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Seit über 34 Jahren präsentiert die Griechische Filmwoche München dem Publikum der bayerischen Landeshauptstadt alljährlich die besten Kinoproduktionen Griechenlands. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die weltweite Pandemie hat auch Auswirkungen auf die 34. Ausgabe der beliebten Filmreihe.

 


Cinephile München e.V. präsentiert 2020 das erste, rein digitale griechische Filmfestival in Deutschland. Ab 12. November haben ZuschauerInnen aus der ganzen Bundesrepublik die einmalige Gelegenheit, einzigartige, preisgekrönte und qualitativ hochwertige Kinofilme aus Griechenland zu erleben, zu fühlen und zu genießen. Die Griechische Filmwoche München geht dabei neue und innovative Wege und findet erstmals nicht im Kino, sondern als reine Online Ausgabe statt. Das Filmprogramm der 34. Griechischen Filmwoche @HOME umfasst über 20 aktuelle Kinoproduktionen die bereits auf etlichen Festivals weltweit gezeigt und ausgezeichnet wurden, darunter zahlreiche Debütfilme junger griechischer Filmemacher.innen. Ein Großteil der Filme werden als Europa- oder Deutschlandpremieren gezeigt. Die Griechische Filmwoche München findet in diesem Jahr bereits zum 34. Mal statt. Sie ist das älteste Festival für griechische Filme außerhalb Griechenlands in ganz Europa.


Programmhighlights
Siamak Etemadis Langfilmdebüt PARI erzählt von der Iranerin Pari, die gemeinsam mit ihrem streng religiösen Mann Farrokh nach Athen reist, um ihren dort studierenden Sohn zu besuchen. Als dieser nicht wie versprochen am Flughafen auf sie wartet, machen sich die besorgten Eltern auf die Suche nach ihm – und sind unversehens mit einer Stadt in politischem Ausnahmezustand konfrontiert, in der Straßenkämpfe und brennende Barrikaden ihnen die Wege versperren. Weil Farrokh kein Wort Englisch spricht, übernimmt Pari eine für sie völlig ungewohnte Rolle und beginnt, sich zu emanzipieren. PARI zeichnet ein rohes, rebellisches Bild der Hauptstadt Athen, die nachts vor Wut, Widerstand und Verzweiflung förmlich kocht. Thematisch setzt sich der selbst aus Iran stammende Regisseur Siamak Etemadi mit dem Problemviertel von Exarchia auseinander, dort haben Autonome, Schutzsuchende und Geflüchtete mehrere leerstehende Gebäude besetzt. Über die dort stattfindenden täglichen Auseinandersetzungen der Bewohner.innen mit der Polizei wurde mehrmals auch in der internationalen Presse berichtet.


MY NAME IS EFTIHIA ist eine der größten Kinoproduktionen Griechenlands seit Ausbruch der Wirtschaftskrise. Die vom Leben der Dichterin Eftichia Papagiannopoulou inspirierte Filmbiographie von Regisseur Angelos Frantzis gewann bei der diesjährigen Iris-Verleihung, den wichtigsten Filmpreisen Griechenlands, gleich acht der begehrten Auszeichnungen – u.a. in den Kategorien „Bester Film“ und „Bester Hauptdarsteller“ – und begeisterte seit seiner Kinopremiere in Griechenland über 650.000 Kinobesucher.innen. Die aus Smyrna stammende griechische Dichterin und Lyrikerin Eftihia Papagiannopoulou war eine außergewöhnliche Frau, die in der männerdominierten Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre sämtliche Tabus brach. Als Texterin unzähliger populärer Liedtexte gelang es ihr, sich in der Musikwelt einen Namen zu machen, sie arbeitete mit den bedeutendsten griechischen Musikern der Zeit wie Markos Vamvakaris, Vasilis Tsitsanis, Stelios Kazantzidis, Manos Hatzidakis oder Manolis Chiotis zusammen. Als Künstlerin war sie überaus produktiv und verwandelte selbst dramatische persönliche Schicksalsschläge in bis heute zeitlose Lieder. MY NAME IS EFTIHIA feiert bei der Griechischen Filmwoche München seine Deutschlandpremiere.

 

In DEFUNCT sucht Aris, ein junger gescheiterten Geschäftsmann, angesichts seiner schlechten finanziellen Situation Zuflucht im Haus seines verstorbenen Großvaters Aristides, einem Kriegsveteranen aus dem Zweiten Weltkrieg. In seinem Bemühen, dem Vermächtnis von Aristides gerecht zu werden, beansprucht Aris nach und nach die Rolle seines Großvaters. Regisseur Zacharias Mavroidis, der auch das Drehbuch schrieb, schildert darin ein Phänomen, das in Athen seit Beginn der Wirtschaftskrise zu beobachten ist: immer mehr junge Menschen ziehen wieder zurück in die Häuser ihrer Großeltern, die jahrelang leer gestanden hatten und kämpfen dort mit den oftmals schmerzhaften Schatten der Vergangenheit. DEFUNCT gewann beim 60. Thessaloniki International Film Festival den Publikumspreis.


Neun Jahre nach seinem international gefeierten Erstlingsfilm BLACK FIELD, drehte Regisseur Vardis Marinakis mit ZIZOTEK seinen vielbeachteten zweiten Film, der beim Filmfestival in Karlovy Vary seine Premiere feierte. Als der neunjährige Jason von seiner Mutter während eines Folk-Festivals allein zurückgelassen wird, sucht er Zuflucht in einer Hütte im Wald, die von dem stummen und menschenscheuen Einsiedler Minas bewohnt wird. Minas weigert sich zunächst, den Jungen bei sich aufzunehmen, doch mit der Zeit geben sich die beiden Einsamen Halt und werden so zu einer Art Ersatzfamilie. Ein berührender und poetischer Film über die Sehnsucht nach Intimität und die Kraft der Natur, der bei der Iris-Verleihung mit dem Preis für die „Beste Kamera“ ausgezeichnet.


Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Reisebeschränkungen mussten viele in diesem Jahr auf ihren Sommerurlaub im schönen Griechenland verzichten. Eine zumindest filmische Reise in die malerischen Naturlandschaften Westgriechenlands bietet THE MOUNTAIN TEARS. Das emotionale Drama erzählt von der Odyssee von sieben Steinmetzen, die nach Jahren fern der Heimat endlich nach Hause zu ihren Familien zurückkehren wollen. Eine Entscheidung, die viele Gefahren birgt, denn in der Region tobt der Bürgerkrieg. Ihre Reise führt sie durch von Krieg und Elend gezeichnete Orte und auch die sieben mutigen Kämpfer ringen täglich um ihr Überleben – wie einst Odysseus, unerbittlich und unbezwingbar. Regisseur Stelios Charalampopoulos erzählt in THE MOUNTAIN TEARS allegorisch die Geschichte Griechenlands nach und wirft dabei einen einfühlsamen Blick auf eine verlorene Heimat, die zu Beginn des Jahrhunderts vor einer Reihe neuer Herausforderungen steht.


Der Zypernkonflikt spitzt sich angesichts des Erdgasstreits zwischen Griechenland und der Türkei derzeit wieder zu. Der in der Pufferzone Zyperns, der sogenannten „grünen Linie“ spielende mediterrane Western SIEGE ON LIPERTI STREET ist auch deshalb aktueller denn je. Genau hier bewohnt eine junge Familie ein Haus, dessen Fassade in den griechischen Teil der zypriotischen Hauptstadt Nikosia, der Garten in Richtung des türkischen Teils blickt. Inmitten dieses politischen Spannungsfeldes kämpft die Familie mit persönlichen Dramen: Nach einer Explosion schwer traumatisiert verliert der Mann seinen Job bei der Marine und weiß nun nicht mehr, wie er seine Familie vor dem drohenden Ruin bewahren soll. Die zypriotisch-griechische Produktion des zypriotischen Schriftstellers und Regisseurs Stavros Pamballis erhielt sowohl den Publikumspreis als auch den FIPRESCI-Preis beim 60. Thessaloniki International Film Festival.


Zwei Kurzfilmprogramme zeigen die ganze Bandbreite des griechischen Filmschaffens: eine Auslese aus dem letztjährigen Programm sind in INTERNATIONAL SHORT FILM FESTIVAL THESSALONIKI versammelt, die SHORT SELECTION 2020 umfasst neben MIMIC von Yorgos Lanthimos (THE FAVOURITE) auch die beiden preisgekrönten Kurzfilme THE DISTANCE BETWEEN US AND THE SKY (Goldene Palme in Cannes) und THE SILENCE OF THE DYING FISH (Athens International Film Festival) von Vasilis Kekatos.

 

34. Griechische Filmwoche @Home
Angesichts der aktuellen Covid-19-Pandemie, die zu Einschränkungen im öffentlichen und kulturellen Leben führt, findet die Griechische Filmwoche München in diesem Jahr digital statt.
Die 19 Filmprogramme (Spiel- Dokumentar- und Kurzfilme) können als Video On-Demand über die Plattform unseres Partners Kulturserver filmstadt-muenchen.culturebase.org bequem von zu Hause, über PC, Laptop, Mac, Tablet, auf Smartphones oder Smart-TV-Geräten angeschaut werden. Voraussetzung ist einzig eine kostenlose Registrierung bei Culturbase, eine Registrierung ist bereits ab sofort möglich. Weitere Infos sind auf der Website von Filmstadt-München e.V. (www.filmstadt-muenchen.de) verfügbar.


Neben Einzeltickets (€ 5,- / € 6,- mit Solibeitrag für die Münchner Kinos Arena und Museum Lichtspiele) gibt es dieses Jahr auch einen günstigen Festival-Pass (€ 35,- / € 40,- mit Solibeitrag). Der Vorverkauf beginnt ab Dienstag, 10. November um 15 Uhr auf www.griechischefilmwoche.com.


Zum ersten Mal findet die Griechische Filmwoche in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft des Griechischen Generalkonsulats in München statt. „Über die Griechische Filmwoche München haben Filmschaffende aus unserer Heimat erstmals die Möglichkeit, ihre sehenswerten Werke dem bundesdeutschen Publikum vorzustellen. Die pandemische Krise schränkt unsere sozialen und kulturellen Aktivitäten zwar ein, dennoch schaffen wir durch den Einsatz digitaler Medien innovative Alternativen. Wir sind davon überzeugt, dass Filmliebhaber mit der diesjährigen digitalen Ausgabe ebenso viel Vergnügen haben werden wie bei den Vorführungen im Kino“, sagt Dr. Vassilios Gouloussis, Generalkonsul von Griechenland in München.


Die Griechische Filmwoche München wird gefördert vom Kulturreferat der Landehauptstadt München und unterstützt von der Münchner Stadtbibliothek und dem Nationalen Griechischen Filmzentrum in Athen.
Hauptsponsor ist in diesem Jahr der Großhandelsmarkt Atlas Feinkost aus München.


Die Griechische Filmwoche München ist die älteste kontinuierlich stattfindende griechische Kulturveranstaltung ihrer Art in Deutschland. Veranstalter der Griechischen Filmwoche war bis 2017 das Griechische Filmforum München e.V. Seit 2018 öffnet Cinephile München e.V. (bis 2019 als Cinephil – Freunde des Griechischen Films) die Tür zur griechischen Seele.
Im Vorjahr feierte die Griechische Filmwoche München mit über 3.500 BesucherInnen einen neuen Zuschauerrekord.


Quelle: Cinephile München e.V. und Filmstadt München e.V.

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