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UNESCO-Liste: Das klingt nach letztgültiger Auswahl. Tatsächlich verhält es sich mit dieser Bestenliste jedoch wie mit jedem Kanon - er folgt dem Zeitgeist. Vermeintlich stabile Maßstäbe erweisen sich als überraschend flexibel. Sie spiegeln damit, wie sich Bewertungen im Lauf der Zeit verschoben haben.

Künstlerische Spitzenleistungen interessieren die UNESCO jedenfalls nicht mehr vorrangig. Auf die Liste schaffen es nun vor allem Orte, die kollektive Anstrengungen dokumentieren - und Stätten, die verstörende Erinnerungen bewahren. Straflager und Handelsweg: Zwischen diesen Polen spannt sich das Kulturverständnis auf, das die aktuelle Auswahl gesteuert hat.

Unter dem Eindruck von Krisen und Kriegen wächst der Bedarf an einer Erinnerung, mit der bedrängende Erfahrungen bewältigt werden können. Zugleich kommt Kultur als zivilisierende Kraft in den Blick. Mehr als ästhetische Glanzleistung zählt, was das Leben der Menschen als Gemeinschaftsprojekt geprägt hat. Die neuen UNESCO-Stätten zeigen Kultur, wie sie heute oft gesehen wird: als Arbeit an einem Netzwerk.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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