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Im Jahr 2020 eröffnen zwei deutsch-französische Kulturinstitute in Rio de Janeiro und Palermo. Weitere Programme des Goethe-Instituts setzen auf eine intensivere Zusammenarbeit mit der Europäischen Union. Im Kulturprogramm legt das Goethe-Institut einen Schwerpunkt auf Dekolonisierung und Nachhaltigkeit. In der Spracharbeit entwickelt das Goethe-Institut verstärkt neue digitale Angebote.

 

Der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann zeigte sich alarmiert über die zunehmende nationalistische Entwicklung in Deutschland und verschiedenen europäischen Ländern und über Abschottung, Fremdenhass und Antisemitismus: „Das Goethe-Institut hat weltweit viele Jahrzehnte dafür gearbeitet, das Vertrauen zu Deutschland wiederherzustellen. Das war nur möglich durch die verantwortungsvolle Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Nur so sind wir in der Welt glaubwürdig. Deshalb müssen wir der aktuellen verhängnisvollen Entwicklung entgegentreten, uns entschieden für eine offene, freiheitliche Gesellschaft einsetzen und dafür intelligente Allianzen bilden.“ Hierbei habe sich bewährt, dass nicht der Staat, sondern unabhängige Mittlerorganisationen an vorderster Stelle agierten, da sie auf privilegierte Weise mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen kooperieren und Räume für freien Ausdruck und Dialog schaffen könnten. Lehmann zog ebenso Bilanz zur Spracharbeit des Goethe-Instituts: „Wir wissen, dass es einen erheblichen Unterschied macht, wenn ausländische Studierende und Fachkräfte auf ihrem Weg nach und in Deutschland gut begleitet werden. Hierzu entwickelt das Goethe-Institut mit vielen Partnern Prototypen und experimentiert mit neuen Formaten, die die bisherigen Angebote und Sprachkurse ergänzen sollen. Besonders jüngere Zielgruppen wollen zeitlich und örtlich flexibel lernen. Smartphone, Tablet und Gamification gehören für sie selbstverständlich zum Lernen dazu. Hier haben wir uns deutlich transformiert.“ Das Goethe-Institut entwickelt gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin erstmals ein Digitales Studienkolleg, das internationale Studieninteressierte gezielt auf den Direkteinstieg in ein Bachelorstudium an einer deutschen Hochschule vorbereitet und künftig in vielen Ländern angeboten werden soll. Ein erstes Informatik-Modul wird gerade am Goethe-Institut Kairo und an der TU Berlin pilotiert. Mit den Ergebnissen derdiesjährigen Haushaltsverhandlungen zeigte sich Lehmann zufrieden: „Unser Dank geht an die Abgeordneten des Bundestages und das Auswärtige Amt, die die Bedeutung unserer Arbeit in diesen Zeiten erkannt und gestärkt haben.“

 

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert führte aus: „Mit dem Mittelaufwuchs aus der Bereinigungssitzung des Deutschen Bundestages von über 10 Millionen Euro können wir unser Netzwerk an kulturpolitisch wichtigen Stellen stärken und die europäische Zusammenarbeit weiter vorantreiben. Im nächsten Jahr werden wir etwa zusammen mit der französischen Seite die ersten zwei deutsch-französischen Kulturinstitute in Rio de Janeiro und Palermo eröffnen. Im Irak bereiten wir derzeit ebenfalls eine deutsch-französische Zusammenarbeit vor. Mit der Unterstützung aus öffentlichen Mitteln können wir auch die Goethe-Zentren in Baku und Eriwan fortführen, die für einen dauerhaften Betrieb als Goethe-Institut vorbereitet werden. Wir freuen uns sehr über den großen Erfolg des Deutschlandjahres ,Wunderbar Together‘ in den USA und werden die ,Goethe Pop Ups‘, die aus diesem Anlass in Houston, Kansas City und Seattle aufgebaut wurden, für ein weiteres Jahr fortsetzen. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit dieser übergreifenden transatlantischen Begegnungs-Initiative.“

Der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Rainer Pollack sagte: „Die institutionelle Förderung bildet die Grundlage für das weltweite Netzwerk des Goethe-Instituts, die Arbeit baut auf Kontinuität auf und bedarf langfristiger Planung. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an unseren Deutschkursen im Ausland sieht die Tendenz für 2019 positiv aus mit einem voraussichtlichen Wachstum von circa fünf Prozent. An den Goethe-Instituten in Deutschland, die keine öffentliche Förderung erhalten, bleibt die finanzielle Lage nach wie vor angespannt. Zwar steigen die Kursteilnehmerzahlen in Deutschland 2019 nach einem flauen 2018 wieder leicht an. Wir müssen derzeit allerdings trotzdem von einem Defizit von etwa 1,4 Millionen Euro ausgehen. Die nachhaltige wirtschaftliche Konsolidierung steht daher 2020 im Eigenmittelbereich weiterhin im Vordergrund.“

 

Klaus-Dieter Lehmann betonte, dass die Goethe-Institute in Subsahara-Afrika schon seit mehreren Jahren die Themen Kolonialismus und Dekolonisierung im Blick hätten: „Das Goethe-Institut sieht sich in einer besonderen Verantwortung, die Vergangenheit nicht als abgeschlossenes Kapitel zu behandeln, sondern als historische Verpflichtung für die Zukunft. Wir möchten, dass die Positionen unserer afrikanischen Partner sicht- und hörbar werden. Die Stimmen sind da, wir müssen ihnen nur zuhören. Insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch an anderen Orten der Welt, erwarten unsere Partner übrigens immer mehr von uns als Institution, dass wir unsere eigene Rolle reflektieren.“ Dies fordere eine besondere Aufmerksamkeit schon bei der Entwicklung der Projekte: 2020 könnten nun viele Vorhaben realisiert und fortgesetzt werden, die 2018 und 2019 in gemeinsamen Gesprächen mit Künstler*innen und Kulturinstitutionen auf dem afrikanischen Kontinent konzipiert wurden.

 

Johannes Ebert sprach über die Arbeit des Goethe-Instituts für und zu Europa: „Europa ist unsere Grundlage, die europäische Zusammenarbeit stärkt uns angesichts globaler Herausforderungen. Die europäische Integration voranzutreiben, ist ein wichtiges Ziel des Goethe-Instituts. Neben der Gründung der deutsch-französischen Kulturinstitute und unserem Engagement im europäischen Verbund der nationalen Kulturinstitute EUNIC, haben wir auch die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union systematisch ausgebaut. Im Oktober 2019 haben wir unter anderem mit mehreren Konsortialpartnern das ,House of Europe’ in der Ukraine an den Start gebracht, das mit Mobilitätsstipendien und Koproduktionen den Austausch mit EU-Ländern ermöglicht. Mit dem Projekt ,Generation A = Algorithmus‘ werden die Goethe-Institute in Europa sich zudem mit der Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für Ethik, Arbeit, Kreativität und Klimawandel befassen. Auf Jugendkonferenzen, in Ausstellungen und Bibliothekskooperationen soll mit Expertinnen und -experten und mit der Generation der heute 15- bis 30-Jährigen eine positive Zukunftsvision entwickelt werden: für einen europäischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz und ihren weltweiten Implikationen.“

 

Generalsekretär Ebert sagte weiter: „Die Themen Ökologie, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind wichtige Themen für das Goethe-Institut. Denn hier entscheidet sich das Schicksal der Menschheit. Kultur und Bildung können einen wichtigen Beitrag zur Bewusstmachung und Information leisten. In diesem Jahr freue ich mich besonders, dass das Goethe-Institut seine Kooperation mit dem niederländischen Prince Claus Fund in diesem Bereich verstetigt hat.“ Katarzyna Wielga-Skolimowska, Referentin in der Kulturabteilung des Goethe-Instituts, erläuterte: „Durch die Kooperation können wir herausragende künstlerische Projekte an der Schnittstelle von Kultur und Ökologie fördern und wollen damit kleine, aber wirkungsvolle kulturpolitische Impulse in 16 Ländern setzen. Mit einem gemeinsamen Fonds fördern wir dezidiert auch Künstlerinnen und Künstler, die am Anfang ihrer Karriere stehen.“

 

Quelle: Goethe-Institut e.V.

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