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Bei Hans Neuenfels rollen Köpfe - zumindest auf der Opernbühne. 2003 machte sein Berliner "Idomeneo" Skandal: Die Häupter von Poseidon, Christus, Mohammed und Buddha wurden wie Trophäen einer Götterexekution präsentiert. Das Ergebnis: Neuenfels' Version der Mozart-Oper flog zeitweise aus dem Programm.

Unabhängig von seiner ersten Regiearbeit auf dem Grünen Hügel, dem "Lohengrin", stellt sich die Frage: Wäre eine derart respektlose Methode auch etwas für den Göttersturz im "Ring"? Neuenfels bringt sich für das Großprojekt im Jubiläumsjahr 2013 geschickt ins Gespräch. Andeuten, dementieren und doch wieder insistieren - der Starregisseur versteht sich auf das Geschäft wirkungsvoller Selbstinszenierung.

Es bleibt allerdings die Frage, inwieweit die Damen vom Hügel ihm dabei folgen wollen. Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier wissen genau, dass der "Ring" 2013 allein wegen des 200. Geburtstages seines Schöpfers Richard Wagner Epoche machen wird. Zwei Frauen bestimmen jetzt darüber, wie die Männerwelt von Walhall und Nibelheim dann über die Bayreuther Rampe kommen wird. Dabei werden sich die Festivalleiterinnen von Regie-Übervater Neuenfels nicht ins Konzept hineinreden lassen. Die Töchter regieren.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung