News-Port
Grundsätzlich sollte allen Tänzern um das goldene Online-Kalb ja das Herz aufgehen, da sich mittlerweile selbst große Dirigenten in die Pflicht nehmen, ihr tägliches Erlebnisjournal in die Tasten zu meißeln. Aber das Netz mit seinen weiten Maschen ist eben auch von unnachgiebiger Durchsicht. Das sieht, wer Leonard Slatkin sieht. Slatkin probt an der MET die "Traviata". Täglich schreibt er ein bisschen nervösen Kunsterlebnisklatsch auf.

Über den Star-Bariton Thomas Hampson zum Beispiel, dass er wegen einer Bronchitis später in New York angekommen sei, nun aber (Eintrag 20. März!) ganz wunderbar bei Stimme sei: "He sounded great."
So ein peinlich jammervoller Opernzufall, dass Hampson nun aber auch eine Website hat und ein für den 21. März geplantes Heidelberger Konzert wegen "bronchical flu" unter großem Bedauern stornierte. Da hüsteln wir altmodischen Papiermenschen ein bisschen verlegen und denken an die gute alte Zeit zurück, als der Vorhang bis zur Premiere zu war. Und zu allem schwieg.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung