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Ulrich Wickert war "erstaunt". Die Resonanz, die seine Medienschelte ausgelöst hat, "überraschte" ausgerechnet den Mann, der seit Jahrzehnten ein intimer Kenner der Branche ist. Das sagte er der WAZ. Das mag man ihm glauben, oder auch nicht. Klar ist aber: Ulrich Wickert hat sich zum Sprachrohr von politisch interessierten Menschen gemacht.
 
In Internetforen wurden gestern Qualitätsdiskussionen angestimmt. Der ehemalige Nachrichtenmann Wickert wurde nur selten als nölender Besserwisser verstanden. Am Ende des Tages wurde er als Stichwortgeber einer breiten Massenbewegung gefeiert, die seiner gnadenlosen Abrechnung mit ARD und ZDF zustimmte. Diese Reaktionen sollten allerdings nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender nachdenklich stimmen. Sie sollten auch die Politik zum Umdenken animieren. Denn solange Volksvertreter um die Plätze in der ersten Reihe jeder Talkshow kämpfen, solange sie Sendeminuten mit Banalitäten füllen und Moderatoren zu zum Teil willfährigen Erfüllungsverbündeten degradieren, wird man vom TV keine distanzierte und fundierte Politik-Grundversorgung erwarten dürfen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung