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Dokumentationszentrum am Lohsepark wird als Lernort den Gedenkort in der HafenCity komplettieren
Mit einem feierlichen ersten Spatenstich haben heute die Bauarbeiten für das Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof in der HafenCity begonnen. Ein Gedenkort im Lohsepark erinnert seit 2017 an die Deportation von über 8.000 Jüdinnen und Juden, Romnja und Roma sowie Sintezza und Sinti. Sie wurden zwischen 1940 und 1945 über den ehemaligen Hannoverschen Bahnhof in Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt und dort zum größten Teil ermordet. Im neu entstehenden Dokumentationszentrum wird eine Dauerausstellung über diese Verbrechen und über den Abtransport zumeist politischer Gegner in den Kriegseinsatz aufklären und diese in den Kontext nationalsozialistischer Verfolgungspolitik einbetten. Das Dokumentationszentrum soll als Lernort mit innovativen Formaten besonders auch junge Menschen ansprechen. Es entsteht im Erdgeschoss eines Büro- und Hotelgebäudes, das von der Müller-Spreer Gruppe errichtet wird, und soll nach jetzigem Stand der Planungen 2023 eröffnet werden.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Das Dokumentationszentrum hat eine große Bedeutung für die Erinnerungskultur in Deutschland und wird zugleich einen zentralen Baustein in dem neu entstehenden Erinnerungskonzept unserer Stadt bilden. Es wird den Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof vollenden, der den von hier aus deportierten Juden, Sinti und Roma aus ganz Norddeutschland gewidmet ist. Wir sind dankbar, dass wir den Gedenkort und das Dokumentationszentrum zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Verfolgtenverbände entwickeln konnten und diese bis heute die Entwicklung begleiten.“

Dr. Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: „Das Dokumentationszentrum soll als Ort lebendiger Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart Antworten geben auf die Frage: Was bedeutet das Wissen um die NS-Verbrechen für unser Denken und Handeln im Hier und Jetzt? Durch Bezugspunkte zu gegenwärtigen Herausforderungen in Zeiten eines zunehmenden Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus sollen Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken über die eigene Verantwortung in der gegenwärtigen Gesellschaft angeregt werden. Dafür ist es wichtig, neue Wege in der Darstellung und Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus zu beschreiten.“
Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH: „Das Dokumentationszentrum wird gemeinsam mit dem gesamten Ensemble ‚denk.mal Hannoverscher Bahnhof‘ im Lohsepark ein lebendiger Ort des Erinnerns inmitten des alltäglichen Lebens in der HafenCity sein. In einem langfristigen und intensiven Dialog, den wir zusammen mit der Kulturbehörde und den Verbänden der Hinterbliebenen und Überlebenden geführt haben, ist ein herausragendes Beispiel dafür gelungen, wie Erinnerungskultur in die Stadtentwicklung integriert werden kann. Außerdem freue ich mich, dass wir einen Bauherrn überzeugen können, ein anspruchsvolles Haus zu bauen, in dessen Erdgeschoss die Flächen für das Dokumentationszentrum über einen sehr langen Zeitraum in der Verfügbarkeit der Stadt sind."

Das Dokumentationszentrum
Das Dokumentationszentrum wird über eine Gesamtfläche von rund 800 Quadratmetern verfügen. Schwerpunkt des neuen Lernorts in der Hamburger HafenCity bildet die Information über die rassistische Verfolgung von mehr als 8.000 Jüdinnen und Juden, Sintezza und Sinti sowie Romnja und Roma, die zwischen 1940 und 1945 aus Hamburg und Norddeutschland in 20 Transporten in Gettos, Konzentrationslager und Vernichtungslager deportiert wurden. Die meisten von ihnen wurden ermordet. Informiert wird auch über die Verfolgung und den Abtransport von über 1.000 zumeist politischen Gegnern des NS-Regimes in das „Bewährungsbataillon 999“ der Wehrmacht, von denen Hunderte in gefährlichen Kriegseinsätzen starben. Vorgestellt wird zudem die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Reichsbahn und Hamburger Behörden, das Handeln von Täterinnen und Tätern auf unterschiedlichen Ebenen sowie das Verhalten jener, die profitierten oder nichts taten, um die Verbrechen zu verhindern.
Die Dauerausstellung wird von einem wissenschaftlichen Team der KZ-Gedenkstätte Neuengamme konzipiert. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure sind in die Entwicklung eingebunden.
Das Dokumentationszentrum wird sich im Erdgeschoss eines Büro- und Hotelgebäudes befinden, das die Müller-Spreer Gruppe nach einem Entwurf des Architekturbüros Wandel Lorch errichtet. Die Müller-Spreer Gruppe wird das Hotel in Kooperation mit dem Grill Royal Berlin selbst betreiben.

Der Gedenk- und Lernort denk.mal Hannoverscher Bahnhof
Vom Hannoverschen Bahnhof wurden zwischen 1940 und 1945 mehr als 8.000 Jüdinnen und Juden, Romnja und Roma sowie Sintezza und Sinti in Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Das Gelände des ehemaligen Bahnhofs liegt heute inmitten des Lohseparks in der HafenCity. Der Gedenk- und Lernort besteht aus drei Elementen: Vom historischen Vorplatz des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs, dem Lohseplatz, führt eine so genannte Fuge quer durch den Park bis zum unter Denkmalschutz gestellten historischen Bahnsteig 2 und zeichnet den einstigen Gleisverlauf nach. Lohseplatz und Fuge sind das erste Element und wurden im Sommer 2016 zusammen mit dem gesamten Lohsepark eröffnet. 2017 folgte das zweite Element, nämlich die Eröffnung des zentralen Gedenkortes an den historischen Relikten der Kante des Bahnsteigs 2, von dem die Deportationen abgingen, sowie an erhaltenen Gleisverläufen des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs. 20 Namenstafeln erinnern hier an die mehr als 8.000 von hier aus deportierten Menschen. Mit dem Dokumentationszentrum entsteht als drittes Element ein Lernort in visueller Beziehung zum historischen Gedenkensemble.

Quelle: Behörde für Kultur und Medien, Hamburg