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Im Berliner Ensemble am Schiffbauer Damm ist am gestrigen Montagabend in einer öffentlichen Festveranstaltung der George-Tabori-Preis vergeben worden. Mit der erstmalig verliehenen Auszeichnung würdigt der Fonds Darstellende Künste e.V. außerordentliche und kontinuierliche Ensembleleistungen der freien Theater- und Tanzschaffenden, die zur Weiterentwicklung der darstellenden Künste beitragen.

Mit dem Hauptpreis in Höhe von 20.000 Euro zeichneten die Jury (Hartmut Krug, Marietta Piekenbrock und Carena Schlewitt) und der Fonds die Dresdner Gruppe aus. Harriet und Peter Meining gründeten bereits 1995 ihre freie Gruppe, deren Merkmal genreübergreifende Experimente im Zusammenspiel von Schauspiel, Musik, Gesang und Film jenseits gängiger Ästhetiken sind. Dabei steht im Zentrum ihrer Arbeiten die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und gesellschaftlich relevanten Themen.

Der Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro wurde dem Hamburg-Berliner Künstlerduo Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen zuerkannt. Seit 2005 entwickeln Gintersdorfer/Klaßen gemeinsam mit deutschen und ivorischen Performern neue interkulturelle und transdisziplinäre Formate, die zwischen Tanz, Schauspiel, Sprachen, Musik und Entertainment oszillieren und neue Weltsichten und Spielräume für Künstler und Zuschauer eröffnen. Mit dem Förderpreis ist eine mehrwöchige Residenz im Wert von 10.000 Euro im Ostseebad Kühlungsborn verbunden, gestiftet von der „Initiative Internationaler Tourismus e.V. (IIT)“.

Der „George-Tabori-Preis“ soll zugleich an den außergewöhnlichen und vielseitigen Regisseur und Autor erinnern, der am 24. Mai 2010 96 Jahre alt geworden wäre und von 1999 bis zu seinem Tod 2007 am Berliner Ensemble inszenierte. Tabori war Zeit seines Lebens mit seinen kühnen Theaterträumen und –alpträumen einer der kreativsten Grenzgänger zwischen der „freien Theaterszene“ und den Stadt- und Staatstheatern im deutschsprachigen Raum. Er verkörperte, so Prof. Dr. Peter von Becker - Kulturjournalist des „Tagesspiegel“ - in seiner Festrede, anstelle des Gegensatzes die Verbindung zwischen Stadt- oder Staatstheater und Freier Szene. „Für George gab es da nie eine Trennung, er hasste solch formelle Kategorien und war selber immer ein Freier geblieben, selbst mit Vertrag“, sagte von Becker.

Die Zukunft des George-Tabori-Preises ist bereits gesichert. Durch die Gründung einer Stiftung solle die finanzielle Basis geschaffen werden, sagte Jürgen Flügge, Vorsitzender des Fonds Darstellende Künste, um den Preis von nun ab jährlich in mindestens zwei Kategorien vergeben zu können. Flügge betonte, man nehme die Verantwortung für die Freie Szene sehr ernst: „Der Fonds setzt sich neben seiner Fördertätigkeit nach wie vor mit der ungenügenden Wertschätzung von Politik und Gesellschaft gegenüber diesen hervorragend ausgebildeten und hoch motivierten professionellen freien Theater- und Tanzschaffenden auseinander, die kreativ, mobil und flexibel, aber in der Regel unterbezahlt sind.“

In Vertretung von Kulturstaatsminister Bernd Neumann betonte Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel die Bedeutung des „Fonds Darstellende Künste“ für die Förderung der Freien Szene. Sie würdigte die Arbeit des Fonds in den 25 Jahren seines Bestehens und attestierte ihm in ihrem Grußwort „eine wichtige kulturpolitische Funktion“, da eine Förderung durch diese Einrichtung immer auch ein Zeichen an die Kommunen und Länder gebe, an ihrer Unterstützung des Freien Theaters festzuhalten.

Der „Fonds Darstellende Künste“ fördert herausragende freie Projekte aller Sparten der darstellenden Künste, die sich durch ihre besondere Qualität auszeichnen, von nationaler Bedeutung sind und zur Weiterentwicklung der Künste in Deutschland beitragen. Seine jährlichen Fördermittel in Höhe von einer Million Euro erhält der Fonds von der Kulturstiftung des Bundes. Seit 1988 förderte der Fonds 2.205 Projekte in über 300 Kommunen aller Bundesländer mit 9,7 Mio. Euro.