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Ein überdimensionierter Neubau in Finkenwerder droht aktuell, im Jenischpark die Sichtachse in die Elblandschaft zu zerstören. Der Jenischpark mit dem klassizistischen Jenischhaus ist nicht nur der beliebteste öffentliche Landschaftspark Hamburgs, sondern auch das Kernstück eines der bedeutendsten europäischen, von Hamburger Bürgern geschaffenen Parkdenkmals. Landschaftsarchitekten, Grün-, Garten- und Denkmalverbände Hamburgs fordern die Stadt auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die denkmalpflegerischen Belange bei dem drohenden Bauvorhaben zu berücksichtigen – natürlich auch über die Bezirksgrenzen hinweg.

Jenischpark - Folgende Maßnahmen sind notwendig: 
-       Der Investor sollte den geplanten Baukörper objektiv und nachvollziehbar visualisieren (z.B. durch Aufbau eines weithin sichtbaren Gestänges, das die zu erwartende Beeinträchtigung einschätzbar macht und durch digitale Visualisierungen). 
-       An der Bewertung der Ergebnisse sind sowohl Bürger*innen als auch externe Expert*innen sowie dem Thema nahestehende Verbände zu beteiligen. 
-       Der aktuelle Bebauungsplan "Finkenwerder 30" (Bezirk Hamburg-Mitte) hätte auch die Anforderungen aus dem Denkmalschutz in Flottbek (Bezirk Altona) berücksichtigen müssen. Dieser entscheidende Mangel bedingt eine Ungültigkeit des Bebauungsplans und muss geheilt werden, indem der Bebauungsplan unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes neu aufgestellt wird.
-       Sichtbezüge und Sichtachsen von Denkmalen sind grundsätzlich bei allen Bebauungs-Plänen auch über Bezirksgrenzen hinweg zu berücksichtigen. 

Hinter diesen Forderungen stehen:
-       der Botanische Verein zu Hamburg e.V.
-       der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, Landesverband Hamburg e.V.
-       der Denkmalrat Hamburg
-       der Denkmalverein Hamburg e.V.
-       die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.
-       die Freunde des Jenischparks e.V.
-       die Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens e.V.
-       die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V., Zweig Hamburg
-       der Verein Erhaltet Flottbek e.V.
-       sowie die Fachleute Rainer Dittloff, Landschaftsarchitekt und Mitverfasser des geltenden Parkpflegewerks Jenischpark; Sylvia Borgmann, Gartenhistorikerin und Gartenautorin; Joachim Schnitter, Freiraumplaner und Gartenhistoriker

Unter Beteiligung international namhafter Architekten und im Einvernehmen mit der Stadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sowie das Bezirksamt Hamburg-Mitte, endete im Oktober 2019 ein "nicht offenes, hochbauliches kooperatives Workshopverfahren" für den Bau eines neuen Gebäudekomplexes am Hein-Saß-Weg 38 in Finkenwerder gegenüber des Jenischparks. Der Gebäudekomplex soll das ehemalige Verwaltungsgebäude der Deutschen Werft ersetzen. Die „Magna Real Estate AG“ plant hier einen weitaus größeren Neubau. Durch den derzeit möglichen und geplanten Standort sowie durch die Größe des Neubaus wird der Jenischpark gefährdet: Die ungehinderte Sicht in die Landschaft über Finkenwerder bis zu den Harburger Bergen würde verstellt. Gerade der Weitblick auf den Strom mit dem Schiffsverkehr und die dahinterliegenden „blauen Berge“ war einst für die Anlage des heutigen Parks unter Caspar von Voght wichtiges Kriterium mit großem Symbolgehalt für den Hamburger Kaufmann und Sozialreformer. Ebenso wichtig war beim Bau des Landhauses Jenisch für die Wahl des Bauplatzes unter Senator Martin Johann Jenisch die ungehinderte Sicht vom Haus über die Elbe in die Landschaft. Ein Baukörper der derzeit geplanten Ausmaße würde die Aufmerksamkeit vom Jenischpark aus von der Landschaft auf die Architektur fokussieren und damit die historische ästhetische Konzeption des Denkmals entscheidend verunklaren.

Die Vorgängeranlage des heutigen Jenischparks, das landwirtschaftliche Mustergut Caspar von Voghts, entstand ab 1785 und nahm seitdem eine Vorbildfunktion für die Landhauskultur nicht nur im Hamburger Westen ein. 1828 erwarb Martin Johann Jenisch den Besitz, entwickelte ihn zu einem repräsentativen Landschaftspark, wovon heute der Jenischpark und der Westerpark öffentlich geworden sind. 1939 wurde der Jenischpark an die Stadt Hamburg verkauft. Seit 2001 steht der Jenischpark unter Denkmalschutz und zählt heute zu den bekanntesten und bedeutendsten historischen Parkanlagen der Hansestadt. Er gilt als wichtigster Teil einer der größten zusammenhängenden gartenkulturell gestalteten Landschaften in Norddeutschland aus der Zeit um 1800 und besitzt das einzige in nennenswerten Resten erhaltene Beispiel einer „ornamented farm“ im heutigen norddeutschen Raum.

Quelle: Denkmalverein Hamburg