erlangen werden.

>>Der kreativwirtschaftliche Wert und das Potential der Filmfestivals

Jenseits der gesellschaftlichen und künstlerischen Werte, für die Festivals stehen, ist das kreativwirtschaftliche Potential ein wesentlicher Aspekt. Auf Filmfestivals findet in Deutschland eine in Umfang und Wirkung ernstzunehmende Auswertung deutscher Filme im Kino statt; ihr Anteil an der Kinoauswertung deutscher Produktionen wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Im Vergleich zu den schwindenden Zuschauerzahlen im Kino verzeichnen Filmfestivals eine stetig zunehmende Nachfrage. Im Bemühen, die Kinoauswertung deutscher Filme attraktiver zu machen, kommt Filmfestivals eine zentrale Bedeutung zu.

Die Filmfestivals möchten wegen ihres substanziellen Beitrags zur Filmkultur einen Strukturwandel einleiten und stellen folgende Forderungen auf:

• neben anderen Kultursparten gleichberechtigt in Gespräche über Strategien zur Wiederaufnahme kultureller Angebote einbezogen zu werden. Derzeit werden die Gespräche an den besonderen Herausforderungen von Kinos und Festivals vorbei geführt.

• eine leistungsgerechte und transparente Förderstruktur: Filmfestivals werden bisher in Deutschland von Seiten der Filmförderanstalten und Ministerien nur gering gefördert. Dies würde allen in der Auswertung von Filmen Beteiligten zu gute kommen – den Filmen, den Vertrieben, den Kinos und dem Publikum.

• eine Berücksichtigung der Besuchszahlen von Filmfestivals in der Filmauswertung im Rahmen der Filmförderungsanstalt (FFA): Die ganz erheblichen Eintrittszahlen, die deutsche Filme durch Filmfestivals mittlerweile erzielen, sollen nach Auffassung der AG Filmfestival nach künftig im Filmförderungsgesetz (FFG) berücksichtigt werden.

• Erhalt und Unterstützung von Festivalkinos: Nicht erst seit der Corona-Krise ist die Kinostruktur gefährdet. Hier muss aus Sicht der AG Filmfestival umgesteuert werden, indem Kinos gezielt in ihrer Eignung und ihrem Potential für Festivals erhalten, weiterentwickelt und gefördert werden. Die AG Filmfestival sieht dringenden Handlungsbedarf bei der künftigen Ausgestaltung, Nutzung und Trägerschaft von Kulturbauten.

• eine qualitativen Studie zu deutschen Filmfestivals: Trotz einer ausdifferenzierten Filmfestivallandschaft von über 400 Filmfestivals in Deutschland wissen wir wenig über deren Struktur, Verbreitung und Wirkung. Es mangelt an fundierten Erkenntnissen, die Grundlage auch von kulturpolitischen Entscheidungen sein sollten.

 

Quelle: Filmfest Hamburg gGmbH

Kommentar verfassen
(Ich bin damit einverstanden, dass mein Beitrag veröffentlicht wird. Mein Name und Text werden mit Datum/Uhrzeit für jeden lesbar. Mehr Infos: Datenschutz)

Kommentare powered by CComment


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.