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Die Entscheidung der Jury, der 30-jährigen Künstlerin den Preis zu verleihen, fiel einstimmig. Eine Reihe von Ausstellungen, unter anderem in der Kestner-Gesellschaft Hannover, dem Westfälischen Kunstverein Münster oder im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin, haben die Aufmerksamkeit auf ihr viel versprechendes Oeuvre gelenkt, das nicht zuletzt durch sehr unterschiedliche Gestaltungsverfahren ebenso überzeugt wie durch eine beeindruckende konzeptuelle Stringenz.

In einem Interview äußerte sich die Künstlerin zu ihren Vorstellungen folgendermaßen: „Mich interessieren gerade jene Dinge und Phänomene, die man nicht in der Lage ist zu verstehen. Das hat nichts mit dem Ausblenden von Konsequenzen zu tun. Es geht nicht um das Nachvollziehbare oder Erlebte, es geht um das Abstrakte, Absurde, nicht Erklär- oder Erlebbare, was aber trotzdem immer präsent ist, und um den Versuch, dies zu verstehen.“

Man begegnet in diesem Werk daher sehr eigenartigen Objekten. Da werden Kieselsteine wie Diamanten zugeschliffen, da werden Briketts vergoldet und wie eine minimalistische Skulptur im Raum ausgelegt bzw. aufgeschichtet. Da erscheint eine ubiquitäre Europalette wie ein kostbares, aus Mahagoni gefertigtes und mit Lack überzogenes Objekt, gleichsam ein Readymade durch tiefen Glanz verfremdet. Oder man erblickt längliche Gebilde aus Holz, Stahl, Glas und anderem., die sich unter unsichtbaren Kräften in gleicher Weise zu verformen scheinen. Wie auch in anderen Fällen geht es um kommunikative Fernwirkungen.

Immer wieder wird die Objekthaftigkeit eines Objekts thematisiert oder die Materialhaftigkeit des Materials. Das bisher vorliegende Werk ist angesiedelt in einer Dialektik von Material und Form, von Fiktion und Faktum, von Objekt und Funktion, von klein und groß, von natürlich und künstlich, von wertvoll und wertlos. Es sind immer wieder Alltagsgegenstände, die in neue Zusammenhänge gerückt werden. Das verleiht diesem Oeuvre, das viele künstlerische Traditionen listenreich zitiert, variiert und neu formuliert, einen ungemein lebendigen und stimulierenden Charakter. Kwade wurde 1979 in Kattowitz, Polen geboren und lebt heute in Berlin, wo sie von 1999 bis 2005 an der Universität der Künste studierte. Sie gehört zu einer Generation von Bildhauerinnen, die grundlegende Ansätze der Installationen der 1960er Jahre, wie der Minimal Art, aufgreifen und deren Prinzipien adaptieren, ohne die Inhalte fortzuführen. Die bildhafte Präsenz und die formale Kraft der einzelnen Arbeiten, aber auch ihre perfekte Realisierung haben die Mitglieder der Kommission überzeugt und sie veranlasst, Alicja Kwade mit dem Robert Jacobsen-Preis 2010/2011 auszuzeichnen.

Info: Robert Jacobsen-Preis

Alle zwei Jahre zeichnet die Gemeinnützige Stiftung Würth zeitgenössische bildende Künstler mit dem Robert Jacobsen-Preis aus. Der Preis wird im Andenken an den im Jahr 1993 gestorbenen dänischen Bildhauer Robert Jacobsen vergeben. Nach Lun Tuchnowski (1993), Richard Deacon (1995), Magdalena Jetelová (1997), Gereon Lepper (1999/2000), Stephan Kern (2001/2002), Rui Chafes (2003/2004), Bernar Venet (2005/2006) und Monika Sosnowska (2008/2009) folgt nun Alicja Kwade (2010/2011) einer beachtlichen Reihe von Bildhauern, denen der Robert Jacobsen-Preis von der Stiftung Würth bislang verliehen wurde.

Die Jury des Robert Jacobsen-Preises konstituiert sich aus dem Stiftungsvorsitzenden Professor Reinhold Würth vertreten durch C. Sylvia Weber, Direktorin Sammlung Würth; Professor Hans Baschang, München; Sean Rainbird, Direktor Staatsgalerie Stuttgart; Professor Harald Siebenmorgen, Direktor Badisches Landesmuseum Karlsruhe; Lun Tuchnowski, Bildhauer, München; Professor Armin Zweite, Direktor Museum Brandhorst München, sowie als Ehrenmitglied Maria Jacobsen, der Witwe Robert Jacobsens.

Info: Gemeinnützige Stiftung Würth

Die Gemeinnützige Stiftung Würth wurde 1987 von Reinhold und Carmen Würth zur Förderung von Wissenschaft, Forschung sowie von Kunst und Kultur ins Leben gerufen. Sie fördert eine Vielzahl an Projekten aus Kunst und Kultur, Forschung, Wissenschaft sowie Bildung und Erziehung. Das Stiftungskapital beträgt derzeit fünf Millionen Euro.

Die Gemeinnützige Stiftung Würth entfaltet eigene Aktivitäten und fördert darüber hinaus Projekte anderer Veranstalter mit Schwerpunkt auf der Region Hohenlohe. Besonders bedeutsame Projekte, die bisher eine regelmäßige Förderung erfahren haben, sind der Hohenloher Kultursommer sowie der in diesem Rahmen alle zwei Jahre stattfindende Internationale Violinwettbewerb der Kulturstiftung Hohenlohe, die Oper der Jeunesses Musicales Deutschland in Weikersheim und die Arbeit des Historischen Vereins Württemberg-Franken.

2005 wurde beispielsweise das Kompetenzzentrum Ökonomische Bildung Baden-Württemberg unter dem dach der Stiftung eingerichtet, dessen Ziel es ist, Schulen näher an Wirtschaftsthemen heranzuführen.

Des Weiteren ist die Gemeinnützige Stiftung Würth Trägerin der 2006 gegründeten Freien Schule Anne-Sophie in Künzelsau, einer Privatschule mit Ganztagsbetreuung für alle Bildungsgänge – von der Vorschule bis zum Abitur. Die Schule arbeitet nach einem eigenen pädagogischen Konzept.

Die von der Gemeinnützigen Stiftung Würth verwaltete Stiftung zur Förderung der Reinhold-Würth-Hochschule der Hochschule Heilbronn in Künzelsau widmet sich der Förderung von Forschung und Lehre an dieser Hochschule. Ihr wurden aus der Würth-Gruppe zehn Millionen Euro als Stiftungskapital zur Verfügung.

Derzeit vergibt die Gemeinnützige Stiftung Würth folgende Preise
- Würth Preis der Jeunesses Musicales Deustchland
- Robert Jacobsen-Preis
- Würth Bildungspreis

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