News-Port
Der langjährige Leiter des Bundesjazzorchesters Peter Herbolzheimer ist tot. Er starb bereits am vergangenen Samstag in der Kölner Universitätsklinik im Alter von 74 Jahren an einer schweren Krankheit, wie der künstlerische Geschäftsführer des Deutschen Musikrates, Peter Ortmann, am Montag in Bonn mitteilte.

"Herbolzheimer war ein großer Künstler und glühender Verfechter geschmackvoller wie handwerklich gut gemachter Musik auf hohem Niveau", würdigte ihn Musikratspräsident Martin Krüger. Mit Herbolzheimer verliere der Big Band Jazz einen der ganz Großen des internationalen Musiklebens.

Die europäische Jazzgeschichte habe er als Musiker, Komponist und Arrangeur gleichermaßen geprägt und beeinflusst. Der am 31. Dezember in Bukarest geborene Herbolzheimer ist dem breiten Publikum vor allem durch Auftritte in Fernsehsendungen wie "Bio's Bahnhof" und "ZDF Jazzclub" ein Begriff geworden. Mit seiner "Jazz-Gala", bei der er die damals bekanntesten amerikanischen Jazzkünstler begleitete und präsentierte, spielte der Absolvent des Nürnberger Konservatoriums in ganz Europa.

Ganze neue Töne angeschlagen
Nach vielen Jahren in Orchestern von internationalem Rang, wie bei Bert Kaempfert, und Stationen in den USA, schlug Herbolzheimer mit der Gründung seiner "Rhythm Combination & Brass" Anfang der 60er Jahre neue Töne an. Er setzte elektronische Instrumente ebenso wie Rhythmen und Themen der Rockmusik ein und trug damit den aktuellen Entwicklungen im Jazz Rechung.
Als der Deutsche Musikrat 1987 das Bundesjazzorchester (BuJazzO) zur Spitzenförderung des Jazz-Nachwuchses gründete, gab es für die künstlerische Leitung keine Alternative zu Herbolzheimer: Er sei als lenkender Geist des BuJazzO ein Glücksfall gewesen, erklärte Krüger.
Der Jazz-Musiker stellte sein aktuelles Repertoire zur Verfügung und komponierte zahlreiche Stücke extra für dieses Orchester und seine jungen Solisten. Damit habe er neue Maßstäbe gesetzt und sei beispielgebend für die wachsende Zahl von Jugend- und Schülerbigbands überall in Deutschland gewesen. "Viele Musiker und junge Jazztalente verlieren mit ihm einen väterlichen Freund, Förderer und liebevoll kritischen Begleiter", sagte Krüger.

Spitzentalente gefördert
20 Jahre lang stand Herbolzheimer an der Spitze des Orchesters, bevor er 2007 die Leitung abgab. Nach Angaben des Musikrats ebnete er zahlreichen Spitzentalenten den Weg, darunter Till Brönner, Roger Cicero, Peter Weniger oder Michael Wollny.
Herbolzheimer, der als erstes Instrument eine Gitarre lernte und mit 24 Jahren zur Posaune wechselte, erhielt für seine Verdienste unter anderem den Musikpreis der Stadt Frankfurt, den Großen Deutschen Schallplattenpreis, die Goldene Schallplatte und das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Quelle: SDR