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Kulturpolitik sucht nicht nur nach neuen Konzepten. Sie fahndet auch nach einem neuen inhaltlichen Konsens und damit nach ihrer eigenen Mitte. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie gerecht eine Kulturpolitik noch sein kann, die mit Leuchtturm-Projekten Städte als Standorte stärken soll, darüber aber die "Kultur für alle" zunehmend aus den Augen verliert.

Besonders prekär: Kultur selbst gerät zunehmend unter erheblichen Erwartungsdruck. Sie soll alles sein - City-Belebung ebenso wie Tourismus- und Wirtschaftsmotor, Sozialarbeit oder Sinngebung. Das gemeinsame Merkmal dieser Themen: Sie alle definieren Kultur oder gar die Künste über einen Sekundärnutzen. Damit wächst insgeheim die Gleichgültigkeit gegenüber dem, was Kultur selbst ausmacht.

Auch wenn Kultur inzwischen zu einem Generalthema aller möglichen Debatten geworden ist - sie braucht dennoch eine neue Aufmerksamkeit. Die überbordenden Ansprüche, die an sie gerichtet werden, sind zu überdenken. Und mehr als bisher sollten Bürger wieder mehr darüber streiten, welche Kultur sie sich eigentlich wünschen. Damit ließe sich stärken, was die Vitalität der Kulturszene in Deutschland immer ausgemacht hat: das Engagement vor Ort. Kontroversen inbegriffen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung