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Der M Verlag veröffentlicht die zweite Ausgabe von Mächte – das Autorenmagazin für Medien, Kunst und Pop. Die aktuelle Ausgabe ist ab sofort am Bahnhofs- und Flughafenkiosk erhältlich sowie über die Internetpräsens des Magazins bestellbar. Es beschäftigt sich mit dem Thema Götter. Wie es das Konzept von Mächte vorsieht, vereinigt auch die Götter-Ausgabe ein breites Spektrum an Beiträgen und Autoren:
Christoph Joseph Ahlers verrät in seinem Essay, was „Göttlicher Sex“ ist. Peter Demetrius berichtet von der Entweihung des gerade erst errichteten Feuilletontempels für Harald Schmidt durch „Schmidt & Pocher“. In einem weiteren Text macht er es den verbliebenen Madonna-Fans schwer, wenn er den mittlerweile dominanten Wahrhaftigkeitskomplex des Superstars analysiert.

Peter J. Bräunlein berichtet davon, wie die weltweite Schwemme an Geisterfiktionen der letzten Jahre einen besonderen Glauben an populäres Wissen prozessiert. Ulf Heuner favorisiert quasigöttliche Allmacht als einzige Lösung in einer Welt voller Missgeschicke.

Die Veränderung der Gesellschaft beginnt dort, wo wir beginnen, an sie zu glauben. So sieht es Lars Distelhorst im Rekurs auf Yann Martels „Schiffbruch mit Tiger“. Zu viel Veränderung hat die Generation der heute 30- bis 35-jährigen Russen hinter sich, von deren Glaubensvakuum Daria Wilke erzählt.

Christian Kupke erläutert, warum von Philosophen keine Anleitung zur Veränderung der Gesellschaft zu erwarten ist, sondern nur Wiederholungen, die sie auch noch vergöttern. Hubertus Ahlers wiederum schreibt darüber, was es bedeutet heute Christ zu sein: nämlich sich mit Lust und Laune zu verwandeln.


Die Götterausgabe zeigt darüber hinaus Dylan Mortimers Hinweisschilder, die den Umgang mit Religion zu regeln scheinen, eigentlich jedoch vom vielleicht letzten Kampf zwischen Verschwendungsgott und Effizienzgott künden. Ingo Reuter knüpft an Charlotte Roches Roman „Feuchtgebiete“ an und führt den Leser ins Reich der gebieterischen Cromarganmenschen-Imago. Und Kris Krois hinterfragt den heute gültigen Imperativ der Imagebildung.

Anhand über hundert Jahre alter Fotos von Edward S. Curtis denkt Susann Becker darüber nach, was eine wichtige Heilungszeremonie der Navajo mit uns zu tun haben könnte. Auch auf die Navajo-Gottheiten auf den Fotos von Edward S. Curtis, die Beckers Nachdenken initiierten, muss der Leser nicht verzichten.

Von Zeitgenossen haben wir ebenfalls Sehenswertes im Heft: Die Aufnahmen von Marc Peschke laden im besten Wortsinne zum Schwarz-sehen ein. Kathrin Isberner verteidigt die Filme von M. Night Shyamalan ob ihrer Glaubensstärke. Stephan May spürt den Dimensionen göttlichen Lichts in der analogen Fotografie nach – ausgehend von den Pflanzenbildern Karl Blossfeldts.

In einem weiteren Essay erinnert Stephan May mit Unterstützung von Jean Baudrillard daran, dass Graffiti keine Street Art sind. Schließlich stellt er uns noch die Unterschiede der Fanatismusbilder in „Submission“, „The Matrix“ und „La Passion de Jeanne d’Arc“ dar.

In Teilen wird die Götter-Ausgabe fiktiv: In ihrer Kurzgeschichte „Fannys Traum“ demonstriert oder demontiert (Entscheiden Sie selbst!) Katrin Deibert den Traum ihrer Figur Fanny. Mit ihrem Gedicht „In Sesseln“ gibt Elisabeth Kreis eine zeitgemäße Antwort auf kein geringeres Werk als „Hyperions Schiksaalslied“ von Friedrich Hölderlin.

Die Götterausgabe fällt im Übrigen mit dem Beginn des Ausleihpseudonyms Mächtild zusammen. In einem fulminanten Interview erläutert Mächtild 1 ihr Welt- und Kunstbild – darin enthalten: die Freiheit der Kunst als göttliches Geschenk, der feige Künstler, Blutkunstwerke und die Stockhausenfalle.