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Als Weimar 1999 Kulturhauptstadt wurde, nahm die Stadt den Titel hin wie Regen: angenehm und bedeutungslos. Oder Berlin 1988. Keiner nahm das Kulturjahr wahr, am wenigsten die Berliner. Sie gingen wie alle andern, wie Prag, Athen, Florenz davon aus, dass der Titel ihnen zustehe. Im Ruhrgebiet ist das anders; wer im Hemd nach den Sternen greift, muss sich ausweisen.

100 Tage Kulturhauptstadt, und wer geglaubt hat, die Region tanze auf dem Tisch, hat sich geirrt. Sie wird das schon auch noch tun, spätestens im Juli. Bisher aber war saisongemäß schlechtes Wetter und Ruhr.2010 fand im Saal statt. Es kamen so viele, dass es nicht nur Lehrer gewesen sein können.

Trotzdem ist auch in der Kulturhauptstadt die Mehrheit von der Kunst ausgeschlossen. Aus Unkenntnis, Scheu; und weil wir, die wir Kunst als Bereicherung kennen lernen durften, es nicht für nötig halten, andere dafür zu gewinnen. Wer ist denn Ruhr.2010? Wir. Wir müssen vermitteln, dass im Theater, im Konzert, im Museum jeder gut unterhalten wird.

Leicht ist das nicht; ein Jahr wird nicht reichen. Das Ruhrgebiet mit seiner einzigartigen Struktur aber hat die Möglichkeit, den spektakulären Anfang eines Paradigmenwechsels zu machen. Weimar hatte sie nicht.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung