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Der neunte Günter Rohrbach Filmpreis, den die Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung in Zusammenarbeit mit der Kreisstadt Neunkirchen alljährlich vergibt, geht an eine der aktuell spannendsten deutschen Produktionen: „Systemsprenger“. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Freitag, 8. November, passend zur Fokussierung des Günter Rohrbach Filmpreises auf „Arbeitswelt und Gesellschaft“ in der Industriekultur-Kulisse der Neuen Gebläsehalle im Rahmen einer Gala verliehen.
 
„In diesem Jahr zeichnet die Wettbewerbsbeiträge eine auffallend große Affinität zu Familienthemen aus. Es geht um Erziehung, um die Beziehungsebene zwischen Eltern und Kindern, um Verantwortung und das Eingebundensein in die Gesellschaft. Auf jeden der vier Filme, die es aus 61 Einsendungen ins Finale geschafft haben, trifft dies zu. Ganz besonders aber auf „Systemsprenger“, den Gewinner des Günter Rohrbach Filmpreises 2019,“sagteOberbürgermeister Jörg Aumann.
 
Regisseurin Nora Fingscheidt, von der auch das Drehbuch stammt, erhielt den Preis gemeinsam mit den Produzenten Peter Hartwig und Jonas Weydemann für ihr inzwischen auch für den Auslands-Oscar eingereichtes Werk. Nora Fingscheidt bedauert, dass sie persönlich nicht nach Neunkirchen kommen konnte, da sie derzeit in den USA als Regisseurin für ein größeres Projekt arbeitet. Peter Hartwig und Jonas Weydemann bedankten sich daher auch im Namen der Regisseurin: „Was für ein toller Preis! Arbeit und Gesellschaft – auch das sollte in unserem Film ein Thema sein. Wir freuen uns ganz besonders darüber, dass wir mit dem Film zahlreiche Debatten in unserer Gesellschaft anstoßen. Film kann etwas bewirken – Film kann Menschen bewegen, das spüren wir gerade vielerorts. Wir danken Nora und unserem ganzen Team für den Glauben an diese Sache.“
 

Günter Rohrbach Filmpreis

Die Juryvorsitzende Margarethe von Trotta, die selbst erst im Mai beim Deutschen Filmpreis mit dem Ehrenpreis für „herausragende Verdienste um den deutschen Film“ ausgezeichnet worden war, hielt die Laudatio. Dreh- und Angelpunkt des im Jugendhilfe-Kosmos angesiedelten Spielfilms ist die neunjährige Benni. Deren Biographie zeugt vom Scheitern jeglicher Integrationsbemühungen. Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule, sie hat alles durch und egal, wo man Benni hinsteckt: Sie fliegt sofort wieder raus. Das wilde Mädchen ist das, was man im Jugendamt einen „Systemsprenger“ nennt. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei Mama wohnen! Doch die hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Einzig der Anti-Gewalttrainer Micha versucht sie in der Abgeschiedenheit einer Waldhütte aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien. Ein Film von großer gesellschaftlicher Relevanz, deckt er doch schonungslos die Grenzen unserer pädagogischen Ansätze auf.
 
Darstellerpreise
Als beste Darstellerin wurde Rosalie Thomass und als bester Darsteller Rainer Bock mit einem Preisgeld von jeweils 3.000 Euro geehrt.
Rosalie Thomassverkörpert in „Rufmord“ die Lehrerin Luisa, die wegen ihrer frischen Unterrichtsmethoden sehr beliebt ist. Als sie einem Schüler die Gymnasialempfehlung verweigert, wird auf der Schul-Webseite ein Nacktfoto von ihr veröffentlicht. Obwohl der Verursacher ausgemacht werden kann, findet Luise keinen Ausweg. Der Film veranschaulicht, wie schnell sich aus einem unbedacht angefertigten Privatfoto eine lebensbedrohliche Verleumdungskampagne entwickeln kann. Aufgrund einer Erkrankung im engsten Familienkreis musste Rosalie Thomass ihre Teilnahme an der Gala kurzfristig absagen, bedankte sich jedoch per Videobotschaft: „Unter all den großartigen Leistungen meiner Kolleginnen und Kollegen dieses Jahr mit dem Günter Rohrbach Preis ausgezeichnet zu werden, ist für mich eine ganz besondere Ehre. Unsere Arbeit als Schauspielerinnen ist nichts für alleine in der dunklen Kammer – wir wollen und müssen gesehen werden mit dem was wir tun. Wenn wir dann noch erkannt werden, wie hier von dieser wunderbaren hochkarätigen Jury, dann ist das wirklich ein besonders großes Glück, für das ich mich von Herzen bedanken möchte.“
 
Ebenso zieht Schauspieler Rainer Bock die Zuschauer in dem Film „Atlas“ in den Bann. Wie die gleichnamige Figur aus der griechischen Mythologie muss Walter bei Wohnungsräumungen als Möbelpacker große Lasten tragen. Zuviel wird es für ihn, als er im Auftrag seiner recht zwielichtigen Spedition an der Tür seines Sohnes, den er bereits im Kindesalter verlassen hat, klingelt. Walter sucht den Kontakt zu der Familie, bringt es aber nicht fertig, seine wahre Identität zu offenbaren. Doch ein arabischer Clan forciert die Entmietung mit harten Bandagen.      
Rainer Bock, der von Jurymitglied und Chefredakteur des Branchenmagazins „Blickpunkt:Film“ Ulrich Höcherl für sein einfühlsames Spiel geehrt wurde, freute sich sehr über die Auszeichnung: „Die Namensgeberschaft dieses Preises allein erfüllt mich mit großer Freude und großem Stolz...  Die Darstellung eines sogenannten ,kleinen Mannes‘, der versucht über sich hinauszuwachsen, mit diesem Preis zu bedenken, dessen Namensgeber Zeit seines Lebens am oberen Rande des Möglichen gearbeitet hat, ist einfach... Danke!“
 
Preis des Saarländischen Rundfunks
Der mit 5.000 Euro dotiertePreis des Saarländischen Rundfunksging anAlbrecht Schuch gleich für zwei Wettbewerbsfilme, nämlich „Atlas“ und „Systemsprenger“. In beiden Produktionen spielt Schuch einen liebevollen Vater, der seine Familie beschützen will. Während in „Atlas“ die drohende Wohnungsräumung zur Existenzbedrohung wird, ist es in „Systemsprenger“ ein Kind, das er wider professionelles Wissen zu nah an sich und seine Familie heranlässt. Es sind die feinen Zwischentöne, die das Spiel des stattlichen Mannes bestimmen. Dabei gelingt Schuch in beiden Filmen eine synergetische Interaktion mit seinen Filmpartnern, ohne diese an die Wand zu spielen.
Und so verwundert es nicht, wie sich Albrecht Schuch, der aufgrund aktueller Dreharbeiten leider nicht nach Neunkirchen kommen konnte, per Videobotschaft bei seinem Laudator, dem Intendanten des SR Prof. Thomas Kleist bedankte: „Die beiden Filme „Atlas“ und „Systemsprenger“ waren sogenannte Herzensprojekte. Dass diese Energie nun zurückkommt, vor allem durch so viele persönliche Rückmeldungen des Publikums, ist der wärmste Applaus, den ich kenne. Ich freue mich daher hammermäßig über diesen Preis, da er mich an genau diese Herzenskommunikation zwischen Menschen erinnert.“
 
Preis der Saarland Medien GmbH 
Den Preis der Saarland Medien GmbH (3.500 Euro) überreichte Ministerpräsident Tobias Hans an Frank Lamm. Als Kameramann zeichnet dieser verantwortlich für die gewaltige Bildsprache der „Deutschstunde“. Die im Oktober bundesweit in den Kinos angelaufene Produktion basiert auf dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz aus dem Jahre 1968. Im Fokus steht ein Maler, dessen Werke von den Nazis als „entartete Kunst“ verfemt werden und von einem Dorfpolizisten, der sein Pflichtbewusstsein über jegliche persönliche Emotion stellt. Im Psycho-Duell zwischen beiden steht der elfjährige Sohn des Polizisten, der nur verlieren kann. Neben den wunderbar eingefangenen Charakterzeichnungen der beiden Altmeister Tobias Moretti und Ulrich Noethen und des Nachwuchstalents Levi Eisenblätter sind es vor allem auch die wuchtigen Naturbilder, die den Film auszeichnen und für die folgerichtig auch der Kameramann ausgezeichnet wurde.   
 
Preis des Oberbürgermeisters
Mit dem Preis des Oberbürgermeisters (2.500 Euro) wurden die beiden Film-Editoren Julia Kovalenko und Stephan Bechinger für den Schnitt von „Systemsprenger“ ausgezeichnet. Oberbürgermeister Jörg Aumann würdigte die überzeugende Montage, die den Film spannend, schlüssig und visuell aufregend macht: „Durch Wiederholungen und sorgfältig gewählte Übergänge wird unterstrichen, dass die junge Benni durch ihre unkontrollierten Wutausbrüche von niemandem zu bändigen ist, und sie so immer wieder in eine neue Umgebung und immer tiefer in einen Teufelskreis gerät.“
Julia Kovalenko, Stephan Bechinger und Nora Fingscheidt (Regie) haben sich im Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg kennengelernt und arbeiteten bei „Systemsprenger“ bereits zum fünften Mal zusammen. Kovalenko und Bechinger strahlten bei der Übergabe des Preises:  „Gerade von dieser Jury ausgezeichnet zu werden, ehrt uns sehr! Wir freuen uns riesig, dass „Systemsprenger“ eine so großartige Resonanz erhält und darüber hinaus die Arbeit aller Beteiligten honoriert wird.“
 
Die Moderation des Abends lag in den bewährten Händen von Schauspieler Peter Lohmeyer, der erstmals 2016 als Laudator beim Filmpreis in Neunkirchen zu Gast war und bereits im vergangenen Jahr locker-amüsant durch den Abend führte. Den musikalischen Part übernahm die saarländische Jazz-und Soulband „Elm F. and the rooks“, die der Veranstaltung den letzten Schliff verpasste.
 
Oberbürgermeister a.D. Jürgen Fried, Initiator des Filmpreises, Jurymitglied und Vorsitzender der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung,zieht hochzufrieden Bilanz: „Der neunte Günter Rohrbach Filmpreis hat einmal mehr gezeigt, dass wir uns einen hervorragenden Ruf in der Filmbranche erarbeitet haben.  Wir freuen uns, Günter Rohrbach zu Ehren jedes Jahr dieses Fest für Filmfans – sowohl für Cineasten als auch für Filmschaffende – feiern zu können. Dank eines besonderen Menschen, der vor 91 Jahren in Neunkirchen geboren wurde.“
 
Der Günter Rohrbach Filmpreis wird seit 2011 an deutschsprachige Fernseh- und Kinofilme verliehen, deren Fokus auf dem Themenfeld „Arbeitswelt und Gesellschaft“ liegt und mindestens eine Länge von 80 Minuten haben. Aus den 61 in diesem Jahr eingereichten Wettbewerbsbeiträgen wählte die sechsköpfige Jury um die Vorsitzende Margarethe von Trotta die Preisträger aus. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ist nach dem gebürtigen Neunkircher Prof. Günter Rohrbach benannt. Günter Rohrbach zählt zu den größten deutschen Filmproduzenten.
 
Der Günter Rohrbach Filmpreis 2019 wird unterstützt von: Sparkasse Neunkirchen, Ministerpräsident des Saarlandes, Dr. Theiss Naturwaren GmbH, Terrag GmbH, Saarländischer Rundfunk, Neunkircher Verkehrs GmbH, Maurer Sondermaschinenbau, Ministerium für Bildung und Kultur, Saarland Medien GmbH, LBS Saar, Saarland Sporttoto GmbH und Torpedo Gruppe.
 
Quelle: Anke Zindler PR Agentin

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