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Die Welt konfrontiert uns zu jeder Zeit mit einer Fülle von Rätseln, sodass wir uns zuweilen selbst zum Rätsel werden: Woher kommt unsere Erde? Wie entstehen und entwickeln sich Natur, Zivilisation und Kultur? Wie hängen die einzelnen Ereignisse der Welt miteinander zusammen? Wo ist unser Platz als Menschen in dieser Welt?

Ist unser begrenzter Verstand überhaupt in der Lage, die Welt in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit zu erfassen? Woher wissen wir, ob unsere Urteile und Entscheidungen richtig sind?

 
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Heinrich Maiers, wenn man so will, Zweieinhalbteiler Philosophie der Wirklichkeit ist ein sonderbares, zwiespältiges Buch von sage und schreibe ungefähr 2.000 Seiten Umfang.

Das hat offenbar auch Nicolai Hartmann so empfunden, wenn er in der 1938 in der „Phil-hist.-Klasse der Sonderausgabe der Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften“ erschienenen ausführlichen Besprechung dieses systematischen Hauptwerkes Maiers doch immerhin eine Kategorialanalyse mit ontologischem Hintergrund ausgemacht wissen wollte.

 
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Vom Ueberweg-Heinze-Oesterreich hat jeder Philosophiestudent bereits im ersten Semester etwas gehört. Dass Ueberweg aus rein ökonomischen Gründen dazu gezwungen war, die Idee des Verlegers Toeche zu verwirklichen, einen Grundriss der Geschichte der Philosophie zu schreiben, dürfte hingegen nicht ebenso bekannt sein.

Denn Friedrich Ueberweg (1826-1871) ist das akademische Fortkommen deswegen lange Zeit versperrt geblieben, weil er sich zwar einerseits um einen philosophischen Ausgleich zwischen Idealismus und Empirismus bemüht hatte, in diesem Vermittlungsbestreben andererseits jedoch stark von Friedrich Eduard Benekes Psychologie beeinflusst worden war und sich somit dem Verdacht ausgesetzt hatte, dem verpönten Materialismus jedenfalls nahegestanden und – aus bildungspolitischer Sicht – nicht hinzunehmende Konzessionen gemacht zu haben

 
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Es hat stets etwas Erfreuliches, wirklichen Kennern ihres Fachs auf etwaigen literarischen Streifzügen zu begegnen. Zwar, auch das ist richtig, stellt sich bei ihrer Lektüre immer wieder das Gefühl der Beschämung ein, da man sich plötzlich seiner eigenen Schranken und Unzulänglichkeiten ganz deutlich bewusst wird; sie führen einem unerbittlich vor Augen, wie wenig man doch eigentlich, allem angestrengten Bemühen zum Trotz, weiß. Aber dieses bohrende Gefühl weicht dann meistens doch dem anderen des Ansporns und der Entdeckerfreude, ihnen nachzustreben, sich zu bereichern an ihrem Reichtum, indem man sich ihn denkend, so gut es geht, aneignet.

 
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Johann Eduard Erdmanns Grundriss der Psychologie (Vierte, verbesserte Auflage, Fr. Chr. Wilh. Vogel, Leipzig 1862) empfiehlt sich als begleitende Lektüre zur Philosophie des (subjektiven) Geistes aus Hegels Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse und zu Heinrich Güßbachers Hegels Psychologie der Intelligenz (Würzburg 1988).

Diese genetisch-empirische Psychologie des menschlichen Geistes lohnt es allein schon folgender Einsichten wegen zur Kenntnis zu nehmen.

 
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Am 13. März ist mein Freund und jahrelanger Diskussionspartner in Sachen ernst-heiterer Musikrezeption, der bildende Künstler Rudolf Jankuhn, verstorben.

Vergeblich nach Trost Ausschau haltend möchte ich etwas über seine Kunst sagen, um der aus dem Gefühl der Leere entspringenden Hilflosigkeit – ein emotionaler Notanker – nicht ganz und gar ausgeliefert zu sein.

 
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Der Empirismus des Schleiermacherschülers Friedrich Eduard Beneke ruht auf einem genetisch-psychologischen Fundament auf.

Mit seinem 1832 erschienenen Lehrbuch verfolgte Beneke zwei Absichten: Theoretisch fundiertes Wissen sollte mitgeteilt werden. Um allerdings nicht in „unfruchtbarer Abstraktheit“ zu verharren, hielt er es für geboten, dass die Wissenschaft der Logik „stets zugleich auch einer praktischen Anwendung fähig sein“ müsse (IV). Die praktische Anwendung ist die Bewährungsprobe des theoretischen Wissens nicht allein der Logik, sondern u.a. auch der Astronomie, Physik und Chemie.

 
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Vor dem Hintergrund, der dem Leser dieser Serie bereits vertrauten Überlegungen zum Realraum und zur Realzeit soll zur Abrundung dieser Gedanken zur Philosophie der Natur das von Hartmann in dem 18. und letzten Kapitel des Ersten Teils Niedergelegte in systematischer Geschlossenheit verkürzt auf den Begriff gebracht werden.

Dieser „Spekulative Relativismen des Raumes und der Zeit“ benannte 17seitige Überblick über den Stand der Forschung im Bereich der Elektrodynamik ist, seiner gedanklichen Schärfe und argumentativen Stringenz wegen, ein imponierendes kleines Meisterwerk.

 
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Denkend zu urteilen soll laut Hartmann mit Erkenntnis nur sehr bedingt etwas zu tun haben. Und die Kategorien der Erkenntnis sollen nur zum Teil mit denen des realen und idealen Seins identisch sein. Kann das stimmen? Wie verhält es sich damit?

Ausschließlich wahre Erkenntnis verdient nach Hartmann überhaupt, Erkenntnis genannt zu werden. Unwahre Erkenntnis ist eine contradictio in adjecto. Man kann wohl etwas Falsches wissen, aber dann handelt es sich eben um kein Wissen, sondern um einen Irrtum.

 
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Welcher Art ist eigentlich der Gegenstand der reinen Mathematik? Und was ist sie selbst, worin besteht ihre spezifische Leistung?

Laut Hartmann ist ihr Objekt das ideale Sein, dem sie als Idealerkenntnis beizukommen sucht. Da allerdings von Erkenntnis zu sprechen nur dann sinnvoll ist, wenn das zu Erkennende mit dem Erkennenden nicht ab ovo identisch ist, stellt sich zunächst die Frage, ob dasjenige, was den Gegenstand mathematischer Idealerkenntnis bildet, überhaupt ein von seinem Erkanntwerden unabhängiges Ansichseiendes ist. Handelte es sich bei ihm nämlich bloß um einen dem Bewusstsein immanenten oder auch intentionalen Gegenstand, dann wäre es verfehlt, von ihm als einem Erkenntnisgegenstand zu sprechen.

 
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Was eigentlich ist der entscheidende Fehler des wissenschaftstheoretischen Ansatzes, der ganz ausdrücklich nicht derjenige Nicolai Hartmanns ist?

Dadurch, dass er diesen Fehler nicht nur vermieden, sondern das Prinzip desselben schonungslos in seinen diversen Publikationen offengelegt hat, hat er sich womöglich selbst ins wissenschaftliche Abseits manövriert und sich auf lange Sicht zum wissenschaftlichen Außenseiter gemacht, der er bis heute geblieben ist.

 
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Vorbemerkung: Um die einzelnen Abschnitte dieses Mehrteilers nicht unnötig aufzublähen, werde ich im Folgenden weitestgehend auf Zitate aus dem Original verzichten.

 

Eine differentielle Kategorialanalyse, wie Hartmann sie erarbeitet hat, hat sich um das Prinzipielle und Grundlegende u. a. im Aufbau des realen Seins zu kümmern.
Allenthalben handelt es sich um die Erforschung von Kausalitäten, Strukturen, Wechselwirkungszusammenhängen, Gesetzen etc. eines auf eine jeweils bestimmte Art organisierten/aufgebauten Realen. Nicht etwa die Gesetzlichkeit als solche und um ihrer selbst willen, sondern Realzusammenhänge sind das jeweils zu erforschende Objekt.

 
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Paul Nicolai Hartmann wurde am 20. Februar 1882 in Riga geboren. Er studierte zunächst Medizin im estländischen Dorpat, anschließend Philosophie in St. Petersburg, bevor er 1905 an die Marburger Universität wechselte.

Dort promovierte er 1907 bei Paul Natorp und Hermann Cohen. 1909 folgte seine Habilitation. Bis 1920 war er Privatdozent, danach Professor in Marburg. 1925 erfolgte seine Berufung nach Köln, 1931 nach Berlin. Seit 1946 lehrte er in Göttingen. Er ist am 9. Oktober 1950 in Göttingen gestorben.

 
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Von Alois Riehl stammt der beherzigenswerte Satz: „Nur wer sein Denken vorzugsweise an Sprachen erzogen und an die Regeln der Grammatik gewöhnt hat, mag auch von den Regeln des Geschehens in der Natur Ausnahmen für möglich halten oder die Naturgesetze bloß als Text-Interpretationen der Naturforscher betrachten“ 1.

Ist dies die ahnungsvoll vorweggenommene Position des Wiener Kreises, dann kontrastiert dieser Mischung von Impressionismus und Formalismus bei dem Realisten Riehl die Einschätzung, dass das „Gesetz der Gravitation [...] mit allen Bewegungen der Himmelskörper und irdischen Fallerscheinungen (zwar, F.-P.H.) noch nicht gegeben (sei, F.-P.H.), obgleich es in jeder Fallbewegung enthalten ist.

 

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