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Kent Nagano sagt leise Servus. Für seinen Abschied wählt er die stilvolle Form - wohl auch, um nicht in unseligen Machtkämpfen beschädigt zu werden. Gerade mit seiner noblen Wortwahl wirkt der Brief des Dirigenten wie eine einzige Distanzierung von Kontroversen, die hinter den Kulissen offenbar längst offen ausgebrochen sind.

Dieser Befund muss alarmieren. Nach Dirigent Christian Thielemann, Gärtnerplatz-Intendant Peters und Chris Dercon, dem Chef des Hauses der Kunst, geht mit Nagano nun schon der vierte Kulturmacher von bestem Ruf. München leuchtet! So hieß es einst bei Thomas Mann. Jetzt gehen an der Isar die Lichter aus.

Der Verlust international beachteter Künstler, Kuratoren und Intendanten beschädigt auch deshalb den Ruf der Kulturstadt München nachhaltig, weil er sich als Prozess offenbar verselbstständigt hat. Aus einigen Personalien wird ein Trend: So lautet das einstweilige Fazit. Kunstminister Heubisch hat diese problematische Zwischenbilanz zu verantworten. Er muss nun schnellstens aufzeigen, welche herausragenden Leute die vakanten Posten übernehmen sollen. Doch das Reservoir ist knapp. Naganos gibt es nun einmal nicht wie Sand am Meer.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung