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Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung erhielten Dr. Jürgen Pech und Friederike Voßkamp den Justus Bier Preis für Kuratoren für das Ausstellungsprojekt und die Publikation „Ruth Marten – Dream Lover“ (2018/2019) im Max Ernst Museum Brühl des LVR. Die erste europäische Retrospektive vermittelte einen umfassenden Blick auf das vielfältige Schaffen der New Yorker Künstlerin Ruth Marten, die ihre Karriere in den 1970-er Jahren als Tätowiererin startete, danach als Illustratorin tätig war und später Drucke und Postkarten vergangener Jahrhunderte humorvoll und subversiv bearbeitete. Auch die zweisprachige Publikation zur Ausstellung wurde im Rahmen der Preisvergabe besonders gewürdigt.
 
Museumsdirektor Dr. Achim Sommer betonte dankbar die bereichernde und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Ruth Marten und dem Museum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR): „Wir haben alle erneut zusammen offensichtlich alles `richtig´ gemacht und an einem Strang gezogen, sodass unser Team trotz der hohen Arbeitsbelastung auch noch mit begeisternder Freude dabei war.“ So habe das Publikum in einem Museum, das neben Max Ernst in der Sammlung auch anderen außergewöhnlichen Künstlerinnen und Künstlern regelmäßig Ausstellungen widmet, einmal mehr `geheime Klassiker´ entdecken können, nicht nur die bekannten Größen der Kunstszene: „Es motiviert mich besonders, dass nicht nur die bekannten Namen mit spektakulären Themen positiv und publikumswirksam wahrgenommen werden, sondern auch weniger Bekanntes überzeugt und durchschlagen kann. Damit wird auch unser Spürsinn bei der Auswahl und unsere Kreativität bei der Realisierung der Ausstellungen und Publikationen wertgeschätzt.“
 
Preisträger Dr. Jürgen Pech, Kurator der bis zur Brühler Retrospektive in Deutschland relativ unbekannten Künstlerin Ruth Marten und wissenschaftlicher Leiter des Museums, berichtete über die langjährige Forschungsarbeit und die kreative Zusammenarbeit aller Beteiligten. Er wies auf den hintergründigen Witz der Künstlerin hin: „Künstlerische Positionen, in denen – wie bei Max Ernst – ein überraschender, tiefgründiger Humor mitschwingt, sind sehr selten. Die Begegnung mit der Sichtweise von Ruth Marten war faszinierend und hat mich gefangen genommen. Besonders freut es mich, dass mit dieser Ausstellung ihre aktuelle Werkgruppe initiiert wurde: die apart-bizarre Übermalung von Fotopostkarten der Jahrhundertwende.“
 
Preisträgerin Friederike Voßkamp, die als damals wissenschaftliche Volontärin hauptsächlich mit der Vorbereitung des Kataloges betraut war und die Ausstellung als Ko-Kuratorin begleitet hat, freute sich sehr darüber, dass „mit dieser Auszeichnung auch ein feines, `leises´ Werk einer Künstlerin in den Vordergrund gestellt wird, - eine Ausstellung, für die man vielleicht etwas mehr Zeit zum genauen Hinsehen und Entdecken benötigt, die dafür aber umso länger nachwirkt.“ Ein Initialmoment sei für sie der erste Blick auf die Originale gewesen, kurz nach ihrem Eintreffen in Brühl: „Es wurde besonders deutlich, wie das vielschichtige Werk von Ruth Marten die Betrachtenden durch seinen Detailreichtum, die Präzision der collagenhaften Ergänzungen und die perfekte Imitation von Texturen in seinen Bann zieht.“ 
 
Für den Justus Bier Preis für Kuratoren, der in diesem Jahr zum 11. Mal vergeben wurde, kann sich niemand bewerben. Wieso sich die unabhängige Jury der Helga Pape-Stiftung Jens und Helga Howaldt für die Auszeichnung der kuratorischen Arbeit bei der Ausstellung „Ruth Marten – Dream Lover“ entschieden hatte, erklärte der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Stephan Berg, in seiner Laudatio: „Die New Yorker Multimedia-Künstlerin Ruth Marten macht souverän die Grenzen zwischen künstlerischen Disziplinen wie auch zu angrenzenden Feldern durchlässig. Vom Ausgangspunkt als Tätowiererin her knüpft sie in meisterlichen Collagen, Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen auf ebenso märchenhafte wie hochaktuelle Weise an DADA und Surrealismus, an Popkunst und Alltagsästhetik an und legt dabei eine schier überbordende Fantasie von subversiver Kraft an den Tag. Das Max Ernst Museum in Brühl widmete Ruth Marten kürzlich die erste museale Einzelausstellung in Europa und einen besonders liebevoll gestalteten Katalog, der Züge eines Künstlerbuches trägt, ohne dabei die Funktion als Medium übersichtlicher Information zu vernachlässigen. Inmitten des künstlerisch reichen Rheinlands gelegen und umgeben von vielen herausragenden Museen und Ausstellungshäusern ist es dem Max Ernst Museum mit dieser Ausstellung einmal mehr auf exemplarische Weise gelungen, ausgehend vom Erbe Max Ernsts den Blick auf ein eigenwilliges, grenzgängerisches künstlerisches Werk zu richten und damit dem kunstinteressierten Publikum seine produktive Energie zu erschließen.“ Beide Gewinner gaben bekannt, dass sie das Preisgeld dem Max Ernst Museum Brühl des LVR zur Unterstützung der kuratorischen Arbeit zur Verfügung stellen.
 
Quelle: Max Ernst Museum Brühl des LVR