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Schwere Regenwolken hingen über dem zweiten Ökumenischen Kirchentag in München. Doch noch schwerer hing das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche über dem Christentreffen. Es war nicht dominant - gottlob. Die Teilnehmer wollten auch über andere Themen reden.

Doch der Missbrauchsskandal war stets präsent. Eines ist in den guten und wichtigen Foren dazu auch deutlich geworden: Die Diskussion kann sich nicht mehr nur um die Hilfen für Opfer drehen. Das ist das Zentrale - aber doch auch eine Selbstverständlichkeit, für Kirche allzumal. Jetzt muss auch darüber geredet werden, was in der Kirche - ihrer Sexualmoral mit all den Tabus, der starren Disziplinierung gegenüber innerkirchlicher Kritik - Heimlichtuerei und auch Missbrauch begünstigen kann. Und was die Ökumene angeht, das eigentliche Anliegen dieses Christentreffens: Der große Aufbruch, der von dem ersten ökumenischen Treffen ausging, den konnte es diesmal nicht geben. Lösen kann kein Kirchentag die Probleme, die die katholische Seite noch mit dem gemeinsamen Abendmahl hat. Daher war das Brotbrechen an 1000 Tischen mit Protestanten, Katholiken und Orthodoxen zwar ein wirklich schönes, inspirierendes Zeichen. Aber es war doch nur Ersatz.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung