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In der über 80-jährigen Geschichte des Oscars haben bisher lediglich vier Filme zehn oder elf Trophäen gewonnen. Trotzdem hat die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences in diesem Jahr die Vorschlagsliste für den "Besten Film" von fünf auf zehn Titel erweitert, weil sie die Vielfalt des amerikanischen Kinos stärker repräsentiert sehen will und die Häufung von Auszeichnungen für einen einzelnen Titel zu erschweren sucht. Das Ergebnis waren 2010 sechs Oscars in der Spitze für den vom Publikum eher wenig beachteten Film "Tödliches Kommando - The Hurt Locker", darunter auch der als Bester Film.

Der Deutsche Filmpreis "Lola" hat in diesem Jahr hingegen jede Art von Überraschung vermissen lassen. Zehn Statuen für den andernorts bereits mit Auszeichnungen überhäuften Haneke-Film "Das weiße Band", der in fast allen Kategorien nominiert war: Das ist eigentlich mehr als der deutsche Film vertragen kann. Gerade in einer Zeit, da das einheimische Kino sich seiner Vielfalt rühmt und an der Kasse deutliche Fortschritte macht, ist solch ein Wasserkopf das falsche Zeichen.

Die Qualität von Hanekes Film ist nicht anzuzweifeln. Die Frage ist, ob ein Film tatsächlich in zehn Kategorien der Beste sein kann. Und ob "Soul Kitchen" oder "Whisky mit Wodka" wirklich zu Recht in allen Bereichen missachtet wurden. Vielleicht sollte auch die Deutsche Filmakademie mehr Mut zur Pluralität zeigen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung