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In ihrem Debütroman „Streulicht“ erzählt Deniz Ohde vom Erwachsenwerden zwischen den Existenzentwürfen: vom falschen Versprechen der Bildungsgerechtigkeit, vom verzögerten Aufstieg als Arbeiterkind und der konstanten Angst des Scheiterns, vom Erwartungsdruck und der Enge des Heimatorts, aus dem sie ausbrechen will, auch wenn alle anderen bleiben. Ohde entwirft ein einfühlsames und ehrliches Portrait einer Existenz, die geprägt ist von alltäglichen Erfahrungen der Ungleichheit und dem verinnerlichten Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, bei dem der Aufschrei jedoch ausbleibt – und das Aufbegehren erst spät gelingt.

 

Ein kleiner Ort neben einem Industriepark, irgendwo in Deutschland. Fabrikschlote ragen in den Himmel, eine feine Säure liegt in der Luft, in der Ferne das konstante Brummen der Werkhallen. Hier hat ihr Vater 40 Jahre lang Aluminiumbleche durch Laugen gezogen, hier ist die namenlose Ich-Erzählerin selbst aufgewachsen.

 
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Die Umschreibung „Rückkehr einer Legende“ wird gewöhnlich immer dann benutzt, wenn historische Objekte oder Sportler plötzlich wieder sichtbar (gemacht) werden. Wenn es um eine Automarke wie den Borgward geht oder den „Silberpfeil“ von Mercedes, ein Iron Man es schafft, nach Hawaii zurückzukehren und dort zu siegen oder wenn zukünftig der HSV wieder in der 1. Bundesliga anklopfen sollte.

Wobei – mit dem HSV sind wir schon bei der richtigen Verortung, denn die Freie und Hansestadt Hamburg spielt eine mehrfach zentrale Rolle bei der Rückkehr eines Segelschiffs, präzise gesagt einer Viermastbark in ihren ursprünglichen Heimathafen.

 
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Kein deutscher Philosoph ist ähnlich umstritten wie Martin Heidegger, und kaum einer ist seinen Verehrern wie Gegnern als Person ähnlich präsent.

Oliver Precht zeigt in seiner Dissertation die Phasen von Heideggers Selbstdarstellung. Gerade dank seiner Sachlichkeit und der Nähe zum Text gerät das Buch zu einem ebenso überzeugenden wie scharfen Angriff auf den Autor selbst wie auf seine Herausgeber, Anhänger und Apologeten.

 
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Es ist eine umfassende Würdigung des britisch-amerikanischen Filmregisseurs, der zugleich Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor war. 1899 im nördlichen Londoner Vorort Leytonstone geboren und 1980 in Los Angeles verstorben, ist Sir Alfred Hitchcock so etwas wie der Großmeister des Thrillers, der nie auf eine Prise Humor verzichtete.

Anlässlich des 40. Todesjahres erschien soeben eine gewaltige Monographie, die allein vom Umfang und Gewicht (3 kg) sein außerordentliches Lebenswerk auf 648 Seiten in sich birgt und von den französischen Autoren Bernard Benoliel, Gilles Esposito, Murielle Joudet und anderen verfasst wurde.

 
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Markus Gabriel sei der „Philosoph der Stunde“, erklärte der Moderator von „Titel, Thesen, Temperamente“ am 26. Juli, als er ein Interview mit dem telegenen Erfolgsautor über dessen Buch „Moralischer Fortschritt“ ankündigte. Kann man seiner Einschätzung zustimmen?

 

Leben wir in einer besonders dunklen Zeit? Sind unsere moralischen Probleme größer, als sie es noch vor kurzer Zeit gewesen sind? Brauchen wir in dieser Situation einen moralischen Wegweiser, weil uns die aktuellen politischen und humanitären Konflikte mit Fragen konfrontieren, die wir allein gar nicht lösen können? Geht es nicht ohne die Hilfe eines Philosophen, eines Fachmanns für ethische Fragen aller Art, der sich mit diesen Problemen professionellerweise auskennt und deshalb dem tumben Volk einige Hinweise geben kann? Dürfen wir hoffen, dass so einer kommt und uns aufklärt?

 
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Schon Robert Seethalers preisgekrönte Romane „Der Trafikant" (2012) und „Ein ganzes Leben“ (2014) sind Romane über Leben und Tod. Mit dem letzten Buch dieser Trilogie, mit dem Roman „Der letzte Satz“, hat sich der vielfach ausgezeichnete österreichische Schriftsteller auf ein besonderes Wagnis eingelassen.

Seethaler beschreibt die letzten Tage des berühmten Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler (1860-1911) in einer fiktiven Geschichte. Dabei hält sich der Autor zwar an biographische Details, spart aber den künstlerischen Werdegang Mahlers komplett aus. Er beschränkt sich in seiner Erzählung auf einige bekannte Ereignisse und Anekdoten aus dem Leben des großen Künstlers. Im Mittelpunkt des Buches steht Mahlers letzte Reise, die ihn von New York zurück nach Europa führt.

 
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Eine eindrucksvolle Reise durch die Kunst- und Kulturszene aus drei Jahrzehnten

„Follow Arts“ lautet der richtungsweisende Titel des ersten, soeben erschienenen Buchs von und mit Claus Friede (*1960). Unter diesem kunstfreundlichen und kunstfreudigen kulturellen Imperativ vereint der von Dagmar Reichardt und Gudrun Thiessen-Schneider herausgegebene Band ausgewählte Texte von Claus Friede aus den letzten drei Jahrzehnten (1990-2020).

 
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Was macht das Lachen so bedeutend, dass jemand mehr als zweitausend Seiten darüber schreiben kann? Für Lenz Prütting ist das Lachen ein Verhalten, das allein dem Menschen zukommt. So versteht sich seine gewaltige Studie über dieses Thema als ein wesentlicher Beitrag zur philosophischen Anthropologie.

Lenz Prütting (*1940) ist ein Theaterwissenschaftler und Theaterpraktiker, der irgendwann auf den Gedanken kam, sich etwas intensiver mit dem Lachen auseinanderzusetzen. Eigentlich wollte er, wie er eingangs seines Buches berichtet, nur einen Aufsatz darüber schreiben, „was erkenntnistheoretisch gesehen mit dem Jargon-Ausdruck ‚Verstehen mit dem Bauch‘ gemeint sein könnte“, aber das Ergebnis zehnjähriger Mühen war dann dieser Foliant, dessen erste Auflage bereits vor sieben Jahren erschien und in manchen Kreisen Aufsehen erregte – dank der erstaunlichen Gelehrsamkeit seines Verfassers, aber auch dank der Plausibilität seiner Überlegungen.

 
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Luca ist zehn Jahre alt, der Vater 34. Die Mutter ist vor einem Jahr gestorben. Lucas versucht, seinem Vater ein guter Sohn zu sein. Jeden Tag sagt er ihm, er habe ihn lieb. Es ist nie zu oft. Jedes Mal rührt das den Vater aufs Neue. Das gilt auch für den Leser.
Vorweggesagt: Dieses Buch ist ein Buch für die Hängematte. Bestenfalls sollte sich die Hängematte an Deck einer Yacht oder eines Segelbootes befinden und sich bei leichtem Wind, unter azurblauem Himmel, sanft hin und her wiegen. So kann der Leser sich ganz den spannenden Reiseerlebnissen von Luca und dessen Vater hingeben.

 
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Vierundzwanzig Jahre nach seinem Tod ist ein weiteres posthumes Werk des Philosophen Hans Blumenberg erschienen, zusammen mit seiner seinerzeit ungedruckten Dissertation.

 

Was bedeuten „wirklich“ oder „real“? Sind das zwei gleichbedeutende Begriffe? Hat sich ihre Bedeutung seit den Tagen der alten Griechen oder dem Mittelalter womöglich verschoben? Sollte jedes Zeitalter seinen eigenen Begriff von der Realität haben? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich das „Realität und Realismus“ überschriebene Buch Blumenbergs, dessen Ursprünge sehr weit zurückliegen, denn seine ältesten Teile lassen sich in den Beginn der siebziger Jahre datieren. Und druckfertig war das Manuskript noch lange nicht, als sein Autor 1996 starb.

 
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Sechs Romane hat der amerikanische Autor Kent Haruf geschrieben, die alle in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Staat Colorado angesiedelt sind. Sein letzter Roman „Unsere Seelen bei Nacht“ erschien 2015 posthum und wurde noch im selben Jahr mit Jane Fonda und Robert Redfort verfilmt. Der 1943 in Colorado geborene, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Schriftsteller, verstarb 2014.

„Benediction“ heißt sein vorletzter Roman, der 2013 in den USA erschien und jetzt unter dem Titel „Kostbare Tage“ im Diogenes-Verlag. Es ist ein leises Buch des Abschiednehmens, ein Buch lebenslanger Liebe, voller Weisheit und Trost. Es ist auch ein Buch über unscheinbare Alltäglichkeiten, die vom Autor in Szene gesetzt wirken wie funkelnde Diamanten. Schlichte Reinheit, gepaart mit kunstvoller Geschliffenheit, führen und verführen zum großen Leseerlebnis.

 
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In einer auffallend schönen Ausgabe ist im Suhrkamp-Verlag das neue und sehr umfangreiche Buch von Markus Gabriel erschienen, dem produktiven Jungstar der deutschen Philosophie.

 

Wie viele Wissenschaftler erhalten schon mit 29 Jahren einen Lehrstuhl? Dafür muss man außergewöhnlich begabt sein, viel Glück haben und sicherlich noch mehr arbeiten. Als Folge ist einem das Interesse der Öffentlichkeit gewiss, besonders dann, wenn man sich nicht zu schade ist, populär zu schreiben. Und was sollte auch falsch daran sein, Fernsehserien anzusprechen, gelegentlich ein wenig herumzuwitzeln und etwas onkelhaft dieses und jenes zu erklären? Schließlich verfügt Gabriel wirklich über die Fähigkeit, merkwürdiges Deutsch, etwa von Heidegger, in verständliche Sätze zu übertragen.

 
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In sechszehn Porträts beschreibt der Journalist und Chefredakteur der „Welt-Gruppe“, Ulf Poschardt, was er sich unter Mündigkeit vorstellt.

Nicht wenige Begriffe scheinen in den letzten Jahrzehnten ihren Sinn verloren zu haben. Wer wollte die „Welt“ heute noch ein konservatives Blatt nennen?

 

„Conservativ“ wird in den Wörterbüchern des 19. Jahrhunderts als „die Erhaltung befördernd“ definiert, aber sowohl die Redakteure der angesprochenen Zeitung als auch Politiker der großen Parteien würden eine solche Qualifizierung als Unverschämtheit zurückweisen. Ausnahmslos alle haben sich den großen Wandel auf die Fahne geschrieben und stehen vorbehaltlos für Mobilität, Modernisierung und in den Worten ihres Chefredakteurs dafür, „fundamental wirklich alles zu ändern“. Das Schlimmste, was die Nachfahren der Konservativen kennen, ist in den Worten dieses Autors „Bremsendes und Entschleunigendes“.

 
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Sein Buch über Migrationslandschaften „Migrancy, Culture, Identity“ brachte ihm 1994 den (geistes-) wissenschaftlichen Durchbruch. Aber eigentlich fing alles mit seiner Studie über urbane Rhythmen, Popmusik und Popkultur an: Der musikaffine britisch-italienische Autor Iain Chambers, Jahrgang 1949, hat die Kulturwissenschaft als Disziplin mitbegründet und gilt heute als international ausgewiesener Forscher zum Thema Postkolonialismus und Mittelmeerstudien.

Nachdem er noch in den neunziger Jahren zusammen mit Paul Gilroy über Jimmy Hendrix, Hip-Hop und die „Unterbrechung des Gedankens“ publiziert hat, beschäftigt er sich in seinem letzten auf Italienisch erschienenen Titel mit der „Mittelmeerfrage“ („La questione mediterranea“, 2019): Dagmar Reichardt sprach mit dem Wahl-Neapolitaner darüber, warum wir heute lieber vom „Globalen Süden“ statt einer „Dritten Welt“ reden, was der sogenannte „Globale Süden“ eigentlich mit Globalisierung zu tun hat, und wo er denn liegt, wie und was er überhaupt ist?

 

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