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„In einer freien demokratischen Gesellschaft muss Kunst gezeigt werden können“, sagte gestern (14. Januar) Bildungs- und Kulturministerin Karin Prien im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Grund- und Gemeinschaftsschule Timmendorfer Strand. Der Diskussion mit der Ministerin, den Filmemachern Charly Hübner und Sebastian Schultz und dem 1. Vorsitzenden des Vereins Koki, Andres vom Ende, war die Vorführung des Films „Wildes Herz“ im Kommunalen Kino (KoKi) in Lübeck vorausgegangen.

Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hatte diese Veranstaltung für Schülerinnen und Schüler organisiert, nachdem eine im November im Rahmen der Schulkinowoche geplante Vorführung nach einer Bombendrohung abgesagt werden musste. Das KoKi hatte sich daraufhin spontan bereit erklärt, den Film zu zeigen.
 
„Es geht mir um die Kunstfreiheit, dafür muss der Staat den Rahmen schaffen. Ob ich selbst die Punkband Feine Sahne Fischfilet oder den Film selbst mag, darf dabei keine Rolle spielen“, sagte Prien. Man müsse anerkennen, dass die Band eine künstlerische und politische Entwicklung durchlaufen habe seit sie 2009 als Schülerband begonnen habe. Das gelte auch für die Inhalte der Texte, die ja oft nicht politisch seien. Prien weiter: „Nicht jeder Satz, den man als Schüler formuliert, muss zu Ende gedacht sein.“
 
Die Freiheit der Kunst sei Gradmesser einer demokratischen Gesellschaft, eine pluralistische Gesellschaft dürfe nicht vor extremistischen Drohungen in die Knie gehen und sich in ihren Freiheiten beschneiden lassen. Die Ministerin trat vehement für eine reflektierte Debatte zu den Themen Extremismus und Freiheit der Kunst ein und betonte, eben deswegen habe das Ministerium nach der Absage die Dinge selbst in die Hand genommen und dafür gesorgt, dass die seinerzeit ausgefallene Veranstaltung stattfinden kann. „Das sind wir den Schülerinnen und Schülern schuldig, die sich damals und jetzt wieder zum Schauen und anschließenden Diskutieren angemeldet haben“, hob die Ministerin hervor: „Sie wollen diesen Film sehen, sie wollen das Gesehene reflektieren und sie wollen darüber sprechen. Ich möchte, dass sie das können - und ich wollte dabei sein und mitdiskutieren.“ Im Übrigen sei die politische Bildung eine wichtige  Aufgabe von Schule; Kunst, auch kritische Kunst sei besonders geeignet, Schülerinnen und Schüler zu kontroversen Diskussionen anzuregen, zumal dann, wenn Kunst nah an der Lebenswelt von Jugendlichen sei, sagte Prien. „Gerade wenn man unterschiedlicher Meinung ist, ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und zu lernen, die Meinung des anderen auszuhalten.“
 
„Wildes Herz“ ist ein Film von Regisseur Charly Hübner und Produzent Lars Jessen, der unter anderem von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gefördert wurde. Der Film hat das Prädikat „besonders wertvoll“ der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) erhalten und ist ab 12 Jahren freigegeben. Inhalt ist das Portrait der mecklenburg-vorpommerschen Band „Feine Sahne Fischfilet“ und ihres Sängers „Monchi“.
 
Der Film „Wildes Herz“ sollte im Lübecker Raum im Rahmen der Schulkinowoche gezeigt werden. Veranstalter der Woche sind die gemeinnützige Vision Kino gGmbH/Netzwerk für Film- und Medienkompetenz in Kooperation mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH), mit dem Kino in der Pumpe Kiel, der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg, dem Landesverband Jugend und Film Schleswig-Holstein, der Aktion Kinder- und Jugendschutz Schleswig-Holstein und der Bundeszentrale für politische Bildung.
 
Die Schulkinowoche ist eine bundesweite Initiative, die von allen 16 Bundesländern unterstützt wird. Die Finanzierung der Schulkinowoche Schleswig-Holstein setzt sich aus Zuwendungen des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (42.000 Euro) sowie aus Landesmitteln (35.000 Euro) zusammen.

Quelle: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein