Selbst eingefleischte Gegner müssten ihn jetzt unbedingt wollen - den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Schwerer als Bedenken gegen die historisierende Gestalt des Baus wiegt allemal die Angst vor der Aussicht, dass in der Mitte Berlins noch auf unabsehbar viele Jahre eine hässliche Baulücke klaffen könnte.
Der Verweis auf leere Kassen darf nicht dazu führen, das Votum des Parlaments für die Rekonstruktion auszuhebeln. Denn es geht nicht um Barock aus zweiter Hand, sondern vor allem um das Humboldt-Forum als Prüfstein und Medium der vielfach beschworenen Wissensgesellschaft. Schloss-Enthusiasten sollten deshalb bereit sein, beim Bauschmuck Abstriche hinzunehmen. Wichtiger als Fassadenschnörkel ist die perfekte Ausgestaltung einer Wissenswelt mit Zukunftsformat.
Dem Berliner Projekt könnte ein präziser Kosten- und Zeitrahmen helfen. Das Beispiel der Hamburger Elbphilharmonie zeigt, wie explodierende Etats die Lust auf repräsentative Bauvorhaben empfindlich dämpfen können.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung
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