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Lesen, lernen und tagträumen fällt dieser Tage im Homeoffice oder auch bequem auf der häuslichen Couch mal leichter, mal schwerer. Dabei könnte man meinen, dass die äußerlichen Rahmenbedingungen in den derzeitig heruntergefahrenen deutschsprachigen Gesellschaften besser denn je sind: kein Leistungsdruck, keine externen Verpflichtungen und viel Zeit zum Abschalten, Herunterkommen, Austauschen und in fremde Räume oder ferne Zeiten allein oder miteinander eintauchen.

Um der Corona-Krise solche Vorteile abzugewinnen, fördern mehrere engagierte Verlagshäuser bis zu Ostern die Leselust, indem sie kostenlose Zugänge zu verschiedenen Produkten und Leistungen anbieten. Wer sich aus dem deutschsprachigen Kulturraum heraus- und ans Englische intensiver heranwagen möchte, greift jetzt zur Englisch-Vokabeltrainer App und bekommt den kompletten „PONS Grund- und Aufbauwortschatz Englisch“ im Wert von 9,99 Euro bis zum 13.04.2020 geschenkt. Damit möchte der Verlag insbesondere Schüler beim Lernen von zu Hause aus unterstützen und motivieren. Die Englisch-Vokabel-App ist ab sofort und unverbindlich für kurze Zeit herunterladbar.

Wer lieber in Zeitschriften blättert, kann auf der Webseite vom Hamburger Traditionsverlag Gruner + Jahr bis zum 30. April 2020 Titel wie Stern, Gala, Capital, Brigitte, Schöner Wohnen, Geo, Chefkoch oder Eltern kostenlos digital lesen. Im Rahmen der Aktion „Deutschland bleibt zu Hause“ wird diese Initiative ohne regionale Beschränkung oder Abo-Falle angeboten.

Für die Jüngsten werden sogar Kinderbücher im elektronischen Format auf der Homepage der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn Stiftung vorgelesen. Die Initiative „Einfach vorlesen“ soll es Eltern und Kindern leichter machen, zu Hause zu bleiben ohne auf kulturelle Beschäftigung und sinnvollen Zeitvertreib zu verzichten.

Auch eine Reihe wissenschaftlicher Verlage stellt ihre elektronisch vorliegenden Publikationen z.T. kostenfrei zur Verfügung. Thematisch werden dem interessierten Leser Veröffentlichungen aus vielen unterschiedlichen Disziplinen angeboten: von der Medizin über Geistes- und Sozialwissenschaften bis hin zur Musikwissenschaft. Bei einigen größeren Verlagen wie bei der Royal Society sind gegenwärtig alle Paywalls entfernt worden und, obwohl auf der Webseite nur explizit steht, der Verlag habe alle Artikel mit Sars-Cov-2-Inhalten mit sofortiger Wirkung für diesen Zweck eigens zusammengestellt, so sind hier – wie auch bei vielen anderen Verlagen – sämtliche digital vorliegenden Titel temporär freigeschaltet worden. So erlauben u.a. die Verlage Nomos, Tectum und Vandenhoeck & Ruprecht vorübergehend den Zugriff auf alle E-Books und E-Journals. Speziell an den Geistes- und Sozialwissenschaften interessierte Studierende, Dozenten oder Journalisten finden die Volltexte mehrerer Verlage auf dem Project MUSE, während auch die Musikenzyklopädien „Musik in Geschichte und Gegenwart“ (MGG) und RILM Music Encyclopedias freien Zugriff gewähren.

Eine gezielte Suche bezüglich spezifischer Titel auf den entsprechenden Verlagswebseiten lohnt sich. Auf dem Etherpad des bibliothekarischen Berufsverbandes werden derzeit kostenlose Leseangebote sukzessive gesammelt und regelmäßig aktualisiert. Hier finden sich auch Hinweise auf Bibliotheken, die den Zugriff auf ihre E-Books und E-Journals gelockert haben, sodass auch Nicht-Bibliotheksnutzer*innen ausnahmsweise auf deren digitalisierte Literaturbestände zugreifen können. Alternativ kann auch über den KVK (Karlsruher Virtueller Katalog) recherchiert werden, um herauszufinden, ob eine der Bibliotheken, die den gesuchten Bestand melden, die Nutzung gelockert hat.

Wer sich nur weiterbilden oder themengezielt akademisch schmökern möchte, surft direkt im Netz, um zuerst herauszufinden, welche der größeren Verlage elektronisch vorliegende Covid-19-Literatur freigegeben haben, und prüft dann auf deren Webseiten, ob möglicherweise das gesamte digitale Verlagsangebot zeitweise freigeschaltet wurde. Außer den oben erwähnten akademischen Verlagen, kämen dabei z.B. auch Häuser wie die Cambridge University Press, JSTOR, Springer, Wiley, Elsevier/Science Direct, Taylor & Francis u.v.w.m. in Betracht. Einzelne Titel freizuschalten ist ja recht mühselig, und so kann es sein, dass einige Verlage derzeit einfach die Sperrfunktion zur Freude aller eifrigen Leser generell abgeschaltet haben, ohne es groß publik zu machen. Eine aufmunternde Geste sind diese Initiativen – der Krise zum Trotz – allemal.

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